Kapitel 4

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Chris POV

Nervös tigerte ich in meiner Wohnung herum. Ich hatte Minho heute Abend zum Trinken eingeladen. Er war bisher noch nie in meiner Wohnung gewesen, deshalb war ich umso nervöser. Den ganzen Tag schon ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ob ich wollte oder nicht, er war mir unter die Haut gegangen. Im nächsten Moment klingelte es und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich ging zur Tür und drückte auf den Summer. Wenig später stand er vor mir. „Hey, komm doch rein" sagte ich und trat zur Seite. Er zog sich im Flur die Schuhe aus und hängte seine Jacke an der Garderobe auf. „Schön hast du's hier" sagte er beiläufig und schaute sich ein wenig um. „Ich hab beim Convenience Store Hühnchen und Bier gekauft. Das können wir gleich essen" sagte ich und setzte mich mit ihm an den Couchtisch. Ich öffnete uns jeweils eine Dose und nahm einen Schluck. „Bist du nochmal Jisung oder Felix begegnet?" fragte ich plötzlich und bereute diese Frage im nächsten Moment. Er schüttelte nur den Kopf. „Nein, zum Glück nicht. Ist auch besser so" sagte er und leerte seine Bierdose bis zur Hälfte. „Stimmt wohl" antwortete ich. Nach einer Weile bekamen wir Hunger. „Wir sollten vielleicht nicht auf leeren Magen trinken" meinte ich lachend und verschwand mit dem Hühnchen in der Küche. Als dieses vorbereitet war, stand Minho plötzlich hinter mir in der Küche und lugte mir über die Schulter. „Das duftet aber herrlich" sagte er und schnupperte. Mein Herz machte einen Hüpfer, weil er mir so nahe war. Auch sein Duft nach Aftershave war himmlisch. „Ist gleich fertig" antwortete ich lachend und servierte das Essen auf Tellern.

Anschließend setzten wir uns ins Wohnzimmer und fingen an zu essen. Ich schaute ihm dabei lächelnd zu. Minho hob den Kopf. „Ist was?" fragte er nun. „Nein nein, alles gut" erwiderte ich schnell und widmete mich wieder meinem Essen. Vielleicht sollte ich ihn wirklich nicht so anstarren, aber ich konnte nicht anders. Als wir fertig waren, fiel mir auf, dass er noch ein Reiskorn am Mundwinkel hängen hatte. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und wischte es weg. „Oh danke.." gab Minho etwas abwesend von sich und drehte seinen Kopf weg. Ich seufzte leise. Nachdem wir etwas mehr Alkohol intus hatten, wurde die Stimmung lockerer. Inzwischen hatten wir uns nebeneinander gesetzt. Plötzlich legte er seinen Kopf in meinen Schoß und schloss die Augen. Behutsam strich ich ihm über den Kopf. Dabei kam er mir wie eine kleine Katze vor. Ein Lächeln huschte auf meine Lippen. Er war süß und doch so zerbrechlich. „Sag mal, warum hast du mich heute eingeladen?" fragte er mich und schaute zu mir hoch. „Ach, ich hatte eben Lust drauf. Außerdem warst du noch nie bei mir und ich wollte dir einfach mal meine Wohnung zeigen." Minho hob eine Braue. „Das ist alles? So wirklich glauben tue ich dir das nicht. Du willst mir doch irgendwas sagen." Er erhob sich aus meinem Schoss und blickte mich ernst an. Ich schluckte leicht. „Hach, vermutlich gibt es da doch etwas" meinte ich seufzend und kratzte mir über den Nacken. „Na los, raus mit der Sprache." Minho ließ nicht locker und kam mir immer näher. „Sag schon" sagte er fordernd und war mir nun so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. Reflexartig schubste ich ihn von mir weg, sodass er auf dem Boden landete.

„Was ist denn mit dir los?!" rief er entgeistert und rieb sich den Rücken. „Tut mir leid.. du warst mir zu nahe.." murmelte ich und biss mir auf die Unterlippe. Verdammt, seine Nähe machte mich wirklich nervös und so nahe wie er mir gekommen war, brachte mich das völlig aus dem Konzept. "Ist ja auch egal, du scheinst es mir nicht sagen zu wollen. Dann vielleicht später" sagte Minho und hakte das Thema damit ab. Erleichtert seufzte ich aus. "Sag mal, wie sehr vertraust du Menschen eigentlich?" fragte ich nun plötzlich. Verwirrt schaute er mich an. "Was soll denn die Frage jetzt auf einmal?" Er warf mir einen perplexen Blick zu. "Interessiert mich halt" erwiderte ich. Er seufzte. "Naja wenn du schon so fragst, ich vertraue nur sehr wenigen und es braucht seine Zeit bis ich überhaupt Vertrauen fassen kann" erzählte er nun. "Aber ich bin schon vielen Leuten begegnet, die nur so getan haben und bin dann wortwörtlich auf die Schnauze gefallen. Das passiert aber vielen, denke ich mal. Und wie sieht es bei dir aus?" fragte er zurück. "Tja, seit einem gewissen Vorfall auch eher schwerer und länger dauert es auch" fing ich an. "Mein Ex-Partner hatte Schulden. Er hat jedoch immer behauptet er würde das wieder hinbekommen und sich dabei immer tiefer in den Schlamassel geritten. Zu der Zeit war meine Mutter schwer krank und ständig im Krankenhaus. Ich hatte etwas Geld für die OPs zurückgelegt. Eines Tages kam ich Heim und entdeckte den leeren Umschlag, wo das Geld drin war, auf der Kommode. Er hat wirklich alles davon genommen und sich aus dem Staub gemacht. Glücklicherweise konnte Verwandte von mir die Krankenhausrechnungen bezahlen und meine Mutter ist auch wieder gesund geworden. Aber das er mich so hintergehen würde.." Minho ergriff meine Hand und strich mitfühlend über diese. Sofort verflogen die negativen Erinnerungen. "Vertraust du denn mir?" fragte er nun und schaute zu mir auf. "Ehrlich gesagt vertraue ich dir schon seit unserer ersten Begegnung" antwortete ich lächelnd. "Du bist da wirklich die Ausnahme. Also fühl dich geehrt" meinte ich grinsend und er lachte herzhaft auf. Dann musste ich jedoch gähnen. "Ich glaube wir sollten mal schlafen gehen. Hab das Sofa schon für dich hergerichtet."

Als Minho schon lange am schlafen war, stieg ich doch nochmal aus dem Bett auf und betrachtete ihn einen kurzen Moment. Zärtlich strich ich ihm über die Wange. Er sah so friedlich aus. "Schlaf gut" hauchte ich ihm noch zu und legte mich dann auch endlich hin und schlief ein. 

Minhos Story and How He Found Love (Spin-Off von Triangular Relationship)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt