Kapitel 1

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Langsam öffnete ich meine Augen. Alles war dunkel. Nur langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. "Der wie vielte Tag es wohl schon ist? Werde ich hier jemals lebend rauskommen? Wie das Wetter wohl draußen ist?" Ich wurde durch ein aggressives, metallisches Klopfen aus meinen Gedanken gerissen. "AUFSTEHEN!", schrie eine Stimme vor der Tür. "Das wird wohl die Wache sein, die mir mein Essen bringen soll.", dachte ich, während ich mich bemühte aus dem Bett zu steigen. Naja, Bett ist übertrieben, diese alte, klapprige Pretsche kann man kaum als solches bezeichnen.
Ich hörte das Rascheln des Schlüsselbundes der Wache vor meiner Tür, bevor sich laut und quietschend die metallische Gefängnistür öffnete. Ja, Gefängnis. Ich, der Prinz Aslan von Grölingen, sitze im Gefängnis. Innerlich musste ich bei diesem Gedanken schmunzeln, doch ließ ich das die eintretende Wache nicht sehen. Er war nicht besonders groß, dafür aber umso muskulöser. Er trug die übliche Rüstung, die jeder Ritter dieses Königreiches zu tragen hatte.
Irgendwas war anders.
Diese Wache lächelte. Er lächelte. Und es war kein freundliches Lächeln, eher sah es aus als ob ihm gerade erlaubt wurde seinen Feind zu ermorden.
Ich schluckte. "Glückwunsch", sprach er.
Auf einmal veränderte sich die gesamte Umgebung. Alles verschwamm und es wurde noch dunkler. Ich war gefangen in einem Wirbel aus Dunkelheit. "Aslan!", panisch drehte ich mich mehrfach um meine eigene Achse.Woher kam diese Stimme? "Aslan!", rief die gleiche Stimme, diesmal lauter und deutlicher.
"Das... Das kann nicht sein, diese Stimme..."
Schlagartig veränderte sich meine ganze Umgebung. Alles, was zuvor noch von Dunkelheit durchtränkt war, nahm jetzt Form an.
Zu Gesicht bekam ich eine Bühne. Ein großes erhöhtes Platou.
Panisch versuchte ich meine Augen zuzukneifen. Bitte, bitte nicht. Ich will das nicht sehen.
Direkt vor mir befand sich der Hinrichtungshof des Palastes. Hinter mir hielt eine Wache meine Arme fest. Ich konnte das schadenfrohe Grinsen von dem Mann, der mich zuvor aus meiner Zelle geschliffen hatte, in meinem Nacken spüren.
Vor mir sah ich das pure Grauen. Das Tor mir gegenüber öffnete sich und zum Vorschein kamen zwei Wachen. Diese zwei Wachen schliffen eine dritte Person auf das Platou. Aus Panik riss ich meine Augen auf, "Benjamin", murmelte ich, mein Hals fühlte sich plötzlich ganz trocken an. "BENJAMIN!", schrie ich so laut wie ich konnte. Langsam schaute er zu mir. Ich zuckte zusammen, als seine Augen, die Augen, die vor wenigen Tagen noch vor Feude und Aufregung funkelten, mich beinahe tot ansahen. Die blauen, lebensfrohen Augen. Die Augen meines Kindheitsfreundes Banjamin Bolough. Die Augen, für die ich alles tun würde. Die Augen, die ich liebte. Auf dem grässlichen Platou vor mir kniete der Junge, den ich liebte. Er lächelte, er sah mir genau in die Augen und lächelte.
*Splashh* Dunkelrotes Blut spritzte über das Platou. Einzelne Tropfen flogen bis in mein Gesicht. "Nein", flüsterte ich. Tränen bildeten sich in meinen Augen. "NEINNN!" Ich schrie. Ich schrie so laut wie ich noch nie geschrien hatte. Ich weinte, ich weinte und schrie. Ich versuchte mich von der Wache hinter mir loszureißen und zu meiner Überraschung klappte es auch. Doch weit kam ich nicht. Als ich auf dem Platou stand sah ich es. Sein Kopf und Körper lagen getrennt von einander, direkt vor mir. "WARUMM? Warum musstest du sterben? Warum du und nicht ich?", weinte ich. Die Tränen hörten nicht auf und auch mein Schluchzen wollte nicht verstummen.
"Pri...As...n", ich hörte leises Murmeln. "Wer spricht da? Panisch drehte ich meinen Kopf um herauszufinden woher die Stimme kam.
"...nz...Aslan", rief die Stimme diesmal lauter.
"Wer ist das? Warum ruft er mich?"
"Prinz Aslan!"
Erschrocken richtete ich mich auf und schnappte nach Luft.
Es war nur ein Traum. Nur ein Traum. Nur ein... Erneut bildeten sich Tränen in meinen Augen. "Prinz? Was fehlt Ihnen? Soll ich einen Arzt rufen? Tut Ihnen etwas weh?", fragte Dash.
Er muss der gewesen sein, der mich geweckt hatte. Dash war mein persönlicher Butler. Er war ein guter Mensch und ich würde ihm mein Leben anvertrauen, doch jetzt gerade konnte er mir nicht helfen. Keiner konnte das. Die Erinnerungen an diesen verfluchten Tag konnte keiner mir nehmen. Weder die talentiertesten Ärtzte noch die erfahrensten Heiler.

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695 Wörter

Plötzlich KronprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt