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𝙴𝚢𝚎 𝚘𝚏 𝚝𝚑𝚎 𝚂𝚝𝚘𝚛𝚖
Victoria zog ihren Pulli bis zur Nasenspitze empor. Zeitgleich verschwanden die Hände mit einem unbeholfenen Zucken in den Weiten der Ärmel. Hinter sich hörte sie das leise Klicken der Tür. Sie schloss die Augen, während der kalte Wind spielerisch an ihr zerrte. Mit ihm kamen die feinen Regentropfen, die in sanfter Gleichmäßigkeit ihr Gesicht sprenkelten. Sie hinterließen eine angenehme Frische, die Victorias Lebensgeister ungeahnte Kräfte entfachen ließen. Der Pullover kitzelte ihre Mundwinkel, als sie unweigerlich lächeln musste. Wieso nur war alles so viel besonderer, wenn man betrunken war? Selbst der Sturm, der seit heute Mittag nicht nachgelassen hatte, war nicht mehr lästig. Jetzt war er eher... ein Bündel aus wundervollen Sinneseindrücken. Das Prasseln der Tropfen gegen die Mauern der Schule, der Duft nach nassem Gras, das Gefühl von–
Victoria zuckte zusammen, als sie Rivens warme Hand an ihrem Rücken spürte. Sie wusste, dass es nur eine höfliche Art war, ihr zu bedeuten, dass er loslaufen wollte. Dennoch war die Berührung so ungewohnt, dass der Ruck durch ihren Körper so immens war, dass ihr Pullover – einem Geschoss gleich – von ihrer Nase rutschen ließ. Sie konnte das amüsierte Grinsen des Spezialisten aus dem Augenwinkel sehen, weigerte sich jedoch, sich ihm zuzuwenden und der kleinen Scharade damit noch mehr Aufwind zu geben.
»Was bist du denn so schreckhaft?«
Selbst, wenn sie das Grinsen nicht gesehen hätte, dann hätte sie es aus der Art und Weise herausgehört, wie Rivens Lippen die Worte formten. Sie trieften nur vor Belustigung, als würde sie ihm eine kinoreife Darbietung liefern mit ihrem unruhigen Verhalten.
»Vielleicht«, setzte Victoria zu einem spitzen Kommentar an und spürte, wie ihre Zunge alle Mühe hatte, die einzelnen Laute miteinander zu verbinden. Sie hickste. »Vielleicht«, begann sie noch einmal von vorne und versuchte ihren Zynismus über den Alkohol hinwegklingen zu lassen, »weil mich ein werter Herr heute Abend abfüllen musste.«
Der Spezialist machte ein Gesicht, als wüsste er nicht, wovon sie sprach. Mit größtmöglichem Sarkasmus im Unterton, säuselte er: »Also ich erinnere mich nur daran, dass eine werte Dame unbedingt etwas von meinem Alkohol abhaben wollte. Und der besagte werte Herr« – er machte eine bedeutungsvolle Pause, während sein Arm noch immer auf Victorias Taille ruhte, damit sie seinen langsamen Schritten schwankend folgen konnte – »tatsächlich so unsagbar nett war und der werten Dame von dem köstlichen Getränk etwas abgegeben hat.«
Victoria schnaubte, wenn auch mit einem Amüsement, das sie selbst nüchtern nicht hätte verbergen können. »Was habe ich nur für ein Glück! Der Ritter in glänzender Rüstung!« Abrupt blieb sie stehen, griff sich theatralisch an die Brust und warf ihren Kopf in den Nacken, als müsse sie sich beim Himmel für dieses Geschenk bedanken. Sie hörte Rivens tiefes Lachen und ihr Kopf schnellte an seinen Platz zurück. Sie musterte die Fältchen, die sich so unverkennbar in die Wangen des jungen Spezialisten gruben. Unwillkürlich zuckten auch ihre Mundwinkel.
