Abwartend schauten Kaorus leere Augen zu Kojiro auf, während sich die Stille um sie herum wie ein böser Dämon in ihren Geist fraß und die Spannung zwischen ihnen zum Zerbersten reizte.
»Wenn du nicht willst, dann kannst du gleich wieder verschwinden« durchbrach Kaoru das Schweigen zwischen ihnen schließlich und wollte ihm seine Hand entziehen, doch Kojiro hielt sie eisern fest.
»Ich kann dich so nicht alleine lassen...«.
»Ach nein? Hast du vergessen, wie das geht? Beim letzten Mal ist es dir doch auch so einfach gefallen« erwiderte er gehässiger als er es eigentlich wollte.
»Das ist es nicht...« sagte Kojiro leise. Nein, diese Entscheidung war ihm damals definitiv nicht leicht gefallen und er bereute es bis heute so feige abgehauen zu sein. Nicht das er überhaupt gegangen war, sondern wie er gegangen war. Doch damals hatte er einfach Angst gehabt. Angst, dass er all seine Pläne über den Haufen werfen und nicht abreisen würde. Und auch heute war er sich noch ziemlich sicher, dass ein Wort von Kaoru dafür gereicht hätte, ihn zum Bleiben zu bewegen. »Es tut mir leid, dass ich damals einfach gegangen bin... ich wo–«.
»Vergiss es einfach. Das ist Jahre her und ich will deine Ausreden nicht hören« unterbrach ihn Kaoru. »Also, was ist jetzt?« fragte er mit brüchiger Stimme nach. »Ich werde dir dieses Mal auch nicht böse sein«.
»Das solltest du aber...« murmelte der Grünhaarige und schaute ihn nun direkt an, während er sanft mit seinem Daumen über den zitternden Handrücken strich.
Kaoru spürte wie sich ihm die Kehl zuschnürte. Mitleidige Augen sahen auf ihn herab, glänzten unsicher im schwachen Licht, welches durch die offene Tür ins Zimmer fiel. Schnell wandte er sein Gesicht ab und entzog sich den sanften Berührungen. Er konnte es kaum ertragen so angeschaut zu werden. Nicht von ihm...
»Warum...?«. Flüsternd hallte die Frage im Raum wieder. Ein Schluchzen kroch langsam seine Kehle hinauf, wollte unbedingt seinen Mund verlassen und brachte seine nächsten Worte zum Beben. »Was ist so falsch an mir? Warum will mich niemand?«.
Seine Finger krallten sich kraftlos in die Bettdecke, als sich die Matratze plötzlich neben ihm bewegte. Zwei große Hände griffen vorsichtig nach seinem Gesicht, zwangen ihn wieder nach oben zu schauen.
»Es ist gar nichts falsch an dir, Kaoru« sagte Kojiro leise. »Es tut mir leid, dass ich es nicht schon viel früher gesagt habe, aber... bitte hör auf dich für Leute zu quälen, die nicht erkennen wie wundervoll du bist. Du hast so viel mehr verdient als das hier...«.
Ohne es zu wollen füllten sich Kaorus Augen mit Tränen, er versuchte sie krampfhaft zurückzudrängen, doch es gab kein Halten mehr. Ungehindert strömten sie über sein Gesicht, benässten Kojiros Finger, die ihn noch sanft umschlossen hielten und ließen all die angestauten Gefühle in ihm überschwappen.
Er spürte wie sich die warmen Hände von seinen Wangen lösten, nur um ihn kurz darauf in eine Umarmung zu ziehen. Schluchzend drückte er sein Gesicht in den dünnen Stoff von Kojiros Hemd, klammerte sich ängstlich mit seinen Fingern an ihm fest, während die Tränen einfach nicht weniger werden wollten. Es war, als würde all der Schmerz der letzten Tage aus ihm herausbrechen wollen und er war viel zu geschwächt, um sich noch weiter dagegen zu wehren.
»Wage es nicht, mich wieder zu verlassen!« kam es bitter schluchzend über seine Lippen.
»Werde ich nicht...« flüsterte Kojiro mit zitternder Stimme und schloss ihn dabei fester in seine Arme. Vorsichtig grub sich seine Hand in die langen rosafarbenen Haare an seinem Hinterkopf, während sich seine andere auf Kaorus Rücken schob und in beruhigenden Bahnen darüber strich. »Ich verspreche es«.
Ja, nie wieder würde er ihn so zurücklassen. Nie wieder würde er zulassen, dass ihn jemand solche Schmerzen zufügte...
»Ich verspreche es...« wiederholte er leise und legte dabei seinen Kopf auf Kaorus Schulter ab, spürte wie sein Körper unter ihm bebte und sich seine Hände noch fester an ihn klammerten, als hätte er Angst, dass er sich vor seinen Augen in Luft auflösen und verschwinden würde.
Im Nachhinein konnte Kojiro nicht sagen, wie lange sie so auf dem Bett gesessen hatten. Doch irgendwann war er aufgestanden und hatte das Essen von gestern warm gemacht und beobachtete nun wie Kaoru einen Bissen nach dem nächsten davon in sich hineinschob.
Er sah so unendlich müde aus...
»Schmeckt es dir?« fragte er nach, um wenigstens etwas Normalität in den Raum zu bringen.
»Ja... danke fürs Kochen« erwiderte Kaoru, ohne wirklich aufzuschauen.
»Wenn ich morgen nach der Arbeit hier bin, kann ich was anderes kochen. Wir können zusammen essen, wenn du möchtest«.
»Das wäre schön...«.
»Möchtest du irgendwas Bestimmtes? Ich gehe sowieso einkaufen, dann bringe ich die passenden Zutaten mit. Also, du musst dich nicht sofort entscheiden. Du kannst mir auch einfach morgen schreiben, wenn du magst und wenn nicht ist auch in Ordnung, dann schaue ich einfach spontan was ich so finde«. Wie ein Wasserfall strömten die Worte unaufhaltsam aus seinem Mund. Normalerweise sprach er nicht so viel, doch gerade wusste er sich einfach nicht anders zu helfen.
»Ich denke darüber nach« sagte Kaoru und stochert dabei ein wenig in den Nudeln herum. Ihm war etwas schlecht, weil er so schnell so viel gegessen hatte, trotzdem wollte er auch nicht einfach die Hälfte stehen lassen, so wie gestern als er die Nachricht...
»Ist alles in Ordnung?« fragte sein Gegenüber alarmiert nach, als ihm auf einmal ganz anders wurde. Erschrocken hielt er sich die Hand vor dem Mund und sprang auf, schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Spülbecken der Küche, als es ihm auch schon den Magen umdrehte und ihm das Essen wieder hochkam.
Tränen schossen ihm in die Augen, während sich sein Körper nicht wieder beruhigen wollte. Immer wieder würgte er seinen Mageninhalt hervor, auch dann noch, als es gar nichts mehr geben konnte, was er hätte erbrechen können. Krampfhaft hielt er sich mit beiden Händen am Rand des Beckens fest, sein Kopf dröhnte und seine Beine fühlte sich so weich an, dass er das Gefühl hatte gleich zusammenzubrechen, als er auf einmal einen starken Arm an seiner Hüpfte spürte, der ihn stütze.
»Geht es?« fragte Kojiro mit besorgter Stimme nach.
»G-geht schon...« erwidere Kaoru kraftlos und versuchte sich wieder aufzurichten, sackte dabei aber gleich in sich zusammen.
»Vorsicht«. Fest umgriff Kojiro nun seinen Körper und eher sich der andere versah, fand er sich auf dessen Armen wieder.
»W-was tust du denn?« fragte er erschrocken nach und klammerte sich an den Grünhaarigen, der ihn kurzerhand zurück ins Schlafzimmer brachte.
»Du solltest dich besser wieder hinlegen...«.
»Ich kann auch selbst laufen, du brauchst mich nicht tragen...« murmelte Kaoru und spürte wie sich eine verräterische Wärme in seine Wangen schlich.
»Du bist gerade fast zusammengebrochen« erwiderte Kojiro nur und setzte ihn schließlich auf dem Bett ab. »Ruh dich etwas aus« sagte er mit einem leichten Lächeln und richtete sich dann wieder auf.
»Kojiro?«.
»Ja?«.
»Du bleibst doch hier, oder?«.
»Natürlich...«.
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Kirschblütenregen [MatchaBlossom]
FanfictionKaoru ist gefangen in seiner toxischen Beziehung zu Ainosuke und erkennt fast zu spät, wer eigentlich wirklich immer für ihn da ist. Anmerkung: Die Story spielt vor der Serie SK8, Kaoru und Kojiro sind seit ca. 3 Jahren mit der Oberschule fertig, al...