Monday

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»Wie meinst du das?«, fragte Draco mit belegter Stimme. Harry sah ihn nicht an, stand stattdessen auf und ging zum Kamin. Einige Momente blieb er stumm, dann drehte er sich zu dem anderen und atmete tief durch.

»Meine Verwandten sie ... sie hassten mich. Ich war ihnen im Weg, nichts weiter als eine Last, ein Freak, den sie durchfüttern mussten. Ich schlief in einem Schrank, hatten nie eigenen Kleidung, die nur mir gehörte, bekam keine Liebe - nichts, was ein Kind gebraucht hätte. Also warum sollten sie Fotos von mir machen? Ich war es nicht wert«, sagte er bitter, sich bewusstmachend, dass ausgerechnet Draco Malfoy es war, dem er dies als Erstem überhaupt erzählte. Der Malfoy blieb stumm, dann erhob er sich und trat einige Schritte auf Harry zu.

»Das stimmt nicht«, sagte er leise und Harry sah auf.

»Du bist es wert, du bist kein Freak«, sagte Draco sanft. Harry lachte bitter auf und nickte.

»Ja heute weiß ich das, aber ich war ein Kind. Es ist egal, es ist Vergangenheit und ich habe damit abgeschlossen«, sagte er und strich, ohne es zu wollen, fast schon entschuldigend über Dracos Oberarm, ehe er sich wieder setzte. Draco kratzte sich nervös den Nacken.

»I-Ich muss dir was sagen«, sagte er und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Harry sah ihn erwartungsvoll an.

»Ich habe mein Versprechen gebrochen und es tut mir unendlich leid.«

»Was meinst du?«, fragte Harry irritiert.

»Ich war ... ich war bei meinen Eltern und ich habe meinem Vater von ... von dir erzählt und das alles. Harry, ich wollte das gar nicht, aber es brach einfach aus mir heraus. Mein Vater ersieht immer, wenn mich was belastet und ...«

»Draco! Stopp!«, Harrys Ruf ließ Draco kurz zusammenzucken. Er wagte es kaum, den anderen anzusehen, doch als er es tat, lag keine Wut in dessen Blick.

»Es ist gut. Ich bin nicht wütend, ich ... na ja enttäuscht zu werden gehört wohl dazu«, sagte Harry, nahm die Teekanne und die Tassen und ging in die Küche. Draco riss sich aus seiner Starre und eilte ihm nach.

»Harry, bitte sieh mich an«, bat er. Harry stellte das Geschirr ab und drehte sich um. Er war verletzt, das sah Draco sofort und es machte ihn fertig. Er wollte dies nicht, er wollte, dass Harry ihn verstand, ihm verzieh.

»Ich wollte das wirklich nicht, ich wollte dir nie wehtun«, sagte er. Harry legte den Kopf schief, als suche er in Dracos Blick nach etwas, dann nickte er.

»Ja, ich weiß ... also ... also was sagt der große Lucius Malfoy dazu, dass Harry Potter nicht nur schwul ist, sondern sich auch beinahe von einem Muggel vergewaltigen hat lassen?«, seine Worte schnitten Draco wie ein Messer ins Fleisch.

»Ich denke, ich sollte gehen«, sagte er dann und verließ die Küche. Er wusste, dass es dumm war, nun seinerseits verletzt zu sein, aber er konnte sich nicht gegen seine Gefühlte wehren.

»Danke noch mal«, sagte Harry dann, als Draco schon die Hand auf der Türklinke hatte. Er drehte sich noch einmal zu ihm und nickte.

»Wie gesagt, nichts zu danken. Also ... also wir sehen uns«, sagte er und verließ das Haus. Als er die schwere Eichentür hinter sich schloss lehnte er sich kurz schwer atmend dagegen nicht ahnend, dass Harry dasselbe auf der anderen Seite tat.

Als Draco vor seiner Wohnung stand, sah er das Licht bereits durch den schmalen Türschlitz. Augenrollend schüttelte er den Kopf und schloss auf. Im selben Moment kam Blaise Zabini aus der Küche, ein Butterbier in der Hand.

»Blaise, der Schlüssel ist für Notfälle«, sagte Draco und schmiss seine Tasche auf die Couch der kleinen Wohnung.

»Ja und das war einer. Mein Bier war alle und ich hatte durst«, sagte der andere und grinste.

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