2 - 7 Pfund

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Langsam schlug ich die Augen auf, entgegen meiner Erwartungen wurde ich von der Sonne geblendet und ein fast nicht auszuhaltender Gestank erreichte meine Nase und nahm mir jegliche Luft zum atmen. Ich setzte mich auf und die ganze Welt um mich herum begann sich zu drehen. Erneut schloss ich meine Augen, der Gestank intensivierte sich jedoch nur und brachte mich dazu zu würgen.

Ich versuchte mich zu erinnern was passiert ist, das letzte an was ich mich erinnern kann ist, dass ich Feierabend hatte und mich endlich auf den Weg nachhause machen konnte. Der Regen hatte mich völlig durchnässt als ich das große Gebäude verlassen hatte. Alle weitere Erinnerung war weg. Sofort griff ich neben mich um meine Tasche zu erreichen, aber sie war weg. Verwirrt sah ich um mich herum doch ich konnte nur Gras sehen und ertasten. Hatte mich jemand beraubt? War ich entführt worden?

Krampfhaft begann ich darüber nachzudenken was mich hier her verfrachtet hatte, als plötzlich neben mir eine Stimme ertönte „Miss?". Verwirrt sah ich herum und blickte in die braunen Augen einer jungen Frau. „Oh Gott sei Dank! Hast du meine Tasche gesehen? Ich habe sie wohl verloren oder mich hat irgendwer beklaut, dort ist mein Handy und meine Geldkarte drin!", rief ich aus.

Die Frau muss sicher etwas gesehen haben, doch ihre Augen sahen mich nur mit vollster Verwirrung an. „Haben Sie sich den Kopf gestoßen Miss? Ich habe niemanden gesehen, Sie lagen hier völlig alleine im Gras." Antwortete sie mir. Erst jetzt begann ich die Frau zu mustern. Sie trug ein bodenlanges Kleid, wobei Kleid wohl nicht unbedingt der passendste Begriff ist. Es war mehr ein Sack der an ihr hing. Ihr Haar schien sie schnell hochgesteckt und unter einer Haube versteckt zu haben. Ihre Hände waren vollkommen mit Dreck übersäht.

Ich sah an mir hinunter, ich trug noch immer meine Arbeitskleidung. Bin ich etwa im Büro eingeschlafen?

Das muss es sicher gewesen sein, sofort begann ich mir eine Ohrfeige zu geben um mich aufzuwecken, doch nachdem ich mich ein zweites Mal geohrfeigt hatte, hatte Rehäugchen meinen Arm festgehalten. „Kommen Sie Miss, ich bringe Sie zu einem Arzt, Sie scheinen sich den Kopf gestoßen zu haben.", äußerte sie besorgt.

Sofort begann ich den Kopf zu schütteln. „Lass mich los! Ich brauche keinen Arzt, mir geht es gut!", protestierte ich. Doch sie ließ sich nicht beirren und zog mich hinter sich her. Ich stolperte immer wieder über den unebenen Untergrund, meine hohen Schuhe machten das nicht wirklich einfacher. Umso weiter sie mich zog, umso mehr stieg mir der Gestank, welcher mich schon zuvor zum würgen gebracht hatte, in die Nase.

Immer wieder stolperte ich über den Boden, welcher mit vielen Steinen bedeckt wurde. Einige Menschen sahen zu uns herüber und ihre Augen schienen an mir haften zu bleiben. Wie die junge Frau trugen auch die anderen Frauen bodenlange Kleider in braunen Farben. Ab und an konnte man ein Kleid mit etwas Farbe erkennen, aber das war eher die Seltenheit. Wir stoppten vor einem Fachwerkhaus.

Die junge Frau beäugte mich erneut ehe wir das Haus betraten und sie mich sofort in einen Raum zog in welchem bereits ein Mann saß. Er schrieb etwas in sein Buch und sah auf, als er das Stöckeln meiner Schuhe bemerkte. „Mabel, du kannst doch nicht immer jemanden zu mir schleifen.", stieß er seufzend aus. „Ich glaube die Lady hat sich ihren Kopf gestoßen, ich konnte sie doch nicht liegen lassen!", entgegnete sie ihm sofort. „Natürlich, aber eine Lady ist sie wohl kaum. So ein Kleid trägt höchstens eine Prostituierte. Dennoch, komm her Mädchen, ich untersuche dich.", setzte er Mabel entgegen.

Entrüstet sah ich ihn an. Eine Prostituierte?! Ich wollte gerade meinen Mund öffnen als Mabel mich zu dem Mann schob welcher mich etwas begutachtete und mir ein paar Fragen stellte, welche ich eher spärlich beantwortete.

„Es scheint nichts ernstes zu sein, kannst du bezahlen Mädchen?", sah er mich fragend an. Ich kramte in meiner Jackentasche und konnte 7 Pfund ausfindig machen. Zum Glück vergesse ich des öfteren Mal die Münzen in meiner Jacke. Ich hielt ihm die 7 Pfund entgegen. „Ist das genug?", fragte ich zweifelnd und sah auf meine Hand. Er zog etwas die Luft ein und nahm genau eine davon.

Die unendlichen Leben einer LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt