Leidenschaft

357 7 0
                                    


„Ihre Blutwerte sind im guten Rahmen. Lunge ist okay, alle andere Organe auch, bis aufs Herz... Es klopft ungleichmässig. Sie braucht nun viel Ruhe. Wir geben ihr noch ein bisschen Atenolol, dies hilft gegen Bluthochdruck." Eine weitere Stimme ist zu hören. Sie klingt vertraut. „Wann kann sie wieder Nachhause?" - Amy. „Wissen wir noch nicht. Erstmal muss sich ihr Blutkreislauf regulieren. Mach dir keine Sorgen, sie ist hier gut aufgehoben!", antwortet die Ärztin. Ein Stechen in meinem Kopf, lässt mich aufstöhnen. Ich öffne die Augen. „Keine Sorge, die Kopfschmerzen werden gleich verschwinden, wir geben dir einwenig Aspirin.", beruhigt mich die Ärztin. Sie trägt einen strengen Knoten und trägt einen roten Lipgloss. „Später kommt dich Doctor Collins besuchen und führt weitere Untersuchungen durch.", informiert mich die Ärztin und verabschiedet sich.
Amy muss auf die Toilette.
„Du hast eine Weile geschlafen, Niara. Eine lange Weile..." Das tönt besorgt. Ich mag diesen Anblick nicht. „Wie lange?"
Dad seufzt. „2 Tage. Du warst im Koma. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, mein Schatz. Ich war zu wenig für dich da, sonst wäre das nie passiert. Mir isg bewusst worden, dass mich dieser Job rund um die Uhr beschäftigt und ..." „Dad. Mach dir bloss keine Vorwürfe. Das ist nicht deine Schuld, ok?" Verzweifelt sieht er mich an und rümpft seine Nase. „JJ hat mir von allem erzählt." Die Stille überholt uns. „Ward ist tot."
„Was?!", mir bleibt die Luft weg und ich huste.
Mein Herzklopfen nimmt Tempo an. „Das hätte ich jetzt nicht sagen dürfen, shit" Dad schlägt sich die Hand vor den Mund. „Hör mir zu Dad. Mir ist egal was mein Herz macht. Du musst mir erzählen was innerhalb diesen 2 Tagen passiert ist, okay?!", drohe ich ihn. Meine Neugier wird grösser.
„Also gut. Du hast Recht, du verdienst die Wahrheit."

Im Moment will ich nur alleine sein. Das ist das was ich jetzt brauche. In den letzten Tagen hatte ich kaum Zeit für mich. Die Worte von Dad muss ich erstmals verdauen.
„Ward ist tot. Rafe ist entlassen worden."
Ausserdem fällt mir ein Teil wieder ein, was ich während meines Koma's geträumt habe, was mich unverschämt fühlen lässt. Mir ist unglaublich warm. Langsam versuche ich mich aus dem Bett zu ziehen. Ich laufe langsam zum grossen Fenster, des Krankenhauszimmers. Das einzige Fenster hier drin. Draussen ist es dunkel geworden. Von hier aus sieht man ganz Outer Banks. Kein Wunder. Ich befinde mich im 12ten Stock, dieses Krankenhauses. Unzählige Lichter strahlen mir entgegen. Abgesehen, dass hier im Moment viel abgeht, ist Outer Banks unfassbar einzigartig. Dankbar bin ich, hier wohnen zu dürfen. Auch wenn es zurzeit gefährlich hier ist, gibt Outer Banks einem, dass Gefühl zuhause zu sein. Hier gibt es jährlich Rituale die immer wieder durchgeführt werden. Die Kultur lebt. Es gibt unzählige Party's und zugegeben ziemlich gut aussehende Jungs. Bei diesem Gedanke muss ich an Rafe denken. Mir wird langsam klar, dass ich mehr fühle, als ich erwartet habe, was gar nicht günstig ist, denn ich habe ihn angezeigt. Mir steigt eine Frage in meine Gedanken, die ich schon die ganze Zeit versuche wegzuschieben. Was wäre wenn es Kiara, Pope, John B, JJ und Sarah nicht gäbe. Hätte ich Rafe dann immernoch angezeigt? Auch wenn ich wüsste er wäre der Mörder? Habe ich das JJ zu liebe getan? Oder John B zu liebe?
Was ich weiss, das es grundsätzlich das richtige war. Doch Rafe war jetzt sowieso frei. Der schlimmste Gedanke ist, dass ich nicht weiss, wie er sich jetzt fühlt. Ich kann ihn jetzt nicht mehr richtig einstufen. Rafe ist ein Mörder. Ironisch wenn man an unsere erste Begegnung denkt... Ich schnaube wütend. „Ich bin kein Mörder Niara, ich bin Rafe. Rafe Cameron."
Vielleicht war das Schicksal?
Ehe ich noch weiter denken kann, öffnet sich die Zimmertüre. Ich erwarte Dad, denn er kommt mich mindestens zwei Mal am Tag hier im Krankenhaus besuchen, doch das ist er nicht.
Mir bleibt das Herz stehen, als ich Rafe's Gesicht erblicke. Er schliesst die Türe hinter sich. Wortlos setzt er sich aufs Bett. Ich bleibe am Fenster stehen und mache keinen Ruck.
Draussen sind nun die Lichter nicht mehr zu sehen, man hört irgendwo eine Sirene eines Polizeiautos, Hunde die bellen und Musik.
Mein Körper zittert.
„Ich werde weggehen. Mit meiner Familie. Irgendwo weit weg von hier."
Ich habe Angst vor ihm. Ich habe ihn angezeigt. Da kann ich nur schlechtes Karma von ihm erwarten. Rafe bemerkt meine Angst. Auch wenn ich ihm nicht direkt in die Augen schaue, weiss ich, dass er mich anschaut.
„Ich wollte mich verabschieden."
„Wieso bist du hier?! Du solltest scheissenochmal wütend sein. Du solltest mich umbringen wollen. Rafe?! Ich habe dich ins Gefängnis gebracht?! Ich bin der Grund..."
Rafe steht nun hinter mir. Wenn ich mich jetzt um drehe, sehe ich ihm direkt in die Augen. Das würde mich nur noch mehr durcheinander bringen, deshalb lasse ich es sein.
„Das Problem ist... Niara... Das ich nicht auf dich wütend sein kann, verstehst du mich?!"
Ich drehe mich um. In seinen Augen spüre ich wie verletzt und verloren er ist. „Du hast nur das richtige getan... Alle hätten das in deiner Lage getan. Das einzige Problem habe ich. Ich habe sie umgebracht. Verstehst du? Ich werde für immer ein Mörder bleiben, dass wird mich das ganze Leben lang verfolgen, dass kann man nicht wieder gerade biegen..." Rafe lächelt während er sich eine Träne wegwischt. „Du hast Recht Rafe." Dieser Satz verletzt ihn noch mehr, das merkt man ihm an seinem Nasen schnauben an, welches er macht wenn er wütend oder verletzt ist. In meinem Kopf geht mir die ganze Zeit der Gedanke durch, dass er ein Mörder ist, doch anscheinend will mein Gehirn es nicht begreifen. „Ich sehe dich nicht als Mörder Rafe. Ich weiss das du einer bist. Für das hasse ich dich. Doch du bist ein verlorener Sohn, eines schlechten und komplett verzweifelten Vaters. In dieser Situation, würde jeder psychisch am Ende sein. Damit sage ich nicht, das ich das verstehe was du getan hast. Das werde ich auch nicht in Zukunft. Doch ich verstehe wie kaputt du aufrgund deines Vaters bist. Du bekommst so gut wie keine Liebe."
Ich kann einfach nicht anders.
Ich lege vorsichtig aber gewollt meine Lippen auf seine. Das wird unser erster und letzter Kuss sein. Für immer.
Seine Lippen sind feucht. Wie in meinem Traum. Sein Atem stinkt nach Alkohol und Rauch. Ich löse mich von dem Kuss und schaue ihn an. Er lächelt. Er wirkt verletzt, zugleich auch unglaublich glücklich. Seine Hände wandern auf meine Hüfte. Rafe schenkt mir einen tiefsinnigen Blick. Ich gebe ihm ein »Okay«. Er beäugt meine Lippen und legt seine auf meine. Sie verschmelzen ineinander. Mein Herz klopft. Nie in meinem Leben hätte ich solche Gefühle für möglich gehalten. Rafe lässt mich wie eine Königin zu fühlen. In ihm steckt Leidenschaft. Er ist echt. Der Kuss. Ich wünsche mir, er würde nie aufhören. Ich umklammere Rafe's Kopf. Mir steigen Tränen in die Augen.
„Alles wird gut, meine kleine."
———
Zweitletztes Kapitel.
Letztes Kapitel ⬇️

Eine Entscheidung, zwei KulturenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt