Kapitel 13: Zarte Bande

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Nach circa zwei Wochen des absoluten Stillliegens mit ständigen Besuchen von Porlyusica-san, in denen sich Natsu vehement weigerte, das Krankenzimmer zu verlassen, konnte Lucy sich zumindest ohne diese brennenden Schmerzen in Knochen und Muskeln wieder bewegen und ein paar zusammenhängende Sätze formulieren, statt nur einzelne Wörter zu krächzen. Allerdings war ihre Magie immer noch auf dem absoluten Nullpunkt. Nicht einmal ihre goldenen Schlüssel reagierten auf sie mit irgendeiner Antwort, worüber sie unglaublich traurig war, immerhin war sie noch nie längere Zeit so von ihnen abgeschnitten gewesen. Gott sei Dank kam wenigstens Loki sie besuchen und überbrachte von den anderen Grüße und gute Besserungs Wünsche, sogar von Aquarius. Natürlich machte er ihr auch Vorhaltungen. Lucy konnte sein Ich hab dir doch gesagt... wirklich nicht lange ertragen, aber der Löwe ließ sich nicht um seine Standpauke bringen. Genauso wenig, wie Natsu.

Irgendwie benahm er sich komisch. Erst hatte er versucht, sie möglichst nett (für sein Verständnis) auszuschimpfen, dann hatte er versucht sich irgendwie ganz merkwürdig steif bei ihr zu bedanken. Beides war etwas danebengegangen und seit dem war die Situation zwischen ihnen beiden ziemlich verdreht gewesen, bis Lucy das Gespräch gesucht hatte. Erst, als sie ihm haarklein ihre Gedanken und Gefühle mitgeteilt hatte und warum sie das alles auf sich genommen hatte, war Natsu wieder etwas entspannter gewesen. Was aber auch nichts daran änderte, dass er sie laufend anstarrte und sich eben komisch benahm. Sogar für seine Verhältnisse noch komischer als sonst.

Natürlich hatte sie auch Besuch von allen anderen Mitgliedern der Gilde gehabt, inklusive auch des Masters und sie hatte eine ähnliche Märchenstunde abhalten müssen, wie Levy-chan, in der sie alles was passiert war von Anfang an aus ihrer Sicht hatte schildern müssen. Danach war sie erschöpft wieder für einen ganzen Tag eingeschlafen.

Die Schriftmagierin kam natürlich regelmäßig zu Besuch. Bei einer dieser Gelegenheit übertrug die Blondine Metallicanas mitgebrachte Energie auf sie und erklärte ihr, dass sie es für „besser" hielt, wenn sie sie an Gajeel weitergab. Naja so ganz gelogen war das ja nicht, aber Lucy wollte ihrer besten Freundin auch nicht auf die Nase malen, wie offensichtlich ihre Verknalltheit war, das würde sie bloß in noch größere Verlegenheit bringen und wahrscheinlich würde sie sich dann vor dem Eisendrachen ganz merkwürdig aufführen. Levy-chan für ihren Teil war glücklich damit, also hatte Lucy wohl die richtige Entscheidung getroffen.

Allerdings hatte Levy nicht den blassesten Schimmer, wie sie das anstellen sollte. Zwar suchte sie bereits seit ein paar Minuten nach Gajeel, aber was sie zu ihm sagen sollte, wenn sie ihn gefunden hatte, war ihr ein Rätsel. So kam es dann logischerweise dazu, dass die Blauhaarige erstens voll in den Gesuchten hinein knallte, weil sie zu sehr ihren eigenen Gedanken nachhing und zweitens, dass sie schließlich vor ihm stand und sich einen abstotterte.

„Gajeel...", quietschte sie erschrocken.

„Yo", machte der nur und blieb vor ihr stehen. So direkt in seiner Nähe fühlte sich Levy immer noch kleiner und schmaler. Gajeel war viel größer und breiter als sie, aber auf eine beängstigend muskulöse und gutaussehende Weise, die ihr Herz Purzelbäume schlagen ließ. „Wie geht's?", setzte er irgendwann hinzu, als sie ihn genug angestarrt hatte und dabei vermutlich rot wie eine Ampel geworden war.

„Ganz gut", rang sich Levy ab und lächelte. „Ich kann aber immer noch keine Magie verwenden"

„Sollst du ja auch nicht", war die knappe Antwort, mit der der Eisendrache eine Augenbraue hochzog und skeptisch auf sie runter guckte.

„I-ich weiß, ja" Die Blauhaarige winkte schnell ab. „Also...", setzte sie erneut an und kam sich dabei immer bescheuerter vor.

„Hm?"

„Also du hast doch mitbekommen, was Lu-chan erzählt hat? Über diese Botschaften, die sie überbracht hat?"

Gajeel schnaubte. War er etwa beleidigt, dass er noch keine von ihr bekommen hatte? „Und?"

„Und ähm..." Ihre eigene Unfähigkeit machte Levy ganz krank.

Sie atmete tief ein und wieder aus, um Mut zu sammeln. So schlimm war das doch alles gar nicht. Vielleicht würde er sich sogar etwas freuen. Die Blauhaarige fasste sich ein Herz und legte schnell ihre rechte Hand auf die vor der Brust verschränkten Arme des Eisendrachen. Dann machte sie schnell die Augen zu, um seine Reaktion nicht mitzubekommen und konzentrierte sich darauf, die gesamte Energie, die sie von Lu-chan bekommen hatte, auf ihren Gegenüber zu übertragen.

Ein schwarzer Schleier legte sich von ihrer Hand ausgehend um den gesamten Körper des Dragonslayers und verschwand dann schließlich in seinem Inneren. Gajeel stutzte kurz und stieß ein überraschtes „Wow" aus, dann war der Moment schnell wieder vorbei.

Levy merkte, dass sie den Schwarzhaarigen immer noch berührte und zog verlegen ihre Hand weg. „Lu-chan meinte sie würde es besser finden, wenn... naja wenn ich das übernehmen würde" Oh was war sie blöd! Warum erzählte sie ihm das überhaupt?

Gajeel starrte einen Moment auf seine Hände, ballte sie zu Fäusten, öffnete sie dann wieder. Dann blickte er auf, grinste sein typisches Gajeel Grinsen und wuschelte ihre Haare durcheinander.

„Ich verhungere!", meinte er nur und zog Levy am Arm mit zu einem der freien Holztische, um bei Mira-san etwas zu essen zu bestellen. Ob das wohl seine Art war, ihr danke zu sagen? Sie wusste es nicht genau. Sie wusste nur, dass sie wahnsinnig gerne mit ihm und Lilly an einem Tisch saß und zu Mittag aß. Auch wenn er nicht so der redselige Typ war, genoss sie einfach nur seine Anwesenheit und freute sich, dass Lu-chan ihr diese Aufgabe anvertraut hatte.

Die Nacht der Drachen (Fairy Tail FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt