six

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"Geh doch wieder zu meinem Bruder!"

Egal, was ich danach tat oder sagte, Jannis ignorierte mich und lief aus der Wohnung. Bei meinem Versuch ihm zu folgen hielt Julian mich allerdings auf.
"Lass ihn, er ist sauer."
"Sauer?!", fuhr ich Julian an. "Grade deswegen sollte ich hinter her!" "Der beruhigt sich schon wieder, also setz dich", sagte Julian und stellte mir eine Tasse Tee vor die Nase.
Julian schaute mich erst eine Weile an, bevor er sich mir gegenüber an den Tisch setzte. "Okay Em, erzähl, was ist los?" Er schaute mich mit dem Eigentlich-weiß-ich-was-los-ist-aber-erzähls-mir-trotzdem-Blick an.
Etwas verlegen schaute ich erst auf meine Hände, bevor ich Julian ansah. "Ich hab mich wohl oder übel in Jannis verliebt." Ich zuckte mit den Schultern und starrte wieder auf den Sofa-Tisch. Im Augenwinkel sah ich, wie er vor sich hin grinste. "Weiß ich schon, erzähl mit was Neues."
"W-was??", erschrocken schaute ich Julian an. "Komm schon Emilia, dass sieht jeder Blinde. Jannis ist einfach nur zu blöd um das zu sehen", sagte Julian und stupste mich leicht an der Schulter und ich zwang mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht. "Und ziemlich dämlich ist er auch, wenn du mich fragst", lachte Julian.

"Weißt du warum er so ausgetickt ist?", fragte ich Julian leise. Mittlerweile war es schon ziemlich lange dunkel draußen und Jannis war bis jetzt hier nicht wieder aufgetaucht.
Julian schaute mich mit einem etwas traurigen Blick an. "Ich kann es mir wahrscheinlich schon denken, aber ich will dir auf gar keinen Fall etwas falsches sagen. Du musst unbedingt mit ihm reden, okay?"
Ich nickte nur stumm.
"Komm, ich fahr dich nach Hause. Es ist schon ziemlich spät", sagte Julian und legte sein Arm um meine Schultern als wir in die Tiefgarage zu seinem Wagen liefen.

"Mach dir nicht so viel Gedanken, Emilia. Wir sehen uns morgen beim Training." "Bis morgen", antwortete ich und lief noch in meine Wohnung. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Ich lag so ziemlich die halbe Nacht wach und konnte meine Gedanken wortwörtlich nicht von Jannis losreißen.

Am nächsten Morgen versuchte ich Jannis anzurufen, doch auch nach dem 4. Anruf drückte er mich wieder weg.
Dazu versuchte Jannis mir auch die nächste Woche völlig aus dem Weg zu gehen. Er redete nicht mit mir, nur in unserem gemeinsamen Projekt-Kurs, aber wirklich nur etwas, was nicht vom Thema abweicht. Sobald ich auch nur irgendwie etwas anderes sagen wollte, blockte er ab und ich wurde für ihn zu Luft.
Ich musste nur anfangen mit "Jannis, ..." und er unterbrach mich immer mit dem selben "Nein Emilia, lass es"- Satz.
In unserem Kurs um uns herum wurde schon getuschelt. Wahrscheinlich weil alle schon immer wussten, wer Jannis war. Nur ich wieder nicht, weil ich mich, bevor ich beim BVB angefangen hatte, nicht sonderlich viel für Fußball interessiert hatte.
Man konnte generell überhaupt froh sein, dass ich wusste, dass es in Frankfurt auch eine Fußballmanschaft gab....

Manchmal gibt es Tage im leben, da gelingt alles. Und heute, heute war keiner dieser Tage. Heute wollte mir nicht ein einziges Bild im Training gelingen.
Nach und nach ging ich die Bilder auf meiner Kamera durch. Das eine Bild war total verschwommen, andere wiederum fokussierten einfach nicht das, was fokussiert werden sollte und andere Bilder waren einfach nicht so, wie ich mir das vorstellte. Genervt von mir selbst, seufze ich auf.
"Was ist denn mit dir heute los?", fragte Jude als er auf mich zu kam, um seinen Ball wieder einzufangen, der in meine Richtung rollte. "Du bist doch sonst nicht so schlecht gelaunt?" "Lass sie in Ruhe, Jude!", rief Julian von weiter hinten und versuchte Jude mit seinem Ball ab zu schießen. "Woah, ist ja gut", abwehrend hob Jude die Hände und verschwand gleich wieder. Aber, zu meinem Leidwesen, traf der Ball nicht Jude, sondern mich an meinem Ellenbogen. Kurz jammerte ich, als auch schon Julian auf mich zu gejoggte. "Sorry", sagte er, als er sich auch schon neben mich ins Gras fallen lies.

"Ich wusste echt nicht, dass das geht, aber Jannis ist jetzt noch schlimmer auszuhalten. Wollt ihr nicht nochmal miteinander reden?" Julian schaute mich traurig an.
"Nein, stop Julian. Jannis hätte schon die ganze Woche mit mir reden können. Stattdessen ignoriert er mich. Ob ich ihn anrufe oder in der Uni. Er geht mir aus Weg, nicht ich ihm." Ich schaute zu Julian rüber. "Wenn er mit mir reden wollte, hätte er das schon längst tun können." "Möglich", murmelte Julian bevor er mich richtig anschaute. "Weißt du, Jannis ist nicht jemand, der sehr offen ist. Aber ich habe das Gefühl bei dir ist er anders. Offener eben, weißt du was ich meine?" Ich nickte nur.
"Wenn er ein Mädchen kennengelernt hat, war er immer sehr vorsichtig. Und ich glaube, ...." kurz räusperte sich Julian. "Vielleicht spielt da auch meine Fußballkarriere eine kleine Rolle."
An irgendeinem Punkt hätte ich auch selber darauf kommen können, aber ich war eher damit beschäftigt enttäuscht von Jannis zu sein.
"Jannis vertraut dir und dass wir zwei uns aus dem Training so gut verstehen, macht ihm vielleicht zu schaffen. Sei nicht so hart zu ihm. Gib ihm Zeit, Emilia."
Er strich mir kurz mit der Hand beruhigend über den Rücken. Dann stand er mit einem Lächeln auf und war sofort in der Kabine verschwunden.

Hellou,
Sorry, dass schon länger nichts kam.
Ich hoffe euch hat dieser Teil trotzdem gefallen. Ich würde mich natürlich gerne wieder über eure Kommentare freuen! :)
Voted gerne, wenn es euch gefahren hat. ♡

I GUESS THERE IS SOMETHING ♡ | Jannis BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt