(4) Cosmo (4)

18 1 0
                                    

Lilly sprintet überglücklich in die Küche, nachdem ich ihr Pancakes zum Mittag versprochen habe.

Verdammt.

Aber irgendwie gibt es in solchen Geschichten doch immer Pancakes...

Nicht Wahr?

Lustlos schmeiße ich meinen Rucksack zu Lillys bunten Schulranzen in die nächste Ecke und taumle ihr, wie ein totes Faultier in die Küche, nach. Sie sitzt vor dem weißen kleinen Schrank unter der Spühle und kramt darin hastig herum. „Hier ist Mehl", schmeißt sie die Tüte Mehl unachtsam vor sich auf den Boden. Mit einem so fetten Grinsen auf den Backen, dass es schon fast wieder gruselig aussieht.

Wie leicht man Kinder doch glücklich machen kann.

„Eier und Milch sind im Kühlschrank", lächelt sie mich überglücklich an, während sie erwartungsvoll auf den großen weißen Schrank in der linken Ecke zeigt, der sich Kühlschrank schimpft. Ohne auch nur ein Wort dazu zu sagen, sammle ich die Zutaten zusammen, die sich mittlerweile über den ganzen Boden verteilen. Lilly möchte so nett sein, die Eier und Milch aus dem Kühlschrank zu räumen, dass sie dann auch tut. Allerdings stellt sie dies wieder auf den Boden.

Wieso sie das tut und die Zutaten nicht direkt auf den Tisch oder die Arbeitsfläche stellt?

Keine Ahnung. Sie ist wie sag ich das nett?

Ein spezielles kleines Mädchen.

Ich mache uns laute Musik an. Inzwischen bereite ich den Teig für die Pancakes zu und Lilly, versucht zumindest ihre Hausaufgaben zu machen. Nach einer guten halben Stunde sind die Pancakes dann auch endlich fertig. Hat ohnehin lange genug gedauert. Lilly hatte in der Zwischenzeit sage und schreibe drei Aufgaben von ihren Mathehausaufgaben gelöst. Das nenne ich mal Rekord!? Ich knalle die Pancakes unachtsam auf den Tisch direkt neben Lillys Aufgaben, die auf der Stelle zusammenzuckt. „Erschreck mich doch nicht so", mault sie mich vorwurfsvoll an, bis ihr Blick auf den Pancakes hängen bleibt und aufspringt um Puderzucker zu holen.

Dieses Mädchen hat wirklich eine an der Waffel. Während wir uns den Pancakes widmen, merken wir erst spät, dass unsere Mutter im Türrahmen steht und uns mit einem belustigten, gleichzeitig einem strengen Blick mustert. Solche Blicke können wirklich nur Mütter. Ich meine, wie kann man glücklich und wütend zu gleich aussehen?!

Lilly ist schließlich die erste von uns beiden, die Mama entdeckt und sofort aufspringt. „Mama!", springt sie meiner Mutter energiegeladen entgegen. Auch ich realisiere langsam, dass sie uns beobachtet und richte meinen Blick bedrohlich langsam in ihre Richtung.

Ich erahne schlimmes.

Ich blicke direkt in ein Wesen mit einem unglaublich wütenden Funkeln in den Augen. Hier sehen sie ein freies Mutter in freier Wildbahn, kurz davor ihre Beute in Stücke zu reißen.

„Hi", kommt deshalb nur leise aus meiner Richtung. „Hatte ich dir nicht gesagt, dass Lilly nicht mehr so viel Zucker essen soll...". „Ja...". „ ...und wie sieht es den hier schon wieder aus? Die Küche ist ja ein reinster Saustahl! Das wird nach dem Essen aufgeräumt verstanden?", hält sie mir erstmal eine Standpauke. „Und wie war die Arbeit? Hast du Karina wieder gesehen?", wechsele ich bewusst so schnell wie möglich das Thema mit der Hoffnung ihre Stimmung etwas zu mildern. Sofort wechselt ihr wütendes Gesicht zu einem überglücklichen Lächeln. „Oh ja! Ich habe alle meine alten Freunde wieder getroffen, sogar Karina. Wir treffen uns gleich morgen. Deshalb musst du morgen erneut auf Lilly aufpassen", erzählt meine Mutter aufgeregt von ihrem Arbeitstag. Karina war eine sehr gute, alte Freundin meiner Mutter. Sie waren schon vor einigen Jahren Arbeitskolleginnen gewesen.

Doch kaum glaubte ich meine Mutter erfolgreich abgelenkt zu haben, fällt mir die harte Realität wieder in den Rücken. „Aber jetzt hopp hopp aufstehen, Küche putzen. Und weil ich heute gute Laune habe, wirst du den ganzen Dachboden aufräumen". „Wieso das den?", springe ich entsetzt auf, sodass mein Stuhl nach hinten umkippt und laut auf den Boden aufprallt. „Weil du genau weißt das Lilly Diabetes hat und keinen Zucker essen darf", kontert sie streng. Aber wo sie recht hat, hat sie recht.

Die VERGANGENHEIT holt uns ein... (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt