- PROLOG -

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- PROLOG -

Schüchtern schaue ich in den großen Spiegel vor mir. Die Mühe der Stylistin hat sich ausgezahlt. Ich sehe nicht mehr wie die Schülerin aus, die ich eigentlich noch bin, sondern viel mehr wie eine professionelle Berühmtheit, die so etwas täglich machen muss.
Die Frau, die sich den Abend um mich kümmert, begleitet mich zum Rande der Bühne und weißt mich daraufhin, an dieser Stelle hinter dem Vorhang stehen zu bleiben. Gleich ist es soweit. Ich kenne mein Stichwort aus den Proben. Wie oft wurde es mir allein an diesem Abend eigetrichtert? Mein Hals kratzt, mir fehlt die Spucke, meine Hände sind schwitzig, meine Beine zittern und ich habe das Gefühl jeden Moment den Halt zu verlieren. Wie soll ich es nur bis dort vorne auf die Couch schaffen?
Der Mann, der schon den ganzen Abend hektisch mit seinen Headset auf den Ohren und dem Klemmbrett unter den Armen umher rennt, ruft meinen Namen, nickt mir zu und ruft „Auf die Bühne!". Der Moment ist gekommen.
Mit zittrigen Beinen verlasse ich mein Versteck hinter dem Vorhang, der mich von allem abtrennte und trete vor die klatschende Menge. Ich sehe mich in den großen Studio um, die vielen Gesichter, die mich alle erwartungsvoll anstarren, die großen Kameras, alle auf mich gewendet und will sofort wieder Halt hinter dem Vorhang suchen. Stattdessen bemühe ich mich den Moderator der Show anzulächeln und mich einzig und allein auf ihn zu konzentrieren. Er wird mir durch die Show helfen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich endlich bei der Couch an, schüttle dem Moderator höflich die Hand und warte - wie auch das mir eingetrichtert wurde - bis er mir anbietet mich zu setzen.
Er sorgt kurz für Ruhe im Raum, dann widmet er sich mir. „Es ist sehr schön dich heute Abend hier zu haben. Bist du sehr nervös?"
Ich nicke. Meine Zunge fühlt sich taub an und hindert mich am Reden.
Er lacht. „Das ist verständlich, aber dir wird nichts passieren. Zuerst einmal möchte ich dir für deine Zusage heute hier zu sein danken."
Applaus der Zuschauer im Raum. Nervös falte ich meine immer noch zitternden Hände in meinem Schoß. „Gerne."
„Also kurz zu dir. Du heißt Annabella Berg und kommst aus Deutschland." Ich nicke kurz, bevor er weiterfährt. „Wie gefällt es dir denn hier bei uns in England?"
Ich schlucke schwer, bevor ich versuche die richtigen Worte zu finden. In meiner Nervosität bin ich kurz davor auf Deutsch zu antworten, antworte dann aber auf Englisch. „Ich bin gerne hier. England ist ein wirklich schönes Land."
„Das wievielte mal bist du jetzt hier?", fragt er mich.
„Das zweite Mal", antworte ich kurz. Ich weiß, wieso er mir diese Fragen stellt. Er kommt zu dem Punkt, wieso ich heute Abend eingeladen wurde.
„Das Erste Mal warst du mit der Klasse hier, stimmt's?"
Erneut nicke ich und weiß, dass ich diesmal mehr dazu sagen muss. „Ja. Es war vor kurzer Zeit. Ich bin in meinem letzten Schuljahr und habe in knapp einem Monat Abschlussfeier, bevor ich dann meine Ausbildung antrete. Die Englandfahrt war unsere Abschlussfahrt. Wir hatten diese Idee seit sechs Jahren und waren ziemlich erleichtert, dass es geklappt hatte."
„Erzähl uns kurz davon", fordert er mich auf.
„Okay. Wir sind Sechs Tage geblieben. Untergebracht waren wir jeweils zu zweit oder dritt in Gastfamilien in Dorset, Poole. Tagsüber waren wir mit den zwei Klassen unterwegs und abends sind wir zurück in unsere Gastfamilie. Wir wollten in kein Hotel oder Jugendherberge, um den englischen Alltag enger mitzukriegen .Und den letzten Tagen waren wir dann in London, bevor wir wieder mit der Fähre von Dover nach Dünkirchen in Frankreich übergesetzt haben und mit dem Bus zurück nach Deutschland gefahren sind."
Ich erinnere mich an Alles. Die ewig lange Busfahrt. Die ständigen Pipi-Pausen. Das unbequeme, enge Sitzen. Der hektische Übergang auf die Fähre. Die Kreidefelsen von Dover, die das erste waren, das wir von England zu sehen bekamen. Unser Antreffen auf die Gastfamilien, die anfangs natürlich am interessantesten waren. Die Gastfamilie in der ich mit meiner Freundin Jessica, die wir alle aber nur Jessy nannten, untergebracht war, war super nett. Es war das typische Familienmuster: Vater, Mutter, großer Bruder und jüngere Schwester, die in unserem Alter war. Es waren sechs anstrengende Tage gewesen, die hauptsächlich aus Laufen bestanden. Abend waren wir total ausgelaugt und unsere Beine schmerzten. Nachts schliefen wir wie Murmeltiere.
„Auf dieser Abschlussfahrt hast du sicherlich viel erlebt, gesehen und kennengelernt." Ich nicke. „So hast du unter anderem auch einen Jungen kennengelernt, von dem du es nie für möglich gehalten hättest, ihn auf der Straße zu treffen." Zayn.
Ich lache. „Das stimmt. Wir waren wieder einmal mit den Klassen unterwegs gewesen, als ich auf ihn traf. Am Anfang dachte ich, es wäre Einbildung. Wer rechnet schon mit so etwas? Ich war schon lange Directioner gewesen und am Boden zerstört, als ich las, dass Zayn die Band verlässt. Anfangs war es wirklich komisch gewesen, die Jungs nur zu viert zu sehen und zu hören, denn irgendwie fehlte ein Teil. Und dann stand er auf einmal direkt vor mir. Es hatte mich natürlich gewundert, was er in Dorset zu tun hatte, aber gleichzeitig gab es so viele Fragen, die sich mir bildeten."
„Und genau deswegen haben wir dich heute in unsere Show eingeladen. Denn es blieb nicht bei diesem kurzen, zufälligen Treffen. Erzähl uns Alles."
Also begann ich mich wieder zu erinnern und zu erzählen, was passiert war.

Back To One Direction (Z.M) *Short Story* / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt