Kapitel 8 Remorse

45 3 0
                                    

Kapitel 8

Remorse

Es war bestimmt der heißeste Tag des Jahres, zumindest kam es Rayne so vor. Auch die anderen Jugendlichen hatten sich weit in den Schatten geflüchtet und fechelten sich geradezu verzweifelt Luft zu.

Sie saßen in einem geräumigen Garten, der von hohen Hecken und Zäunen umgeben war, und so viel Privatsphäre bot. Gegenüber von Rayne stand ein großer Aufklapptisch, der unter dem Gewicht der vielen Geschenke beinahe zusammen zu brechen drohte.

Rayne befürchtete, jeden Moment einen Hitzschlag zu erleiden und ohnmächtig zu werden, als ihre Rettung kam. Alice' Mutter betrat durch die geöffnete Fliegengittertür den Garten und stellte ein breites Tablett mit gekühlten Getränken vor Rayne ab.

Viele der Anwesenden begannen sich gleich viel fröhlicher zu unterhalten, als sie erstmal ein Glas mit Limonade oder Wasser in der Hand hielten. Darunter auch Lucas' Bande. Wo er selbst war, wollte Rayne gar nicht so genau wissen.

Bis auf ihn und Linn waren alle Klassenkameraden da und schienen sich bei der, nun im Hintergrund laufenden Musik, zu amüsieren.

Wo Alice war, fragte sich der 14-Jährige und schaute immer wieder durch die großen verglasten Wände, konnte jedoch niemandem in dem gigantischen Wohnzimmer sehen.

Gelegentlich liefen mal einige Gäste an ihm vorbei, um das Gäste-WC zu benutzen, von dem Geburtstagskind fehlte aber jede Spur. Als sie nach einer halben Stunde noch immer nicht aufgetaucht war, seufzte Rayne frustriert und machte sich darauf, in das Zimmer des Mädchens zu gehen und sie notfalls an den Füßen rauszuschleifen.

Auch die anderen Gäste schienen die Abwesenheit der nun 14-Jährigen bemerkt zu haben und wunderten sich, wo sie denn blieb. Immerhin war dies hier ihre Party.

Da Rayne schon einige Male weniger angenehme Situationen verursacht hatte, als er ohne zu klopfen, in Alice' Zimmer hinein gegangen war, rief er zudem noch: "Alice? Ich bin's Rayne. Ich komme rein, ja?" Er wartete einige Sekunden, bekam aber keine Antwort.

Gerade als er die Klinke hinunter drücken und den Raum auch ohne Erlaubnis betreten wollte, öffnete sich diese und Lucas trat hinaus. Ein geheimes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er Rayne beinahe schon herausfordernd musterte.

"Eigentlich hast du scheiß Homo die Kleine gar nicht verdient", zischte er leise und stieß anschließend etwas unsaft beim Vorbeigehen mit seiner Schulter gegen Raynes.

Rayne wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, dass er auch wirklich weg war, bis er endlich Alice' Zimmer betrat. "Hi, was treibst du denn hier, alle warten schon auf dich", sagte er etwas vorwurfsvoll, während er die Tür hinter sich wieder schloss.

Als er sich zu Alice umdrehte, konnte er ein kleines Hüpfen seines Herzens nicht verhindern. Sie sah atemberaubend aus! Ihre langen, erdbeerblonden Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und den langen Pony mit einigen Klammern über ihrer Stirn weggesteckt.

Sie war sehr dezent geschminkt, in Rosa- und Blautönen und trug glänzenden Lipgloss, welcher immer dann etwas reflektierte, wenn etwas Sonne auf ihren rosa Mund fiel.

Anscheinend war Alice extra einkaufen gewesen, denn sie trug ein Sommerkleid, welches sie sicherlich noch nie in Gegenwart von Rayne anhatte. Es hatte nur einen Träger, sodass die rechte Schulter frei war; da der Ausschnitt aber alles andere als frei lag, sah es toll aus und betonte ihre noch wachsende Oberweite.

Ihre zierlichen, kleinen Hände fuhren nervös über ihre Stirn und wischten etwas Schweiß weg. Alice' Herz klopfte wie verrückt; sie hoffte, dass Rayne sie hübsch in ihren neuen Sachen fand. Und als sie seinen Blick sah, da war ihr bewusst, dass es ihr tatsächlich gelungen war.

Forgive but don't forgetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt