Mit einem leichten Schütteln meines Kopfes, um Dash zu signalisieren, dass alles in Ordnung sei, stand ich auf, um mich in den großen Speisesaal zu begeben. In dem Raum hingen, über die Wände verteilt, große Bilder mit goldenen Rahmen. Die Decke war künstlerisch bemalt, mit vielen Mustern und Linien, in der Mitte des Raumes stand ein großer Holztisch, auf dem bereits mein Frühstück fertig aufgedeckt wurde.
Noch verstört von meinem Traum fing ich an zu essen. Naja, Traum kann man es nicht nennen, viel eher war es eine Erinnerung. Eine Erinnerung, die ich am liebsten aus meinem Kopf verbannen würde. Meine Hände fingen an zu zittern und auch der vorher so freundlich wirkende Raum wurde auf einmal enger. Zu eng. Vor meinem inneren Auge tauchte auf einmal ein Bild auf. Darauf folgte noch eins. Und noch eins. Und bevor ich es merkte hing ich in einer nicht enden wollenden Schleife aus Bildern und Erinnerungen.Der kühle Wind fegte an uns vorbei, als Benjamin und ich mit unseren Pferden durch den Wald preschten. Panisch galoppierten wir zwischen den Bäumen umher. Wir jagten auf der Flucht vor den Wachen meines Vaters durch den Wald.
Er zwang mich in eine Form von mir selbst, die ich nicht wahrhaben möchte. Der Mann ist grausam. Wenn jamand mich fragen würde, wie ich mir eine Verkörperung des Bösen vorstellen würde, dann würde mir nur eine Person einfallen. Er. Mein Vater. Er ist einer der wenigen Personen, die mir mit einem einzigen Blick einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen.
Er war verantwortlich für meine jetzige Situation und dafür, dass ich meinen besten Freund mit hinein ziehen musste.Sind wir schon weit genug weg? Wann kommen wir endlich an der Grenze an?
Aufgewühlt blickte ich nach vorne, über die schwarzen Ohren meines Pferdes. Alles was ich vor uns erkannte waren Bäume. Dunkel- und hellgrüne Bäume, mal dichtere und undurchschaubare Büsche und mal waren sie fast durchsichtig.
Als nächstes glitt mein Blick hinter uns. Auch dort erkannte ich nichts außer den, aufgrund des Tempos verschwommenen, Bäumen. Ich konnte keinen der Wachleute oder der Hunde erkennen, die uns zu Anfang dicht auf den Fersen waren.Hatten wir sie so leicht abgehängt?
Aufgewühlt drehte ich mich zu meiner rechten Seite. Dort saß er. Derjenige, dem ich am meisten vertraute. Der einzige Freund, den ich je hatte und die Person, die ich am meisten aus diesen Sachen heraus halten hatte wollen. Benjamin. Ein edler, heiliger Ritter auf seinem braunen Pferd, in seiner glänzenden Rüstung und mit einem verbissenen Lächeln auf den Lippen. Sein Kopf drehte sich zur Seite, "Es wird alles gut! Das verspreche ich. Irgendwann kommt Licht am Ende des dunklen Tunnels.", er grinste mich an.
Die Erinnerung verwischte.
Auf einmal hörte ich mich selbst seinen Namen rufen und im nächsten Moment lag Benjamin leblos und Kopflos auf dem Podest. Nasse, warme Tränen
überströmten mein Gesicht.
Ich sah auf meine Finger. Sie waren rot. Rot durch noch warmes Blut. In meinen Händen hielt ich ein Metallenes Beil, es war auch mit Blut übersäht. Die Stimme von Benjamin ertönte:"Du hast mich umgebracht! Du warst es! Durch dich bin ich gestorben!"Ich schreckte hoch. Langsam wurde der hölzerne Raum um mich herum wieder scharf. Mein Hals war trocken und eine warme Träne rollte über meine Wange.
Mit meiner zitternden Hand griff ich zu dem Krug mit Wasser um etwas zu trinken. Die kühle Flüssigkeit rang meinen Hals hinab, doch von dem wundervollen und leckerem Essen vor mir, brachte ich keinen Bissen mehr hinunter.▫️▫️▫️
Es war Mittag, die Sonne schien warm auf mich herab. Langsam spazierte ich durch das liebliche Labyrinth unseres Gartens. Vor mir, in der Mitte des Labyrinthes lag ein kleiner, runder Springbrunnen. Dort setzte ich mich hin. Langsam ließ ich den Blick auf den großen Palast vor meinen Augen gleiten. Ein kurzer Seufzer entkam meinen Lippen. Egal wie schön dieser Palast von außen wirken mag, für mich ist es die Hölle auf Erden. Mein Vater hatte mich direkt nach dem einen Vorfall hier her geschickt und seitdem nie wieder Kontakt zu mir aufgenommen. "Es ist jetzt fast drei Jahre her.", dachte ich. Drei Jahre und es fühlt sich immer noch so an, als wäre es erst gestern gewesen. Erneut seufzte ich.
"Eure Majestät, würde es euch stören, wenn ich mich zu euch setzen würde?", fragte Dash's Stimme wie aus dem nichts.
Dash war mein persönlicher Butler, aber gleichzeitig war er auch der einzige, der sich um mein Wohlbefinden kümmerte. Alle anderen Bediensteten im Schloss vermieden mich. Sie redeten nur mit mir, wenn es wirklich notwendig war und auch ihre Aufgaben erledigten sie nur so, dass sie den Schein wahren konnten.
Ich rutschte ein wenig nach links und deutete schweigend auf den nun freien Platz zu meiner Rechten.
Dash hatte ein kleines, aufmunterndes Lächeln auf den Lippen, doch wie jedes mal fragte er nicht nach. Er legte einfach seine Hand auf meine. Diese kleine Geste beruhigte meinen allmählich rasenden Puls etwas. Ich atmete einmal entspannt durch und murmelte ein leises "Danke!", bevor ich schon, wie so oft, in meine Gedankenwelt abdriftete.▫️▫️▫️
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Plötzlich Kronprinz
RomanceAslan Mephistos von Grölingen, zweiter Sohn des Königs von Grölingen. Das heißt er ist zwar ein Prinz doch hätte er im normal Fall keine Chance auf den Thron. Was passiert wenn sich das plötzlich ändert, sein Bruder einen Unfall hätte und er, mit a...