Die Schwestern„Weißt du, diese Weste war das erste Kleidungsstück, das ich mir selbst gekauft habe." sagte Yelena stolz und hob ihre Weste leicht an. Mir kam ein Schmunzeln aus, da sie so absurd stolz wirkte. "Dieses Teil?" „Ja. Gefällt sie dir nicht?" „Hast du das aus dem Armyshop?", grinste Natasha. „Die hat richtig viele Taschen. Das glaubt man gar nicht, was da alles reinpasst." Natascha lachte, vermutlich war sie genauso amüsiert über Yelena's Begeisterung wie ich. „Halt die Klappe. Weißt du, ich hatte bisher nie Kontrolle über mein eigenes Leben und jetzt habe ich das. Ich will Sachen selbst machen." „ Ich mag deine Weste!" "Gott ja!", Yelena ballte siegreich die Fäuste. „Ich wusste es. Sie ist so cool. Und du kannst da so viel Zeug reinstecken."
„Also was ist euer Plan? Wie soll ich meine Erinnerungen zurückbekommen?" Natasha grinste erneut, doch bevor sie etwas sagen konnte, schlug Yelena ihr gegen denen Oberarm und ergriff das Wort. „Einer von Nat's großen Freunden muss uns helfen." „Einer meiner großen Freunde?" „Die Avengers. Ihr habt doch so schlaue Köpfe dabei. Sie könnten uns mit dem Serum und Liz helfen." „Das könnte schwierig werden. Wie gesagt, wir reden gerade nicht. Kannst du dich an irgendetwas erinnern Liz?" „Nur wage. Ich denke, dass meine Alpträume, die ich habe, Erinnerungen sind. Doch ich kann sie nicht kontrollieren und oft ist alles eher verschwommen oder passt nicht zusammen." „Warte du hattest doch diesen Tagtraum, als wir im Shop waren. Weißt du was diesen ausgelöst hat?",fragte Natasha. Yelena sah mich nun mit einem besorgten Blick an. „In meinem Kopf hallten immer diese Wörter wieder. Dein Schmerz macht dich nur stärker. Warum mir diese plötzlich in den Kopf schossen, kann ich auch nicht sagen. Ihr könntet mir ja mal erzählen, was ihr wisst. Vielleicht hilft das." „Naja so einfach ist das nicht, wir haben schließlich die letzten zwanzig Jahre jeden Tag miteinander verbracht.", Yelena blickte wieder auf die Straße und wandte ihren Blick nicht mehr ab, während sie mit mir sprach. „Zwanzig Jahre?",fragte ich schockiert.
Yelena reagierte auf meine Reaktion beziehungsweise auf meine Gefühle nicht und meinte: „Natasha und du. Ihr wart beste Freunde, unzertrennlich. Zumindest bis sie sich den Avengers angeschlossen und den Red Room verlassen hat. Da ich Natsha's Schwester bin, hatten wir natürlich auch miteinander zu tun." Erneut setzte Natasha ihr schelmisches Grinsen auf und wollte offenbar etwas sagen. Yelena warf ihr einen kalten Blick zu.
Mein Kopf musste diese Information erst einmal verarbeiten. Ich spürte wieder diesen Schmerz und griff mir an die Stirn. Ich rieb fest, doch es half nichts. Ich spürte, wie ich müder wurde und lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe des Wagens. Es musste doch einen Weg geben, um mein Gedächtnis zurückzubekommen.
Nach einer Weile merkte ich, dass Yelena eingeschlafen war. „Ihr seid also Schwestern?" „ Nicht direkt. Bevor Yelena in den Red Room kam, waren wir bei zwei Agenten von Dreykov, Alexei und Melina. Sie waren sozusagen unsere Eltern. Ich wusste, dass die beiden nicht unsere Eltern und wir keine richtigen Schwestern waren, doch Yelena wusste es damals nicht. Sie war noch zu jung." „Verstehe." Eigentlich verstand ich es nicht, doch ich wollte sowieso etwas anderes von ihr erfahren.
„Warum will sie nicht, dass ich erfahre, was zwischen ihr und mir vorgefallen ist?" Natasha sah fragend in den Rückspiegel, antwortete mir jedoch nicht. „ Ich habe doch ihre Reaktion vorhin bemerkt. Ich habe vielleicht mein Gedächtnis verloren, aber nicht meine Sehfähigkeit." Was versuchten die Zwei mir zu verheimlichen? „ Ich weiß nicht was zwischen euch passiert ist nachdem ich den Red Room verlassen hatte. Aber bis dorthin, wart ihr zwei fast so unzertrennlich wie wir beide. Ihr habt euch zwar oft gestritten und ihr hättet es niemals zugegeben, aber ihr hattet euch gerne und hättet alles für den jeweils anderen getan."
Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass das meine besten Freunde gewesen sein sollen. In meinen Gedanken versunken, überhörte ich fast, dass Natasha weiter über unsere Vergangenheit erzählte. Sie sprach über den Tag, an welchem wir in den Red Room gebracht wurden. Ich erinnerte mich an den Traum mit den Mädchen und dem Container, den bewaffneten Männern. Meine Träume waren also Erinnerungen!
Sie erzählte mir von der Ausbildung im Red Room. Wie wir trainiert wurden leise im Hintergrund zu arbeiten. Wir wurden auf die verschiedensten Waffen geschult. Das Training war hart, sehr hart. Die meisten überlebten nicht. Wir aber hatten es geschafft und wurden zu Profikillerinnen, zu Dreykov's Waffen. So sehr sich Natasha auch bemühte, hatte ich keine weiteren Tagträume. Ich konnte mich nicht erinnern. Ich schnaubte. „Es lut mir leid." „Du kannst dich an nichts davon erinnern?" Ich schüttelte den Kopf. „ Ich kenne jemanden, zu dem wir können. Bevor wir Dreykov ausschalten und den Red Room zerstören, brauchst du deine Erinnerungen zurück, sonst kannst du uns in Kampf nicht unterstützen. Wir werden jedoch einen Jet benötigen." „Und wo soll ich den bitte herbekommen?" „Das lass meine Sorge sein."
Ich konnte meiner Müdigkeit nicht mehr trotzen und schlief, an das Fenster des Wagens gelehnt, ein.