Prolog

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Weg von hier, war das einzige woran sie denken konnte, so schnell wie es geht weg von hier! Ihr keuchender Atmen erzeugte kleine Rauchwolken in der kalten Luft.

Die Landschaft um sie war mit Schnee und Eis bedeckt und Schneeflocken rieselten leise zu Boden. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Am liebsten wäre sie stehen geblieben und hätte sich in den Schnee fallen lassen. Doch sie musste weg von hier. Schnell rannte sie über die Lichtung in den schneebedeckten Wald, das Bündel in ihren Armen fest an sich gedrückt. Er würde sie nicht bekommen.

Immer tiefer drang sie in den Wald vor. Alles sah hier gleich aus. Plötzlich ertönte eine Stimme, ganz in ihrer Nähe. Abrupt blieb sie stehen.

"Samantha", rief die Stimme, halb belustigt halb wütend, "Du kannst mir nicht entkommen. Ich werde dich immer finden. Weg laufen hilft nichts."

Hatte er sie etwa schon eingeholt. Eine Welle aus Angst strömte eiskalt durch ihren Körper und sie begann zu zittern. Sie drehte sich im Kreis, suchte die Gegend ab, doch da war Niemand. Schnell entschied sie sich für eine andere Richtung und begann noch schneller zu rennen als vorher. Sie musste hier weg.

"Samantha, renn doch nicht immer weg", hörte sie die Stimme erneut. Jetzt hörte sie sich beinahe schmollend an. Sie schien ganz nah und doch konnte sie ihn nicht sehen. In diesem Moment entdeckte sie zwischen den Bäumen eine kleine Holzhütte. Das war ihre Rettung. Sie beschleunigte ihr Tempo. Der, der dort wohnte, konnte ihr bestimmt helfen. Das Bündel in ihren Armen hüpfte auf und ab. Sie drückte es noch fester an sich.

Doch dann bremste sie schlitternd. Vor ihr stand eine große Gestalt. Sie war in einen weißen Mantel gehüllt und so im Schnee kaum sichtbar. Sie drehte sich um, um ihr zu entkommen, doch auch hinter ihr waren Gestalten in weißen Mänteln aufgetaucht. Diese hatte sie umzingelt und kamen bedrohlich näher. Dann stoppten sie je. Sie wusste warum. Er war hier.

"Samantha, ich habe dir doch gesagt, das dies nicht bringen würde", meinte er hinter ihr ernst, fast traurig. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und versuchte sie zu sich zu umdrehen. Aber sie bewegte sich kein Stück. Er durfte sie nicht bekommen.

"Samantha, meine Tochter. Komm zurück nach Hause und ich werde Gnade wallten lassen." Wut brodelte in ihr auf und sie drehte sich mit einem Ruck um. Die Hand ließ ihre Schulter los. Sie blickte ihrem Vater wutentbrannt ins Gesicht. Dieser ging eine Schritt zurück und zog eine Augenbraue hoch. Er streckte ihr die Hand hin. Komm, formten seine Lippen lautlos. Doch sie spuckte nur in seine, ihr entgegenstreckte Hand.

"Zu Hause", zischte sie, "Das war nie mein Zuhause und ich werde nicht mit dir dahin zurückkehren! Und Gnade werde ich auch keine bekommen." Sie zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf ihren Vater. Mit der anderen Hand hielt sie immer noch das Bündel.

"Samantha, ich denke nicht das du das kannst", sagte ihr Vater selbstsicher.

"Ach ja", knurrte sie. Die Wut auf ihren Vater gab ihr in diesem Moment den Mut einen Zauber zu sprechen, den sie sich sonst nicht mal traute zu denken. "Sectumsempra!" Der Zauber flog auf ihn zu, doch er parierte ihn gekonnt. Zu ihrer Genugtuung taumelte ihr Vater trotzdem kurz, fing sich aber schnell wieder. Mit einem Wink seines Stabes flog der Zauberstab aus ihrer Hand und ihr Vater fing ihn geschickt auf. Die Genugtuung verschwand. Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Dann machte er einen Schritt auf sie zu. Sie versuchte zurückzuweichen, doch die Gestalten in den Mänteln ließen das nicht zu.

Ihr Vater packte das Bündel in ihren Armen und riss es aus diesen.

"Nein", schrie sie und versuchte es ihm wieder abzunehmen, "Lass sie los!" Ihr Vater stieß sie zu Boden und richtete den Zauberstab auf sie.

"Alessia", war das letzte was sie sagte, bevor der grüne Blitz aus dem Zauberstab ihres Vaters sie traf. Ihr Blick wurde leer. Doch ihre Augen waren immer noch auf das Bündel in den Händen ihres Vaters gerichtet. Plötzlich durchfuhr ein Schrei die eingetretene Stille. Der Schrei eines Babys.

Doch er ignorierte es und sah traurig auf seine Tochter hinunter.

"Du weißt doch wie das ist, bei einer nicht von mir akzeptierten Schwangerschaft. Ein Leben gegen ein Leben." 

Nothing is how it seemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt