Besagtes Wochenende kam schneller als gedacht und Toya konnte zum ersten Mal eine Art Unruhe nachvollziehen, die manche Menschen ständig zeigten.
Mit einem pastellgelben Strandkleid und einer vollgepackten Tasche kam Aika aus dem Badezimmer, bereit zum Aufbruch. Gerne hätte er ihr das schwere Ding abgenommen, aber eine schwebende Strandtasche auf offener Straße hätte wohl ganz sicher eine Massenpanik verursacht.
Der Strand war bequem zu Fuß erreichbar und Aika breitete eine große Decke aus, auf der sie sich gemütlich niederließen. Es war kein Strand, der Touristen für gewöhnlich empfohlen wurde, also war die Menschenmenge, die sich dort tummelte selbst für ein Wochenende noch sehr überschaubar.
Die beiden sprachen nicht viel und Aika wirkte auch irgendwie verlegen, sodass Toya sehr zufrieden damit war, sie einfach zu beobachten und darüber nachzudenken, wie sehr sich sein Verlangen nach ihr in den letzten Tagen noch gesteigert hatte. Er wollte sie. Für sich ganz alleine. Unbedingt! Und genau in diesem Moment war er ihr so nahe, wie noch niemals zuvor. Trotzdem gab er sich nicht der Illusion hin, dass sie für ihn jemals tatsächlich erreichbar wäre. Es war ein bitter-süßes, berauschendes Spiel, das nichtsdestotrotz irgendwann enden würde.
„Sag mal, Toya", setzte Aika irgendwann unvermittelt an. Sie sprach ziemlich leise, damit die Leute um sie herum nicht wieder auf die Idee kamen, sie spräche mit sich selbst. „Was würdest du dir eigentlich wünschen?"
Er blinzelte überrascht. „Wie meinst du das?"
Aika zuckte mit den Schultern und sah ihn mit ihren hübschen grünen Augen an. Sein Herz flatterte angenehm. „Naja, wenn du in meiner Situation stecken würdest und einem anderen Zauberer begegnen könntest, was wäre dann dein Herzenswunsch?"
Du! Eine Weile herrschte Schweigen, er dachte ernsthaft darüber nach. Über seine eigenen Bedürfnisse hatte er noch nie längere Zeit nachgedacht, da sie sich für ihn selbst ja niemals erfüllen würden. „Ich denke ich wäre gerne menschlich", überlegte er laut. „Ja, ich würde mir ein eigenes normales Leben ohne Magie wünschen"
Toya beobachtete Aikas Reaktion. Würde sie ihn für verrückt halten? Welcher mächtige Zauberer wünschte schon seine eigene Magie zum Teufel? Aber zu seiner Überraschung nickte sie bloß. „Und würdest du auch deine Erinnerungen dafür aufgeben?"
Er verstand zwar nicht so recht, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte, aber er überlegte trotzdem. „Nun ja, in meinem Dasein als Magier gibt es nicht viele Erinnerungen, die es wert wären sie zu behalten, also wäre die Antwort vermutlich ja"
Wieder nickte Aika gedankenverloren. Toya wunderte sich über ihr Verhalten. Was sollten diese Fragen über Dinge, die sowieso nie passieren würden? Oder war sie einfach nur neugierig und machte vielleicht sogar den Versuch ihn besser kennenzulernen? Dieser Gedanke entlockte ihm ein Lächeln.
„Und was wenn du dann versuchen würdest, dir deinen eigenen Wunsch zu erfüllen?"
Scheinbar hatte er daraufhin ein so entsetztes Gesicht gezogen, dass Aika anfing zu kichern. „Komm schon, du willst mir doch nicht erzählen, dass du noch nie darüber nachgedacht hast, oder? Immerhin wären alle Voraussetzungen trotzdem erfüllt. Deine eigenen Erinnerungen gegen die Erfüllung deines eigenen Wunsches. Die Gleichung geht doch auch so auf" Sie schenkte ihm einen neugierigen Blick.
„Meine Magie ist nicht dafür gedacht sie bei mir selbst anzuwenden", wich Toya der Frage geschickt aus und runzelte die Stirn.
„Woher willst du das denn wissen, wenn du es nicht probierst?", beharrte Aika und wickelte sich eine Strähne ihrer wunderbaren schwarzen Locken um den Zeigefinger. Tja, gute Frage! Diese Frage hatte er sich selbst auch schon gestellt. Da gab es nur ein kleines Problem, das ihn beschäftigte.
„Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich scheitere", gab er zu. „Ich könnte meine Erinnerungen oder meine Kräfte oder vielleicht sogar beides verlieren, ohne dass sich etwas an meinem Leben verändert. Dann wäre ich in dieser trostlosen einsamen Dimension gefangen"
„Also hast du einfach nur Angst vor den Konsequenzen", stellte Aika fest. „Hast du denn von deiner Stalkerei nichts gelernt? Ich müsste doch ziemlich deutlich gemacht haben, dass man um das kämpfen muss, was man in seinem Leben haben will"
Ein freudloses Lachen kam aus Toyas Richtung. „Oh ja und ich habe gelernt, dass es mit viel Leid verbunden sein kann"
Aika wandte den Blick ab. „Immer ganz alleine zu sein ist auch mit Leid verbunden"
Na toll, dachte Toya. Das musste sie ja gerade sagen. Aika war immerhin auch nicht gerade das schillernde sozial gebundene Vorbild. Aber ihre Fragen stimmten ihn trotzdem nachdenklich. Die Gleichung wäre also erfüllt, hm? Erinnerungen für einen Herzenswunsch... Könnte es wirklich sein...?
„Würdest du mich denn überhaupt bei dir haben wollen?" Die Worte waren aus seinem Mund, bevor er sie zurückhalten konnte. Und sie klangen bitter. Denn wenn sie ihn nicht haben wollte, hätte es für ihn auch keinen großen Reiz mehr menschlich zu werden. Als Mensch wäre er ja auch allein und auf sich selbst gestellt. Und das ohne seine Kräfte und Erinnerungen.
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Another Nameless Dandelion Story
Fanfic(Cheritz Otome Game FanFic - Dandelion, wishes brought to you & Nameless, the one thing you must recall - Wizard x OC) Der Zauberer hat sich von seiner einsamen magischen Dimension aus sein neuestes Opfer auserkoren. Die verzweifelte Aika ruft ihn...