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Im Bus brauchte ich erst einmal Zeit für mich, um mich wieder abzuregen. Die letzten Minuten voller Abschiede, Umarmungen und netter Worte, nahmen mich mit.
Dies war allerdings schnell wieder vergessen als wir nach sehr, sehr, sehr langer Fahrt endlich London erreichten. Es war legendär schön.
Und anstrengend, wie sich herausstellte. Wir bekamen so viel zu sehen, dass wir wie japanische Touristen ständig aus dem Bus sprangen, Bilder schossen und wieder weiterfuhren. Doch London war einfach zu groß um alles in wenigen Stunden erkunden zu können.
Außerdem waren wir in Madame Tussaunds gewesen, was mir sehr gut gefallen hatte. Natürlich musste ich ein Bild mit den One Direction Wachsfiguren haben. Es war so schön zu sehen, dass sie Zayn nicht entnommen hatten, obwohl er seit drei Monaten nicht mehr dabei war. Und innerlich freute ich mich, dass One Direction vielleicht bald wieder zu fünft sein würden, bedachte jedoch, mir nichts anmerken zu lassen.
Als wir dann wieder im Bus waren, auf dem Heimweg, war es mucksmäuschenstill im Bus. Wir waren über fünfzig Schüler und Schülerinnen im Bus, einschließlich der drei Lehrer, und alle waren wir so erschöpft, dass keiner etwas sagen konnte. Selbst die, die immer einen Kommentar auf Lager hatten, waren ruhig.
Wir saßen alle brav auf unseren Plätzen und dösten vor uns hin, einige schliefen anscheinend wirklich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch ich wahrscheinlich einschlafen würde.
In den sechs Tagen England hatte ich definitiv mehr gesehen und erlebt als ich erwartet hatte. So viele schöne Erinnerungen waren nun meins. Dazu zählten zwei neue Freundschaften, auf die ich am Stolzesten war.

Als der Bus auf den Parkplatz unserer Schule fuhr, scannten meine Augen automatisch die bekannte Umgebung ab nach Spuren meiner Familie. Zuerst fand ich sie nicht, doch als ich aus dem Bus ausstieg, sah ich sie alle - meine Mum, meinen Dad und meine Schwester - auf mich warten. Ich rannte los und umarmte sie. Einerseits vermisste ich England, andererseits war es wirklich schön wieder zuhause zu sein.
Die ganze Autofahrt redete ich mir einen Wortschwall. Meine Eltern meinten, ich solle ein Buch über meine Ereignisse verfassen. Wir lachten darüber, aber innerlich wusste ich, dass ich in meinem Tagebuch Buch führen würde. Und auch ohne, waren diese Tage zu schön, um zu vergessen.
Daheim schrieb ich Zayn und Alisia, dass wir gut angekommen sein. Ich packte meine Sachen aus, zeigte meiner Familie die Bilder, die ich gemacht hatte, mit ausführlichen Beschreibungen und ging danach ins Bett. Es war spät und ich war buchstäblich übermüdet.

Am nächsten Morgen schlief ich lang. Üblicherweise nichts Ungewöhnliches für meine Verhältnisse, aber unter den gestrigen Ereignissen verständlich.
Die Anderen waren natürlich schon lang auf. Als ich die Treppe hinunterkam, grinste mich meine Schwester an,
„Was ist?", fragte ich sie schlaftrunken.
„Ach nichts Besonderes", meinte sie.
Ich sah sie mir ganz genau an. „Du lügst. Was ist?"
„Ich bin einfach froh, dass du wieder da bist", sagte sie.
„Ich wünschte, ich könnte dir das glauben", antwortete ich. „Jetzt sag endlich, was los ist."
Sie lachte. „Mama hat dir heute ausnahmsweise dein Frühstück zubereitet. Hols dir schnell in der Küche, setz dich zu mir und dann sag ichs dir vielleicht."
Schnell ging ich nebenan in die Küche, holte das Brettchen mit dem Nutellatoast und die heiße Schokolade aus der Mikrowelle und setzte mich zu meiner Schwester auf die Couch.
„Ich habe Neuigkeiten für dich", sagte sie und sah mich grinsend an.
„Sag doch einfach, welche", flehte ich sie an.
„Ich kann das nicht sagen", begann sie und ich war kurz davor, ihr an die Gurgel zu springen, doch sie sprach weiter. „Deswegen werde ich es abspielen lassen."
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Dann hob sie die Fernbedienung und spielte einen Bericht auf dem Fernseher ab.
Zusehen waren Mengen voll kreischender Mädchenmengen, dann One Direction. Es war verrückt Zayn im Fernsehen zu sehen, wo ich ihn gestern noch selbst umarmt hatte.
Der Moderator aus dem Off begann zu sprechen: „Über Nacht haben One Direction mit einer ganz besonderen Videonachricht ihre Fans wieder einmal zum Ausrasten gebracht. Der Ausstieg von Bandmitglied Zayn Malik schockte im März die Fans der irisch-britischen Boyband. Seit drei Monaten ist die Band zu viert unterwegs. Jetzt schienen sich die fünf Jungs wieder zusammengesetzt zu haben, um nachts dieses Video aufzunehmen"
Ein Video erschien, das die fünf zusammen zeigte. Ich fragte mich, wann dieses Video entstanden war. War Zayn nach unserem Abschied zu ihnen geflogen?
„Hallo Leute. Wir sind One Direction und haben eine Neuigkeit, bei der wir uns geehrt fühlen, sie als vollständige Band verkünden zu dürfen: One Direction waren immer zu fünft und werden es auch immer bleiben! Und so sind wir froh, dass Zayn nach seiner >Pause< wieder dabei ist!"
Meine Kinnlade klappte herunter. Das ging ich schnell...
Zayn sprach: „Es tut mir leid, wenn ich Menschen enttäuscht habe, das war nie meine Absicht gewesen. In den letzten Monaten hatte ich nur sehr viel erlebt und dachte, damit nicht mehr umgehen zu können. Aber die Zeit ohne die Jungs bewies mir, dass ich es ohne sie nicht kann. Für eine zweite Chance wäre ich euch sehr dankbar! Ich hoffe, dass ich euch nicht wieder enttäuschen werde. Und danke, an die Leute, die mich bei meiner Entscheidung unterstützt haben und ständig ein offenes Ohr für mich hatten. Das bedeutet mir viel, denn ohne euch würde ich wahrscheinlich nicht neben diesen vier Jungs stehen!"
Trotz meines Vorwissens und der Hoffnungen war ich überrascht, dass es alles so schnell ging.
Der Bericht war noch nicht vorbei, doch der Rest spielte keine große Rolle mehr für mich. Ich wusste, was ich zu wissen brauchte. Toppen konnte diese Nachricht sowieso nichts mehr!
Ich ging auf Whatsapp, um Zayn zu schreiben, doch er hatte mir schon längst geschrieben.
Zayn: Die Jungs danken dir von ganzem Herzen
Ich: Aargh Zayn, ich glaubs nicht. Wann hats bei dir klick gemacht?
Zayn: Das Leben ist voller Risiken
Ich wusste, dass er auf meinen Satz anspielte, den ich ihm bei unserem Telefonat nach seinem Treffen mit dem Anwalt gesagt hatte.
Ich: Ich freu mich so
Zayn: Was glaubst du denn ich? Ich stehe tief in deiner Schuld.
Ich: Ach komm schon, ich habe ja nicht viel gemacht. Der ausschlaggebende Faktor warst du selbst
Zayn: Auf jeden Fall soll ich dir von den Jungs danken. Ich hab ihnen von dir erzählt und sie sind ebenfalls der Auffassung, dass du einiges dazu beigetragen hast
Ich: Sag ihnen, dass ich das, was ich gemacht habe, gern gemacht habe

Back To One Direction (Z.M) *Short Story* / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt