Kapitel 3
Sometime We Desire The Wrong Things
"Dann sammelt euch nun in Gruppen und bearbeitet die Aufgaben zusammen. Und jedes Mitglied trägt etwas dazu bei. Lucas - das gilt auch für dich und deine Freunde da drüben", erklärte Mrs Wilbert und warf einen mahnenden Blick in Richtung letze Reihe. Dort saßen Lucas Matthews und seine kleine Gruppe an Störenfrieden.
Wie immer, wenn es um freies Arbeiten ging, beeilte sich Alice Norman, Raynes Tisch zu erreichen. Das kleine zierliche Ding hatte sich vor einigen Monaten in den schüchternen Jungen verliebt und war darauf bedacht, jede Sekunde, welche sich ihr bot, mit ihm zu verbringen. Rayne verstand ihre freundliche und offene Art für jedoch nichts weiter als eben das: freundliches Verhalten unter Klassenkameraden.
Rayne war keinesfalls dumm, lediglich sehr naiv und lächelte Alice darum breit an, als diese sich neben ihn auf den Stuhl plumsen ließ. Mit ihr kamen zwei weitere Mädchen, enge Freundinnen des Erdbeerblonden Mädchens. Natürlich waren diese eingeweiht und wussten über die Gefühle, welches das junge Mädchen für den blonden Jungen hegten, genaustens bescheid.
Sie zogen jeweils einen Stuhl hinter sich her und platzierten diese gegenüber von Rayne und Alice, um so besser in der Gruppe arbeiten zu können. So schien es zumindest. Denn keine der drei Mädchen war nur im Enferntesten daran interessiert, tatsächlich zu arbeiten. Während Rayne schon mit der Hälfte des zu bearbeitenden Arbeitsblattes fertig war, hatten seine Gruppenmitglieder gerade mal ein Blattpapier hervor geholt und das Thema hinauf gekritzelt. Sie waren zu beschäftigt Rayne anzustarren.
Alice hatte ihren Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und ihr Kopf lehnte in ihrer Handfläche. "Er ist sooo süß", formte sie mit dem Mund und ihre Freundinnen kicherten. Rayne bemerkte erst eine Viertelstunde später, dass seine Kameradinnen nicht arbeiteten, und schaute fragend hoch. "Die Stunde ist bald 'rum", erinnerte er sie mit großen Augen. Molly - die Schülerin, welche gegenüber von ihm saß, lachte über seine Sorge.
"Sie sammelt das eh nicht ein", beruhigte sie ihn und zwirbelte einige ihrer dunklen Haarsträhnen um den Zeigefinger ihrer rechten Hand. Rayne dachte kurz darüber nach und nickte dann. "Du hast sicher recht. Aber nun bin ich schon fertig", ergänzte er Schulter zuckend. Wieder kicherten die drei Mädchen.
"Totaler Jackpot, würd' ich sagen, Alice", sagte Sina, das andere Mädchen. Alice' Wangen fingen furchtbar zu glühen an, als sie sich rot färbten. Rayne schaute verwirrt in der Runde herum. Daraufhin lachten Sina und Molly abermals und klopften Alice sanft auf die Schulter.
"Ein bisschen langsam, aber die süße Art macht das wett." Molly nickte zustimmend. In dem Moment läutete die Klingel und erleichtertes Stöhnen ertönte unter den Schülern.
"Ich möchte, dass ihr die Aufgaben bis nächste Woche fertig bearbeitet habt und sie gegebenenfalls vor der Klasse präsentierten könnt." Noch bevor die jungen Mädchen und Jungs den Raum verlassen könnten fügte ihre Englischlehrerin hinzu:
"Und holt eure Aufsätzte beim Rausgehen ab. Ich habe sie übers Wochenende korrigiert und bin alles in allem ziemlich enttäuscht. Gebt euch demnächst mehr Mühe und versucht zu verbessern, was ihr dieses Mal falsch gemacht habt." Damit beendete Mrs Wilbert den Unterricht und entließ die Klasse in die Mittagspause.
"Mh, ich mag meinen Aufsatz gar nicht wieder haben", jammerte Alice und die beiden anderen Mädchen zogen Grimassen, da sie dasselbe dachten.
"Warum das denn? Du bist doch gut in Englisch", fragte Rayne verwirrt. Alice seufzte frustriert. "Ja, aber in Berichten schreiben, bin ich gar nicht gut", murmelte sie bedrückt. Ihre Angst bestätigte sich, als Mrs Wilbert ihr mit einem traurigen Lächeln einige linierte Arbeitsblätter reichte, die an der oberen linken Ecke zusammen getackert waren.
"Oje, ein D-", bemerkte Rayne, der den dicken, in roter Tinte geschrieben Buchstaben über Alice' Schulter hinweig auf dem obersten Blatt erblickte. "Meine Mutter wird mir sicher wieder Hausarrest erteilen... Dabei hab ich doch gelernt", flüsterte sie als sich Tränen des Frusts in ihren braunen Augen sammelten.
Rayne legte eine beruhigende Hand auf ihre Schulter und strich aufmunternd über ihren Kopf mit der anderen. Welchen Effekt dies auf Alice hatte, wusste er nicht. Sie stand wie angewurzelt da und wagte es sich nicht, nur einen Ton zu machen. Zu groß war die Sorge, laut vor Glück aufzukreischen, sollte sie ihren Mund öffnen.
Noch einige Sekunden nachdem Raynes Hände sie nicht mehr berührten, stand sie still da und schaute mit pochendem Herzen zu ihm herüber. Als Mrs Wilbert ihm seinen Aufsatz wieder gegeben und dabei breit gelächelt hatte, nickte er nur kurz dankend und packte Alice dann am Handgelenk, um mit ihr Essen zu gehen.
Er hätte gerne offen gelächelt, da er ein B+ bekommen hatte, hätte sich jedoch nur schlecht gefühlt, da seine Freundin wegen ihrer Note so niedergeschlagen gewesen war. Während die beiden sich zu Sina und Molly setzten, schoss ihm eine gute Idee durch den Kopf.
"Alice?", murmelte Rayne, zwischen einigen Bissen seines Pausenbrotes. Ihre Augen fanden augenblicklich die seinen und sie lächelte. "Ja?"
Er schluckte hinunter, eher er antwortete. "Wie wär's, wenn wir demnächst für Englisch lernen? Dann kannst du mich fragen, wenn was unklar ist und ich kann nochmal wiederholen, was wichtig ist. Ich denke, so haben wir beide was davon", erklärte er. Sein Angebot war rein freundschaftlicher Natur gewesen. Die Blicke, welche zwischen Molly, Sina und Alice gewechselt wurden, sagten jedoch was anderes.
Sie interpretierten viel mehr in Raynes Verhalten hinein, als er je beabsichtig hatte. Ahnungslos wie Rayne war, bemerkte er die schief grinsenden Gesichter von Alice' Freundinnen nicht und wartete geduldig auf eine Antwort.
Alice strahlte nun von einem Ohr bis zum anderen und nickte hektisch mit dem Kopf. "Sehr gerne!" Rayne freute sich darüber und setzte dann sein Essen fort. Als die Mittagspause sich dem Ende näherte, machten sich die vier Schüler darauf, zur Sporthalle zu kommen, da dies ihr nächster Kurs sein würde.
In der Umkleide quietschten die drei Mädchen vor Freude und unterhielten sich darüber, wie es wäre, wenn Rayne sie endlich fragte, ob sie seine feste Freundin sein wollte. Was keines der Mädchen wusste, war, dass Rayne viel eher an den sich umziehenden Jungs in seiner eigenen Umkleide interessiert war, als an seiner Kindheitsfreundin.
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A/N:
Gibt eigentlich nicht viel zu sagen, außer, dass ich Ferien habe und versuche sehr sehr sehr viel jetzt zu uploaden!
Also mal sehen, ob das klappt!
Bis zum nächsten Kapitel und voten/kommentieren nicht vergessen!
Eure Ayu/Kim ♥