Unerwartete Gefühle

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Dieses Kapitel ist aus der Perspektive des Lehrers geschrieben.

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Ich wusste ja, dass sie gut in der Schule war, aber diese Leistung, die sie in dieser Arbeit geleistet hatte ließ sogar mich staunen. Sie hatte nur 0,5 Punkte Abzug, auf die gesamte Arbeit, dies entsprach 15 Punkten.
Ich weiß nicht, wie oft ich in meiner Berufslaufbahn als Lehrer 15 Punkte vergeben hatte, aber ich konnte es an einer Hand abzählen. Ihre Antworten waren so durchdacht und nahezu perfekt, auf einem Niveau, wo mir die Worte fehlten. Im Unterricht arbeitete sie zwar immer mit und beeindruckte mich nicht viel weniger, aber trotzdem war ich unfassbar stolz auf sie.
Lisa Meier unterrichtete ich bereits seit der 5.Klasse in Biologie, sie war immer eine gute Schülerin, eine Vorzeigeschülerin. Ihr machte der Unterricht Spaß, man merkte richtig ihre Begeisterung für das Fach und ihre Motivation war ansteckend. Selten hatte ich so interessierte Schüler und Schülerinnen unterrichten dürfen. Ich freute mich wahnsinnig ihr Morgen diese Arbeit überreichen zu dürfen. Ihre Arbeit war die letzte gewesen und ich war froh endlich mit dem korrigieren fertig geworden zu sein. Ich hatte fast den ganzen Nachmittag an diesen Arbeiten gesessen. Ich überlegte mir, was ich mir zu essen machen könnte oder ob ich doch lieber etwas bestellen sollte. Als ich in die Küche ging, um zu schauen, was ich so da hatte, nahm ich meine leere Kaffeetasse mit. Kaffee war unverzichtbar in meinem Beruf. Ich machte mir einen neuen Kaffee und öffnete gerade den Kühlschrank, um zu schauen, was ich essen könnte, als mein Handy anfing zu klingeln.
Markus, mein bester Freund, rief an und ich nahm ab.
"Hey, wie geht's, was gibt's denn?", sprach ich ins Telefon.
"Hi, hast du heute Abend was vor, Klasuren korrigieren oder so nen nervigen Lehrer Scheiß?"
Meine Freunde fanden Lehrer einen komischen Beruf, beziehungsweise verstanden nicht warum ich Lehrer geworden war. Sie sagten mir öfters ich könnte doch tausend andere Berufe sehr gut ausüben, aber ich mochte den Beruf als Lehrer wirklich sehr. Dennoch konnte er manchmal ziemlich anstrengend sein, denn es gab nicht nur Vorzeigeschüler und Vorzeigeschülerinnen, wie Lisa.
"Nein, bin vorhin mit dem Korrigieren fertig geworden, warum?"
"Lukas, Mario und ich wollen gleich ins '50 Direction' , kommst du mit?"
Ich zögerte kurz, Morgen war Schule und ich war fertig vom Korrigieren, andererseits war nichts Gutes mehr zu essen da und ein bisschen Spaß konnte ja nicht schaden. Das '50 Direction' war ein Restaurant und Bar in einem, dort lief immer gute Musik und die Stimmung war auch immer ausgelassen. Man konnte dort auch Dart und Billard spielen. Und das Essen war wirklich hervorragend.
"Ja, meinetwegen, bin in 20 Minuten da."

Als ich am '50 Direction' ankam, hatte sich davor eine kleine Schlange gebildet, am Ende dieser sah ich meine Freunde bereits stehen. Es war nicht üblich, aber auch nicht selten, dass so ein Andrang herrschte.
"Hi, Leute!", begrüßte ich meine Freundesgruppe.
"Hi, was geht?", fragte Lukas.
"Nichts besonderes, alles beim Alten und bei euch so?"
Lukas und Mario bejahten, bei Ihnen war auch nicht viel neues passiert, bei Markus wäre ich sowieso als erster informiert. Doch Mario erzählte uns von seinem letzten Date, wenn man das so nennen konnte.
"Eyy Jungs, ich war ja letzte Woche in diesem Club, der erst seit kurzem geöffnet ist und ich sag's euch, das war so eine gute Entscheidung. An dem Abend waren so viele unfassbar geilaussehende Frauen da, ich hab meinen Augen gar nicht getraut. Aber eine, boah, die hat so mega getanzt, ich hatte mich erst gar nicht getraut zu ihr rüberzugehen. Letztlich hab ich mich doch getraut und angefangen mit ihr zu tanzen. Wie der Abend geendet ist könnt ihr euch vorstellen, Homerun, aber sowas von."
Er erzählte diese Geschichte mit solchem Inbrunst und Stolz, dass ich schmunzeln musste. Mario war kein Arschloch, er tat nur gern so, der größte zu sein. Wir waren das aber gewohnt, seine Frauengeschichten waren nicht gerade eine Seltenheit.
Wir anderen hatten zwar auch ab und zu etwas mit Frauen am Laufen, aber nicht so intensiv wie Mario.
Markus hatte eine feste Freundin, Lukas hatte immer mal Bekanntschaften und ich, ja also ich hatte seit drei Jahren nichts richtiges mehr mit einer Frau gehabt. Nach der Trennung von meiner Ex, hatte ich nie richtig das Bedürfnis verspürt mich wieder fest zu binden. Manchmal erzählte ich Mario und Lukas, dass da was mit einer Frau gewesen wäre, dass sie Ruhe gaben, aber in Wahrheit dachte ich mir die Storys nur aus. Markus wusste das und machte sich langsam Sorgen, er wollte, dass ich auch endlich wieder glücklich war. Aber eigentlich war ich das, meistens. Ich überarbeitete mich zwar manchmal und kuscheln oder etwas Nähe wäre auch mal wieder schön, aber sonst war ich zufrieden.
Die Schlange wurde langsam kürzer und nach wenigen Minuten des Wartens waren wir auch schon im Restaurant. Ich entspannte mich langsam und ließ den anstrengenden Tag hinter mir. Wir bekamen sofort einen Platz zugewiesen, er lag relativ in der Mitte des Restaurants und man konnte alles gut überblicken. Wir bestellten uns alle Whisky-Cola und etwas zu essen. Ich musste Morgen wieder arbeiten, deswegen hatte ich mir vorgenommen nicht mehr als zwei Gläser zu trinken. Wir unterhielten uns angeregt über die verschiedensten Sachen. Mario und Lukas hatte ich zwei Wochen schon nicht mehr gesehen, also gab es einige neue Dinge zu berichten.
Ich hatte mein Glas Whisky-Cola mittlerweile fast ausgetrunken und merkte den Alkohol minimal. Durch den Alkohol wurde ich auch leicht schläfrig. Langsam driftete ich ab und schaute mich im Restaurant um, anstatt meinen Freunden zuzuhören.
Es war voll, sowohl an der Bar als auch an den Tischen. Der Billard- und Dartbereich war überschaubar besetzt. Viele Menschen schienen Spaß zu haben und den Abend angenehm ausklingen zu lassen.
Nach einiger Zeit entdeckte ich sie. Sie war mit einem Jungen und einem Mädchen am Billard spielen. Ich hatte selten Schüler außerhalb des Klassenraumes gesehen, was mir eigentlich auch immer lieber gewesen war. Doch als ich sie sah konnte ich irgendwie nicht anders, als sie anzustarren. Sie sah so glücklich aus und ihr Lächeln war umwerfend.
Ich hatte sie schon tausendmal in der Schule lächeln sehen, aber dass war irgendwie anders. Ich betrachtete sie eine Weile und musste feststellen, dass sie echt eine junge, attraktive Frau geworden war. Seit der 5.Klasse unterrichtete ich sie, mittlerweile war sie in der 12.Klasse. Ich schwöre, in der Schule hatte ich sie nie mehr als eine normale Schülerin wahrgenommen, bis auf ihre guten Leistungen vielleicht, aber gerade jetzt fand ich sie unglaublich anziehend und das fand ich äußerst merkwürdig. Ich schaute auf mein leeres Glas und beschloss nichts mehr zu trinken, der Alkohol machte es auch nicht gerade besser.
"Bist du noch bei uns?", fragte Markus
"Ja, habe nur ein bisschen Kopfschmerzen.", ganz klar eine Lüge.
Die Jungs wollten noch eine Runde Whisky-Cola bestellen, aber ich lehnte ab.
Als die Kellnerin wieder weg war begann Mario: "Was ist denn heute los, du bist nicht richtig bei der Sache."
"Sorry, aber die Arbeit und danach noch Arbeiten korrigieren war ziemlich anstrengend und ermüdend, ich hätte lieber Zuhause bleiben sollen."
"Du bleibst fast immer Zuhause, kein Wunder, dass du es schwer hast eine Frau zu finden, außerdem arbeitest du zu viel.", Mario sprach das aus was er dachte.
"Mach mal halblang, es ist doch seine Sache, was er mit seinem Leben anstellt.", verteidigte mich Markus.
"Ist schon gut, er hat Recht. Meine Arbeit macht mir normalerweise auch Spaß nur heute war ein scheiß Tag.", meine Stimmung war irgendwie dahin.
"Ach komm, kein Selbstmitleid mehr. Wir nehmen die Situation jetzt einfach selbst in die Hand. Schau dich hier doch mal um, lauter schöne Frauen, die nur darauf warten ihren Traummann zu finden, warum sollst dass nicht du sein. Los, sag mal, gefällt dir eine?", sagte Lukas.
Ich hatte absolut keine Nerven für solche Gespräche, vor allen Dingen, weil mir eine Frau gefiel. Ich konnte es Ihnen aber nicht sagen, weil diese Frau, eigentlich ein Mädchen und meine Schülerin war. Sie war die einzige, die mir gefiel, ich wollte gar nicht, dass mir eine andere gefiel.
Diese Gedanken machten mir zu schaffen, sie waren nicht rechtens, aber sie waren auf einmal da. Der Alkohol spielte mir bestimmt einen Streich. Ich wollte schnellstmöglich hier weg.
"Nein, nicht wirklich, sind alle nicht so mein Typ. Ich habe auch heute Abend echt keine Lust darüber nachzudenken."
Mario und Lukas wollten eigentlich etwas dagegen einwenden, aber sie bemerkten Markus seinen Blick und hielten ihre Klappe.
Ich schielte immer wieder zu Lisa rüber, sie war mittlerweile alleine und am Dart spielen, wenn man das so nennen konnte, sie war nämlich ziemlich schlecht. Irgendwie musste ich lächeln, die Vorstellung, dass sie in einem vollen Restaurant, wo jeder sie sehen konnte, versuchte zwanghaft Pfeile in die Dartscheibe zu werfen. Ich selber war ein sehr guter Dartspieler. Ich musste mal auf die Toilette und wollte sowieso vom Tisch hier weg. Ich stand auf, ohne etwas zu sagen, und ging zur Toilette. Lisa hatte mich den ganzen Abend noch keines Blickes gewürdigt, sie wusste wahrscheinlich noch nicht mal, dass ich hier war. Ich konnte mich nicht ganz entscheiden, ob das jetzt gut war oder nicht. Als ich in den Spiegel sah war ich überrascht, dass ich gar nicht so scheiße aussah, wie ich mich fühlte. Ich blieb ein paar Minuten, an die kalten Fliesen gelehnt, in der Toilette stehen, eigentlich wollte ich nichts lieber als nach Hause und diesen Abend vergessen. Als ich wieder bereit war meinen Freunden gegenüber zu treten, stieß ich die Tür auf und lief fast gegen jemanden.
Dass konnte doch jetzt nicht war sein, es war tatsächlich Lisa. Sie sah überrascht aus mich zu sehen, als würden Lehrer außerhalb der Schule nicht existieren. Ich nahm ihren Anblick einen Moment in mich auf, bis ich realisierte, dass wir uns beide anstarrten und niemand etwas sagte.
"Entschuldigung, tut mir wirklich leid, Herr Forster.", hörte ich sie die Stille durchbrechen. Sie wurde leicht rot, was unfassbar niedlich aussah.
"Alles gut, ich hab ja die Tür so unachtsam aufgestoßen."
Die Situation war irgendwie unangenehm, aber irgendwie fühlte ich mich wohl bei ihr. Ich wollte nicht, dass unser Gespräch jetzt schon vorbei war, aber mir viel absolut nichts ein, was ich hätte sagen können.
"Haben sie die Bioarbeit schon fertig korrigiert?", fragte sie leicht schüchtern.
"Ja, ich bin heute Abend damit fertig geworden. Deine Antworten waren wirklich sehr gut."
Sie lächelte und ich schwöre bei Gott dieses Lächeln galt nur mir. Ich musste automatisch auch lächeln, sie verzauberte mich irgendwie. Sie schien auch nicht gehen zu wollen, also musste ich mir schleunigst etwas einfallen lassen, dass diese Situation nicht noch unangenehmer wurde.
"Spielst du Dart?", wie dämlich diese Frage doch war, ich hatte ja gesehen, dass sie es nicht konnte.
"Nein, also nicht gut, nur so als Zeitvertreib."
"Ich kann Dart spielen, soll ich es dir zeigen?", ich hoffte so sehr sie würde ja sagen. Eigentlich war das alles hier unfassbar unangebracht, aber ich konnte nicht anders, sie zog mich förmlich an. Als sie nicht direkt antwortete wurde ich nervös und dachte schon ich müsste mich Morgen krank melden, um in Peinlichkeit zu ertrinken.
"Ja, das wäre sehr nett von Ihnen.", damit erlöste sie mich von meinem Leid.
Wir gingen aus dem Flur wieder raus, ins Restaurant zu den Dartscheiben. Ich schaute kurz zu meinen Freunden, die schienen mich aber gar nicht zu vermissen, was auch besser für mich war.
"Wo sind denn deine Freunde von eben?", fragte ich und hoffte, dass es mich nicht verraten würde, dass ich sie schon länger beobachtet hatte.
"Die mussten schon früher los, ich wollte aber noch nicht nach Hause."
Danach redeten wir nicht mehr so viel. Ich brachte ihr das Dartspielen bei und war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Wir mussten sehr viel lachen und zogen dadurch auch einige Blicke auf uns. Meine Freunde hatten mich mittlerweile auch wahrgenommen, ich musste mir eine gute Erklärung dafür überlegen. Wir sahen nämlich nach allem aus, aber nicht danach, dass sie meine Schülerin wäre. Manchmal berührte ich sie kaum merklich, leicht am Arm, an der Schuler oder an der Hüfte. Sie sagte nichts, also hörte ich auch nicht auf.
Markus kam plötzlich zu mir und ich hatte kurz Angst, er hätte etwas mitbekommen, aber er wollte nur Bescheid sagen, dass die Jungs jetzt gehen würden. Ich nickte und verabschiedete mich. Er wünschte mir viel Glück und zwinkerte mir zu. Markus hatte definitiv keine Ahnung, dass sie meine Schülerin war, sonst hätte er ganz anders reagiert. Aber vielleicht bedeutete das auch, dass niemand etwas ahnte.
Nach dem meine Freunde gegangen waren konzentrierte ich mich wieder voll und ganz auf Lisa. Sie hatte zwar schon einiges dazu gelernt und ihre Technik wesentlich verbessert, aber sie stand immer noch nicht ganz richtig.
Ich wollte ihr zeigen wir man richtig stand und fasste sie vorsichtig an, um sie in die richtige Position zu rücken.
Ich stellte mich nah hinter sie, vielleicht etwas zu nah, denn ich merkte wie ihr Körper auf mich reagierte. Ihr Atem beschleunigte sich, ihre Lider waren leicht gesenkt und sie ließ sich leicht gegen mich fallen.
Ich musste mich zusammenreißen nicht ihren Hals zu küssen, den sie leicht nach links gelehnt hatte und ihn mir somit perfekt präsentierte.
Ich musste mich erst Räuspern bevor ich sagte: "Und jetzt versuch es mal so, das müsste besser klappen."
Ich trat ein Stück weg von ihr, sonst lief ich in Gefahr, ungezogene Dinge mit ihr anzustellen. Sie warf so wie ich es ihr gezeigt hatte und siehe da, sie traf und verfehlte nur ganz knapp die Mitte. Sie drehte sich zu mir um lächelte und sprang mir in die Arme. Lisa war so glücklich, dass sie getroffen hatte, dass sie vergaß, dass ich ihr Lehrer war. Ich konnte nicht anders und umarmte sie ebenfalls, es war aber alles andere als eine Freundschaftliche Umarmung. Ich roch an ihrem Haar, was sehr gut nach Zitrusfrüchten roch, sie drückte ihr Gesicht fest an meine Brust und als meine Hände zu ihrer Taille wanderten legte sie mir die Arme um den Hals. Wir schauten uns in die Augen und es bedurfte keiner Worte, dass wir beide wussten, dass das was wir als nächstes tun wollten nicht geschehen durfte. Ich sah den flehenden Blick ihn ihren Augen, ich sollte sie endlich küssen, aber ich konnte nicht, ich zog den Schwanz ein.
"Sorry, ich kann das wirklich nicht tun, das würde zu viel durcheinander bringen. Tut mir leid, ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Komm ich bring dich nach Hause, es ist schon spät."
"Ok, wenn du meinst." , mehr sagte sie nicht.
Aber ich merkte ihr an, dass sie unfassbar niedergeschlagen war. Sie stand den Tränen nahe und es tat mir unendlich leid, dass ich so ein Arschloch gewesen war, was nicht vorher über die Konsequenzen nachgedacht hatte. Ich war froh, dass sie sich von mir nach Hause bringen ließ. Ich bezahlte ihre und meine Getränke und ging dann vor die Tür, sie stand dort bereits. Und als ich sie dort stehen sah Abends, allein, so zerbrechlich, niedergeschlagen, aber dennoch wunderschön wurde mir bewusst, dass ich wollte, dass sie zu mir gehörte. Ich ging zu ihr und wir gingen los. Sie wohnte nicht weit von hier entfernt, ich ebenfalls nicht, vielleicht waren es 10 Minuten zu fuß. Sie sagte kein Wort, wodurch ich mich nicht gerade besser fühlte. Ich philosophierte in Gedanken über den Abend, er war bis auf das Ende wunderschön gewesen, bis ich es ruiniert hatte.
Kurz vor ihren Haus sagte sie: "Wenn ich nicht deine Schülerin wäre hättest du mich geküsst oder? Das Alter wäre die egal gewesen und der Fakt, das wir uns erst seit heute Abend gekannt hätten auch, da bin ich mir sicher."
Ich ließ ihre Frage kurz unbeantwortet, aber sie bedurfte auch keiner Antwort, wir beide wussten sie.
"Ja .....Ja, du hast recht, dass hätte ich."
"Aber ich war heute Abend alles andere als deine Schülerin. In diesem Raum hat keiner etwas gesagt oder geahnt und weißt du warum, weil wir einfach nicht danach aussahen. Wir sahen aus wie ein verliebtes Paar und nicht wie ein Lehrer und seine Schülerin. Die Leute haben gesehen, dass wir glücklich waren und das hat ihnen gereicht."
Ich wurde immer verzweifelter, ich wusste das sie recht hatte, aber es hätte auch anders sein können. Zum Beispiel, wenn jemand aus der Schule da gewesen wäre oder jemand der sie gut kannte. Sie war noch zu jung um die Auswirkungen eines solchen unbedachten Handels einschätzen zu können, aber ich nahm ihr das nicht übel. Lisa war jung sie wollte leben, Spaß haben und ihre Grenzen austesten. Nur ich hatte mittlerweile eine gewisse Verantwortung, die ich heute sowieso schon vernachlässigt hatte.
"Das nennt man dann wohl richtige Person, falscher Zeitpunkt oder?"
Ich wollte die Situation etwas auflockern, es gelang mir nicht.
"Hast du heute Abend darüber nachgedacht, wie es wäre wenn ich nicht deine Schülerin wäre?"
Langsam war ich am Ende mit meinen Nerven und mit meinem Urteilsvermögen. Ich wollte sie doch auch einfach nur küssen und berühren, aber es ging NICHT.
"Ja, Lisa, dass hab ich. Aber du bist nunmal meine Schülerin, da gibt es nicht was wäre wenn, eventuell, vielleicht."
Ich wusste, dass ich das etwas zu schroff gesagt hatte und ich sie verletzt hatte, aber sie war einfach so verdammt stur.
"Na gut, dann bin ich halt deine Schülerin und du mein Lehrer, aber dass ist mir egal. Ich sage dir, klar und deutlich du hast jetzt mal keine Verantwortung und ich übernehme alle Konsequenzen, okay."
Während sie das sagte kam sie immer näher und das "Okay" flüsterte sie nur noch, als ihr Mund direkt vor meinem war und dann küsste sie mich. Ich war so überfordert, dass ich erst gar nicht reagierte. Doch irgendwann schaltete mein Gehirn ab und ich erwiderte den Kuss. Am Anfang war er zart, liebevoll und harmlos, aber mit der Zeit wurde er immer verzweifelter und intensiver.
Wir lösten uns von einander und blickten uns in die Augen. Ich war sprachlos und erschrocken, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte und, dass es wirklich passiert war. Sie schien zu wissen, was in mir vorging, denn sie schenkte mir ein letztes schüchternes Lächeln und sagte: "Eine Gute Nacht, Herr Foster."
Dann verschwand sie in der Dunkelheit und ließ mich, immer noch unfähig zu verstehen, was eben passiert war, auf dem Bürgersteig stehen. Ich machte mich auf den Nachhauseweg und das Einzige woran ich denken konnte, war sie und an den Kuss. Ich dachte auch darüber nach, was wäre, wenn sie wirklich nur irgendein Mädchen wäre, es waren schöne Hirngespinster, wirklich traumhaft schöne.
Als ich wenig später Zuhause im Bett lag, ließ ich den Abend nochmal Revue passieren, ich dachte nochmal über jedes kleine Detail nach.
Ich kam zu dem Entschluss, dass ich mich ein kleines bisschen in Lisa verliebt hatte. Diese Nacht träumte ich sogar von ihr.
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Am nächsten Morgen war es soweit und ich hatte Biologie in Lisas Kurs.
Ich war aufgeregt, sie nach gestern wiederzusehen. Es klingelte und die Schüler trudelten ein, doch Lisa fehlte. Ich war trauriger, als ich zugeben mochte und machte mir Sorgen. Doch ich hatte nicht das Recht dazu, also begann ich den Unterricht, in dem ich die korrigierten Arbeiten verteilte.
Nach ca. 25 Minuten wurde die Tür aufgerissen und Lisa kam herein. Sie war ungeschminkt, hatte einen unordentlichen Pferdeschwanz und atmete schwer.
"Es tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich hab verschlafen. Gestern Abend wurde es später, ich musste mich mit einem hartnäckigem Typen auseinandersetzen und hab dann total vergessen mir einen Wecker zu stellen."
Die Klasse dachte, es wäre eine ganz normale Erklärung doch ich wusste es besser und es brachte mich zum Lächeln. Lisa setzte sich auf ihren Platz und ich fuhr mit dem Unterricht fort, sie bekam natürlich keinen Eintrag, sie hatte ja irgendwie wegen mir verschlafen.
Nach der Stunde kam Lisa mit einem warmen Lächeln zu mir und fragte mich nach ihrer Arbeit. Ich überreichte ihr sie und freute mich über ihre Reaktion, auf ihre 15 Punkte.
"Ein hartnäckiger Typ also, hm?", ich konnte mir die Frage nicht verkneifen.
"Ja, ich finde, das könnte man so ausdrücken."
"Wenn du das sagst."
"Ich habe 15 Punkte, mir würde ich definitiv vertrauen."
"Da gebe ich dir recht."
Dieses Geplänkel hatte nichts sexuelles an sich, es war eher freundschaftlich.
Wir schauten uns nochmal kurz in die Augen und wussten, es würde kein wir geben, das hatten wir beide nach gestern Abend eingesehen, aber es hatte mal für kurze Zeit ein wir gegeben, das konnten wir nicht leugnen.
Mit den Worten: "Schönen Tag Ihnen noch." , verließ sie den Raum.
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Es klingelte an der Tür und ich wunderte mich darüber, da ich keinen Besuch erwartete. Es war Markus, er wollte unbedingt wissen, was gestern Abend gelaufen war. Ich musste mir so vieles ausdenken oder Sachen umändern, dass ich mir vor kam, wie ein verdammter Geschichtenerzähler, was ich strenggenommen ja auch war. Er gab sich glücklicherweise aber mit meinen Antworten zufrieden.
"Sie war sehr jung.", merkte Markus an.
"Ich weiß."
"Hattet ihr Sex?"
"Heilige Scheiße, nein, Markus, was denkst du von mir."
Ich war schockiert, Markus stellte eigentlich nie so detaillierte Fragen. Er ließ mir eigentlich immer meinen Freiraum.
Wäre sie irgendeine beliebige Frau gewesen, dann hätte ich vielleicht mit ihr geschlafen, aber nicht mit Lisa, Lisa war mir zu wichtig gewesen um es zu versauen.
Irgendwie mussten wir beide jetzt aber trotzdem lachen. Als wir fertig waren mit Lachen wurde die Stimmung wieder ernster.
"Wird es weitergehen?"
"Nein.", mehr sagte ich nicht. Ich gab ihm keine Erklärung, nichts. Diese Sache ging nur sie und mich etwas an.
"Schade, Kumpel, es sah echt aus als würde sie dich glücklich machen und als könnte daraus etwas werden."
"Ich weiß, das Gleiche habe ich auch ganz kurz gedacht."
Mit diesem Satz war das Gespräch beendet. Lisa machte mich weiterhin glücklich, aber nur als Schülerin, vielleicht als "Freundin", aber nicht als Partnerin, das durfte ich nicht zulassen. Trotzdem würde ich die Momente, die ich mit ihr verbracht hatte, die mich und auch sie glücklich gemacht hatten, nicht vergessen.
Ich war zuversichtlich, dass ich es nach ein bisschen Zeit schaffen würde, die Gefühle für Lisa kontrollieren zu können, schließlich war ich ein hartnäckiger Typ.  ;)

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