Kapitel 1

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POV: Maik

Sommerferien

Es ist der erste Tag der Sommerferien nach unserem fehlgeschlagenen Roadtrip in die Walachei, seit dem ist viel passiert. Meine Eltern haben sich getrennt, die Firma meines Vaters ist wegen des geschützten Frosches auf seinem Bauland pleite gegangen, ich bin mit meiner Mutter in eine kleine Wohnung ganz in der Nähe von meiner Schule gezogen und jeden Tag treffe ich mich mit Tschick, weil wir ein Buch über unsere Reise schreiben.
Diese Ferien wollen wir noch einen Versuch wagen, weil meine Mutter mal wieder auf der Beutyfarm ist. Tschick sitzt auf dem Boden und tippt nachdenklich mit dem Stift an seine Wange. Ich sehe ihn selten so konzentriert, aber irgendwie ist es süß... wa.. was denke ich da schon wieder? Tschick ist mein bester Freund, ja, aber doch nicht mehr... ich meine, ich weiß, dass er schwul ist... aber ich doch nicht, außerdem liebe ich Tatjana auch irgendwie immer noch, oder? Seit Wochen treiben mir diese Gedanke schon durch den Kopf. Tschick hat sich aber auch verändert, seit mehreren Monaten versucht er mir aus dem Weg zu gehen und wenn ich ihn drauf anspreche, geht er ohne ein Wort zu sagen weg.
Soll ich ihn nochmal fragen? Oder soll ich ihn einfach in Ruhe lassen?
Langsam ergreife ich das Wort: „Seit wann... äh.. seit wann weißt du eigentlich... ähm..." den Rest des Satzes sage ich so schnell, dass ich hoffe, dass er es nicht versteht „dass du schwul bist?" Verwirrt hebt sich sein Blick zu mir, er zuckt mit den Schultern, während er leise sagt: „Irgendwie wusste ich es schon immer, aber angefangen mich wirklich damit auseinanderzusetzen habe ich vor ein paar Jahren. Wie kommst du jetzt da drauf?" Unwissend, ob ich ihm die Wahrheit sagen soll, stocke ich: „Ähm... äh... naja, du... wir schreiben doch das Buch und... und du hast es mir auf dem Trip erzählt." „Junge lüg nicht! Da ist ein anderer Grund, den du mir aber nicht sagst." sagt er mit einer ernsten Miene. Erneut sage ich, dass es keinen anderen Grund gäbe, auch wenn es ganz offensichtlich eine Lüge ist. Verwirrt widmet er sich wieder dem Schreiben.

Am Abend

Den ganzen Tag über haben wir kein Wort mehr über dieses Thema verloren und nur an dem Buch gearbeitet. Plötzlich springt Tschick auf und stürmt aus dem Zimmer während er flucht: „Scheiße, schon so spät? Mein Onkel wollte heute Abend kommen. Ich muss gehen, komm morgen um 10 zu mir, dann stelle ich euch vor!" Das ist das Letzte was ich von ihm höre, bevor die Tür ins Schloss fällt. „Okay?" denke ich, klappe den Laptop zu und gehe in die Küche, um mir eine Pizza in den Ofen zu werfen.
Beim Essen denke ich nach, darüber was heute passiert ist, über das Gespräch und wieso will er mich seinem Onkel vorstellen? Eigentlich wollte ich einen Film gucken, aber da kann ich mich jetzt wirklich nicht drauf konzentrieren.

Tschick X MaikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt