Kapitel 6

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Wie erwartet waren die Sicherheitsleute, die normalerweise die Zutrittssicherung sowie die Taschen- und Körperkontrolle überwachen und durchführen sollten, nicht vor Ort. Der komplette Bereich war beängstigend Leer. Unsere Schritte halten in der großen Halle nach, wie der Klang eines Verbrechens. Der Raum schien mir dadurch so unendlich Groß und erstickend, dass ich meine Beine dazu zwingen musste weiter zu gehen. Der Adrenalinkick der sonst meinen Körper durchströmte und in meinen Adern pulsierte fehlet mir einfach.

Alice schien es ähnlich zu gehen, auch sie sah sich mit weit aufgerissenen Augen in der Halle um. Die Galskuppel, die über dem Raum thronte, färbte die Räumlichkeiten mit dem hellen Licht des Mondes. Alles wirkte so noch eindrucksvoller und zugleich einsamer als zuvor. Sonst war alles von Leben und Hektik beherrscht. Es war Laut und die Menschen tummelten sich, sprachen über den bevorstehenden Urlaub oder waren gerade auf dem Weg zu einer Geschäftsreise. Doch jetzt fehlet dem Ganzen der Trubel.

„Ich hätte nie gedacht, dass mir das einmal fehlen würde.", murmelte ich, als Alice sich unter der Absperrung hindurch schlängelte. „Was meinst du?", fragte sie und winkte mich hektisch zu sich hinüber. Ich tat es ihr gleich und quetschte mich unter dem hell roten Seil durch, dass die Fluggeste von den geschlossenen Bereichen des Flughafens abgrenzen sollte. „Ach nichts. Vergiss was ich gesagt habe. War nichts wichtiges." Sie sah mich verwirrt an, schaute dann auf ihre Armbanduhr und packte mich am Handgelenk. „Wir müssen uns beeilen. Wo ist C20?"

Ich nickte ihr zu und sah mich ein weiteres Mal um. Irgendwo musste das doch ausgeschildert sein, verdammt!

Weiter hinten sah ich es dann. Der Raum mündete in einem zulaufenden Trichter, der einem kleinem Tunnel glich. Über ihn standen in blau hinterlegter Schrift: rechts C15-C30, links C31-C45.

„Da!", ich zeigte mit meinem Finger auf die Tafel und zog Alice nach rechts. Der Weg führte uns zu einem rund geformten Raum, von dessen Seiten Zugänge nach draußen abgingen. Vor den jeweiligen Ausgängen waren Stuhlgruppen positioniert, für die wartenden Fluggäste und ebenfalls gläserne Schiebetüren, die den Weg zur Flugfläche verschlossen. Dort befanden sich auch kleine Rednerpulte, auf denen Computer standen und Geräte, die die Boardingkarten lesen konnten. „Und jetzt? Wie wollen wir da durchkommen?", frage Swist, der uns bis dahin still und leise gefolgt war. So kannte ich meinen Begleiter aus der Hölle gar nicht. Er gehörte eher zu der großschnäuzigen Sorte Hund, die fast zu jeder Zeit des Tages seine Meinung kundtuen musste. Natürlich waren sarkastische Bemerkungen da keine Ausnahme.

„Wir haben die hier.", sagte ich mit einem leicht arroganten Unterton. Dabei hielte ich die Boardingcarten in die Höhe, wie einen magischen Kelch der Unsterblichkeit. Es fehlte nur noch im Hintergrund die feierlich angestimmte Kirchenmusik die dem Ganzen den gewissen Schliff verleihen hätte. Die ultimative Abrundung. Swist zog dabei eine seiner sabbrigen Lefzen hoch. Wahrscheinlich sollte das einmal schiefes Lächeln ergeben, allerdings wirkte es eher wie die Imitation des Joker aus Badman. Alice versuchte ihr unterdrücktes Kichern mit einem Hüsteln zu kaschieren, jedoch war dies leider nicht wirklich von Erfolg gekrönt, da Swist, wie er nun einmal war, sich lautstark über die „Nichtwürdiegung seiner Person" brüskierte. Eine lächerliche Szene, wenn wir nicht gerade dabei gewesen wären, ein Flugzeug zu Kapern und in ein Kriegsgebiet einzudringen. Natürlich konnte das verdammte Himmelstor nicht einfach auf einer idyllischen Mittelmeer-Insel liegen. Nein, dort wo sich der Zugang zum Himmel und Totenreich befand, war der Tod gegenwärtig, die Luft zum schneiden Dick und die Umgebung von rachsüchtigen und blutrünstigen Menschen erfüllt. Seit mehr als zehn Jahren tobte dort nun ein alles vernichtender Krieg, der das einst schöne Land ins Unglück und Verderben gestürzt hatte. Die beiden Länder, die sich dort bis aufs Blut bekriegten, waren einmal verbündete gewesen. Den genauen Grund für den Krieg dort, konnte nun niemand mehr genau benennen. Die Nachrichtensender stritten sich bei jeder Eilnachricht über die genauen Umstände und seid vor knapp einem Jahr eine Gruppe von Reportern dort gewaltsam zu Tode gekommen war, wagte es auch keiner mehr dort einzureisen. Die Berichterstattung erstarb daraufhin fast vollständig.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 05, 2021 ⏰

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