|01| Narben und viele Gefühle

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Ich wollte weg. Einfach nur weg von diesem Ort. Es gab eine Zeit, in der Hogwarts ein Zuhause für mich gewesen war, doch jetzt erinnerte mich dieser Ort nur noch an all die Leute, die im Krieg umgekommen waren. Und das war eine schreckliche Erinnerung. Wenn ich Hogwarts sah, würde ich nie nur Hogwarts sehen, sondern immer auch alle verstorben. Wie sie einfach da lagen. Mit ihren ganzen Narben und Verletzungen, die sie sich während des Kriegs zugezogen hatten. Auch ich hatte Narben. Ziemlich viele sogar. Genauso hatte ich auch viele noch offene Wunden. Bei jedem Schritt den ich machte tat alles weh. Aber ich wusste, das auch wieder bessere Zeiten kommen würden. Das die Schmerzen vergehen würden. Das wieder alles gut werden würde. Egal wie schrecklich es jetzt aussah. Ja, ich hatte meinen Bruder und auch viele Freunde und Bekannte verloren, doch irgendwann, und irgendwie würde ich diesen Schmerz hoffentlich überwinden können. Und wenn es noch Jahre dauern würde. Irgendwann würde alles wieder gut sein.

Jemand hinter mir räusperte sich. Ich drehte mich um. Es war Harry. Ich versuchte zu lächeln, doch es gelang mir nicht. Ich war einfach viel zu Müde. Viel zu Müde für alles. Der Krieg hatte uns alles sehr herausgefordert. Ich hatte Nächte lang nicht schlafen können. Und das kam eben dabei heraus. Völlig übermüdet und dreckig saß ich jetzt da. Sicherlich ging es Harry nicht gerade anders. Sein Blick wirkte genauso müde wie meiner es sein musste. Harry setzte sich neben mich, und nahm mich einfach in den Arm. Diese Umarmung tat so gut. Es war schön, den Jungen, den ich am meisten liebte neben mir zu haben und ihn einfach nur festzuhalten, seine Wärme zu spüren. Er küsste mich sanft auf den Scheitel und meinte dann: „Na komm. Deine Familie wartet schon, damit wir in den Fuchsbau apparieren können" Langsam richtete ich mich auf. Innerlich stöhnte ich vor Schmerz, alles tat weh. Doch äußerlich lies ich mir nichts anmerken. Ich wollte nicht nach dem ganzen Kämpfen einfach schlapp machen.

Mein Zimmer sah genauso aus, wie als ich es das letzte Mal betreten hatte. So aufgeräumt und sauber. Genau das Gegenteil zu meinen Gefühlen. Meine Gedanken und Gefühle waren das reinste Chaos und ich war alles andere als sauber. Ein Blick auf meine Hände genügte, um festzustellen, wie dreckig ich eigentlich war. An meinen Händen klebten kleine Erdbröckchen und sie waren mit Schrammen übersät. Ich ließ mich völlig fertig einfach auf's Bett fallen, und versuchte zu schlafen, auch wenn es noch nicht so spät war. Essen wollte ich nichts. Wie auch schon die letzten Tage. Eine Weile lag ich im Bett, bis ich in den Schlaf glitt. Friedlich schlafen konnte ich aber leider nicht besonders lange...

Narben sitzen tiefer als man sehen kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt