Stiller Winter

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Sonnenstrahlen kitzelten an Sakuras Nase. Sie fing an diese zu rümpfen um den kommenden Nieser zu unterdrücken. Doch nach einiger Zeit konnte sie ihn nicht mehr zurückhalten und nieste laut. Ergeben seufzte sie auf.
'Nagut, stehe ich eben auf', dachte sie sich und schlug die schwere Daunendecke zurück, nur um sofort eine Gänsehaut am ganzen Körper zu bekommen. Die erschauerte. In den letzten zwei Wochen war es richtig kalt geworden. Schnell stieg sie aus dem Bett und lief zum Schrank um sich eine Hose und einen warmen Wollpulli zu schnappen, nur um gleich darauf ins warme Badezimmer zu flitzen. Dort war es durch den eingebauten Kamin immer mollig warm.
Zitternd stieg sie unter die Dusche. Sakura ließ ein wohliges Stöhnen ertönen, als das warme Wasser auf sie niederprasselte. Nachdenklich betrachtete sie die nassen Fliesen.
Ob er wohl je wieder richtig sprechen kann?
Als sie dachte er würde ihr alles erzählen, hatte sie herausgefunden, dass Sasori das sprechen verlernt hatte. Er konnte nur ein Wort. Ihren Namen.
Das war nun 2 Monate her und der Winter war über das kleine Tal gezogen, in dem sie, abgeschnitten von der restlichen Welt, lebten. Inzwischen konnte Sasori schon ein, zwei Worte mehr, aber die meiste Zeit unterhielten sie sich über Zeichen die er mit den Fingern formte.
Sie lächelte. So ähnlich wie bei ihrer ersten Begegnung als sie sich mit Ninjutsu-Fingerzeichen gegenseitig bekämpft hatten.
Sie stieg aus der Dusche, wickelte sich ein Handtuch um den Körper und begann ihre rosa Haare, die ihr mittlerweile wieder bis zur Mitte ihres Rückens reichten, glatt zu bürsten. Dann zog sie sich rasch an und föhnte ihre Haare trocken.
Dann verließ sie froh und munter das Badezimmer.

Sasori hatte derweil die ganze Zeit in der Küche herum gewerkelt. In den zwei Monaten, die er nun wieder ein Mensch war, hatte Sakura ihm das Kochen, zumindest so weit beigebracht, das die Küche kein Feuer mehr fing. Das hatte sie am Anfang seiner Karriere als Spitzenkoch ein paar Mal getan. Doch heute wollte er Sakura überraschen. Er hatte Rührei mit Speck für sie gemacht. Die Eier waren frisch von den Hühnern draußen aus dem Stall.
Diese hatte Sakura zusammen mit verschiedenen Vorräten, kurz bevor es so kalt wurde aus einem nah gelegenem Dorf geholt. Dafür hatte sie zwar wieder durch die kalte und furchteinflößende Höhle gemusst, doch sie hatte es getan. Warum war Sasori nicht ganz klar.
Knusprig briet er den Speck an und rührte noch einmal in dem Rührei herum. Er hörte leise tapsende Schritte die die Treppe herunter kamen und musste sich ein lächeln verkneifen. Selbst wenn es so kalt war, lief Sakura allerhöchstens in Socken durchs Haus. Er schüttelte den Kopf. 'Und das Beste daran ist, das sie sich dann über ihre kalten Füße beschwert. Versteh einer die Frauen!', dachte er.
Sakura betrat die Küche und schnüffelte.
"Das riecht aber richtig gut, Sasori.", sagte sie und lächelte den Rothaarigen nett an.
Der lief knallrot an, wandte den Kopf abrupt wieder den beiden Pfannen zu und nickte nur dankend.
Einen Augenblick später schöpfte Sasori die Eier und den Speck auf zwei Teller und trug diese an den Esstisch an dem Sakura schon saß. Er stellte die Teller ab und setzte sich Sakura gegenüber. Sie nickten sich zu und ergriffen Messer und Gabel.
Schweigend aßen sie.
'Naja.', dachte Sasori bei sich. 'Viel reden kann ich ja eh nicht mit ihr.'
Als beide die Teller geleert hatten, sah er Sakura fest an und sagte: "Sakura?"
Sie nickte ihm freundlich zu und sah ihm in die Augen.
"Das hat sehr gut geschmeckt, Sasori. Ich bin wirklich erstaunt, wie schnell du kochen gelernt hast."
Wieder lief Akasuna no Sasori knallrot an und drehte den Kopf zur Seite. Er sammelte das dreckige Geschirr vom Tisch auf und begann zu spülen.
Sakura saß immer noch am Tisch und sah gelangweilt aus dem Fenster. Sie dachte darüber nach, wie sie Sasori wieder das Sprechen beibringen konnte. Und was wenn es gar nicht möglich war? Was wenn es an seinem Körper lag? Was wenn die Stimmbänder oder ähnliches verletzt waren? Das würde sie bei nächster Gelegenheit überprüfen!
Sie fokussierte ihren Blick nach draußen. Da! Da war doch...
Jauchzend sprang sie auf und rannte zu Sasori an die Spüle, packte seinen Arm und zog ihn in den Flur. Dort stieg sie in ihre dicken Winterstiefel und bedeutet auch Sasori seine warmen Sachen anzuziehen. Als beide dick eingepackt waren nahm Sakura Sasoris Hand in die ihre und zog in raus, raus in die Kälte.
Als sie vor der Tür standen lies Sakura Sasori los und der stand einfach nur da und staunte. Weiße, dicke Flocken fielen vom Himmel und hatten den Boden schon 10 cm hoch bedeckt. Anscheinend fielen diese Flocken schon die ganze Nacht vom Himmel. Sasori streckte die Hand nach einer der Flocken aus und fing sie in seiner Handfläche auf. Als er sie sich näher ansehen wollte hielt er nur einen Wassertropfen in der Hand. Erstaunt sah er zu Sakura. Diese sah sein verblüfftes Gesicht und fing an zu lachen.
"Hast du wirklich noch nie Schnee gesehen?"
Schnee. Diese wunderbare weiße Pracht hieß also Schnee. Nein, er hatte wirklich so etwas noch nie gesehen. In Suna, welches mitten in der Wüste lag, hatte es nie geschneit. Glücklich sah sich Sasori um. Es war wunderschön.
Abermals ergriff Sakura seine Hand und zog ihn ein Stück den Hügel hinauf.
"Lass uns einen Schneemann bauen.", sagte sie mit einem Leuchten in den Augen.
Und diesen Augen konnte Sasori einfach nicht widerstehen. Er wusste, er würde für das Strahlen dieser Augen bis ans Ende der Welt gehen. Für das Lachen des Mädchens aus Konoha würde er ganze Berge versetzen. Und damit es ihr gut ginge, würde er ganze Nationen auslöschen. Ja, für dieses Mädchen, das ihn wieder zum Mensch gemacht hatte würde er alles tun. Wehe dem, der sie jemals verletzen würde. An ihm würde Sasori aus dem roten Sand seine ganze Wut auslassen, nur um das Mädchen das ihn an der Hand den Hügel hinaufzog wieder lachen zu sehen.

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