Lexa ist ...

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Oh Liebste, zu lieben bedeutet niemals schwach zu sein. Dieser Floh sitzt so tief in deinem Ohr.

Was gibt es Kläglicheres, als sich verwehren, wonach man verlangt? Deinem Mund untersagen, was er ersehnt? So schweig still meine Liebste, Wörter sind harsch und dein Mund vermag anderes zu tun als kommandieren.

Auf deinen Schultern ruht die Last der Erde, deine Muskeln sind angespannt und immer hast du diesen atemlosen Blick in deinen Augen. Smaragd grün, tiefer als der Ozean bedeckt von unsäglicher Traurigkeit. Niemals lässt du deine Schutzmauern herunter. Nie bist du jung, niemals frei.

Für eine Nacht werde ich dir alles geben. Ich hab geträumt davon.


Clarkes POV

Lexa steckt in einer ewigen Debatte, zusammen mit den Generälen der verschiedenen Clans. Sie wirkt entschlossen und dennoch zerrissen, balancierend zwischen dem, was gut für ihr Volk ist, den Krieg verhindert und im Einklang mit den Wünschen aller steht. Eine kaum lösbare Aufgabe.

Gleichwohl strahlt sie Ruhe aus, wirkt besonnen und würdevoll.

Ich befinde mich unter ihnen, sitze in der Runde im Kreis und habe die Ehre als stiller Beobachter teilzunehmen. Doch habe ich längst aufgehört, den Themen der Besprechung zu folgen. Meine Augen fixieren das Objekt meiner Begierde, die mit im Kreis auf einem Thron sitzt. Lexa, der Commander.

Lexa, die ihre trockenen Lippen mit der Zunge befeuchtet, langsam. Die nichts ahnend auf ihrer Unterlippe kaut, tief in die Debatte versunken und keinesfalls bewusst ist, was ihr Anblick in mir auslöst. Diese Lippen! Lippen so voll und sinnlich, die ich mit meiner Zunge teilen und in ihren Mund eindringen möchte.

Ich schüttel mich aus meiner Fantasie und lenke meine Konzentration zurück auf das Geschehen. Es ist wichtig, dass ich den richtigen Zeitpunkt erwische, mich einzubringen. Die Debatte scheint hitziger zu werden, daher muss ich noch etwas Geduld haben. Im Augenblick scheint der Zeitpunkt ungünstig, jetzt einzugreifen wäre nicht richtig. Mein Vorhaben kann noch ein klein wenig warten und ich setze meine träumerischen Beobachtungen fort.

Lexa hat genug gehört und ergreift das Wort. Sie gibt dem General Konter. Sie setzt ihre kraftvolle Stimme mit Nachdruck ein. Sie brennt für das, an was sie glaubt, ich entnehme es dem Klang der Stimme und höre das zarte Klicken ihrer Zunge, während sie spricht. Ihre Augen funkeln und lassen den Schimmer von Leidenschaft, die in ihr schlummert, erahnen. Sie möchte gerne erklären und begeistern. Doch ihre flammende Rede bekommt Gegenwind und obwohl sie unterbrochen wird, hört sie zu, was der General einzuwerfen hat.

Lexa ist modern, sie lässt sich Dinge durch den Kopf gehen, lässt Neues zu und akzeptiert andere Denkansätze. Nichtsdestotrotz hat sie ihre moralischen Grundsätze, welche ihr wichtig sind. Diese überschreitet sie niemals und daher ist es ihr so wichtig, andere davon zu überzeugen und hofft diese erkennen, wie wichtig Regeln sind. Doch in harschen Zeiten werden die Menschen primitiv und Generäle stur. Zankerei untereinander entsteht und Lexa's Mund ist nun fest zusammen gepresst, während sie den zunehmen hitzigen Stimmen der Generäle lauscht. Sie ist nicht mit dem einverstanden was sie hört. Ihr Kiefer mahlt, was außerdem ein Zeichen dafür ist, dass ihre Geduld bald ein Ende hat.

(Ihre Kieferpartie gehört in Stein gemeißelt.)

Wenn Lexa den Commander raushängen lässt, macht es mich an.

Lexa ist der geborene Commander, souverän, stolz und majestätisch. Niemand würde glauben, dass sie erst anfang zwanzig ist. Allein ihre Ausstrahlung kann dich in die Knie zwingen.

Manchmal reicht ein Blick von ihr aus und meine Knie geben nach. Die leichte Arroganz, die ich darin finde, kombiniert mit einem wehmütigen Touch ist eine verbotene Mischung. Lexa, ist die Art von Schönheit, die berührt. Die, dich kurz erstaunen lässt und innehalten und du findest dich selbst wieder, indem du nicht mehr wegschauen kannst.

Ich liebe ihre starke Stirn und in Momenten wie diesen ist sie hoch erhoben und es reicht nur eine kurze Anweisung.

„Shof op!"

Niemand widersetzt sich ihrem Befehl und augenblicklich kehrt Ruhe in die eben noch lautstarke Zankerei ein.

Lexa ist jetzt vollkommen in ihrem Commander Element und spricht eindringlich zu ihren Generälen. Sie ist erhaben, konfliktbereit und dennoch ist sie sanft. Vielleicht liegt es an ihren langen weichen Haaren, doch so sehr Lexa auch Commander ist, lässt ihr Anblick einen nie vergessen, dass sie eine Frau ist.

So vergeht die Zeit und die Sonne wandert weiter, die Gemüter haben sich beruhigt und vielleicht ist der eine oder andere in Gedanken bereits in seinem Heim, bei Partner und Kind oder träumt von blutigen Kämpfen. Erschöpfung macht sich allgemein breit und ich erkenne, dass es an der Zeit ist meinen Plan zu beginnen.

Ich beobachte, wie Lexa nach einem Glas Wasser greift und davon trinkt. Gebannt sehe ich zu, wie die Flüssigkeit in ihrem Mund verschwindet und langsam ihren zarten Hals hinunter wandert. Schluck für Schluck.

Ihr Hals ist die pure Versuchung. Gerne würde ich damit anfangen.

Vielleicht mit einem Biss, auf dem ein zärtlicher Kuss folgt und für umgehende Linderung sorgt. Oder ich lecke eine feuchte Spur den zarten Hals entlang. Ich wette, dass ihre Haut leicht salzig schmeckt. Doch ich weiß auch, dass sich Lexa gegen diese Verführung wehren wird.

Ich bin mehr als bereit für meinen Plan, den ich mir ausgedacht habe und daran festhalten werde. Mir bleibt keine andere Wahl. Lexa widersteht mir seit Wochen. Ich spüre, dass sie mich will, ich fühle, dass ich ihr etwas bedeute, aber wegen ihrer idiotischen selbstauferlegten Grundsätze wehrt sie sich. Wann immer ich einen Schritt nach vorne versuche, entzieht sie sich mir.

Ich ertappe sie dabei, wie sie meinen Körper anstarrt, halb verhungert und ich denke, jetzt ist es um sie geschehen, jetzt nimmt sie sich, was sie braucht, doch sie dreht sich Respekt voll weg.

Es ist nahezu schmerzhaft zu beobachten. Ihr Blick klebt an meinen Lippen, doch unternimmt sie keinen Versuch, mich endlich zu küssen. Und als ich einmal den Mut aufbrachte, meinen Kopf anhob, um ihre Lippen einzufangen, räusperte Lexa sich und der Moment war gebrochen.

Wie kann sie nur so willensstark sein?

Wenn ich mir ihr spreche, vorsichtig, um zu erfahren, was in ihr vorgeht, endet es in einer hitzigen Diskussion. Dann, wenn ich versuche, Gefühle anzusprechen, bekomme ich ihren selbst eingeredeten Floh zu hören.

„Clarke, bitte verstehe. Ich bin Commander, ich habe ein Volk zu führen, da kann mich keiner Art von Liebesbeziehung hingeben. Mein Kopf muss frei bleiben. Ich darf keine Schwäche zeigen, nicht verwundbar sein. Mein Volk steht immer an erster Stelle. Ich habe mich entschieden, so zu leben. Es ist einfacher so und ich halte mich an diesen Grundsätzen zu leben fest. Ich gebe mich nur diesen hin."

„Willst du leugnen, was du fühlst? Willst du wirklich so stur sein und an diesen Mist glauben? Ich sehe dich, Lexa. Ich weiß, dass du etwas für mich empfindest. Zum Teufel mit deinen Grundsätzen, denkst du nicht, im Leben sollte es um mehr gehen als nur regieren, denkst du nicht, du bist zu mehr fähig, als nur das eine? Da draußen ist Liebe, Lexa."

„Du magst, dies nicht verstehen, Clarke. Aber dies sind nun mal meine Regeln, die mir wichtig sind. Daran halte ich fest. Du hast ja selbst gesehen, in welch Chaos dich deine Liebschaften gebracht haben. Unsere Position dient anderen Zwecken."

„Ach Bullshit, Lexa."


Ich war so wütend. Wir drehten uns immer nur im Kreis. Worte brachten einfach nichts. Deshalb muss ich einen anderen Weg finden, um ihr den Floh zu nehmen, den sie sich selbst in ihr Ohr gesetzt hat. Ich kann es nicht länger ertragen, zu sehen wie Lexa die Wörter spricht, doch selbst dabei schwer schlucken muss und mir kaum in die Augen sehen kann. Sie wird schwächer. Ihre Mauern, mit ihren selbst gebauten Regeln drohen einzustürzen.

Lexa kann ihr Volk führen und dennoch Leidenschaft erfahren. Ihr Volk liebt Lexa und hätte sicher nichts dagegen, ihren Commander glücklich zu sehen. Was interessiert es einen Bauern auf dem Feld, der selbst Familie hat, was Lexa nachts in ihren Gemächern begehrt. Arrr, Lexa hat sich so tief in ihren quak rein geredet.

Gleichwohl flackern ihre Augen, wenn sie solchen Unsinn von sich gibt. Einstmals hat sie offen geliebt und es ist böse ausgegangen. Wenn Lexa darüber spricht, sind ihre Augen dunkel, ein grünes Meer von Gefühlen ohne Land.

Ereignisse geschehen, schlechte Dinge passieren, darum ist es wichtig, stark zu bleiben und weiter zu leben. Man darf sich nicht unterkriegen lassen und sich die schönen Dinge nicht nehmen zu lassen, nur weil der Weg vielleicht steinig werden könnte. Lieber geliebt und gelebt für das, was man brennt, als verbittert, lieblos und das eigene Herz kalt werden zu lassen.

Ich kann ihrer Art zu denken nicht zustimmen. Ich habe auch geliebt und verloren. Es ist der Lauf des Lebens, den man mit sich trägt.

Doch es ist nicht nur das. Lexa muss erkennen, dass sie keine Entscheidung treffen muss. Sie muss nicht wählen, beides ist möglich. Lexa kann das Volk regieren und mich an ihrer Seite haben. Bis ich ihr das vermittle, muss erstmal der erste Schritt getan werden. Der erste Kuss. Dafür muss ich eine ihrer tausend um sich gebauten Schutzmauern erklimmen. Auf mich kommt einige Arbeit zu. Lexa ist es Wert.

Lexa ist die Frau für mich, die Eine und wir könnten gemeinsam großartig sein.

Also muss ich zu härteren Maßnahmen greifen und beinahe tut Lexa mir leid.

Lexa wird mich verführen. Lexa wird es sein, die den ersten Schritt macht. Und Lexa muss bewusst ein, dass sie diejenige ist, die mich geküsst hat. Das es von ihr ausging. Das ist absolut wichtig, für alles Weitere, das zwischen und passieren wird. Sollte Lexa einen Rückzieher machen, nachdem sie mich geküsst hat, wird es viel schwieriger für sie von ihrem bescheuerten Floh im Ohr wieder anfangen zu reden. Dann hat sie quasi schon angefangen, sich ihren eigenen Floh aus dem Ohr zu ziehen.

Die Kunst in meinem Plan besteht also darin, Lexa dazu zu bringen, dass sie mir nicht widerstehen kann und mich küsst. Keine leichte Aufgabe, auch wenn mir das keiner glaubt und hey, ich weiß selbst, dass ich heiß aussehe. Mein Ego hat ihre Standhaftigkeit überlebt. Ich weiß mittlerweile nur zu gut, dass Lexa ein Kopfmensch ist. Sie stellt ihren Verstand über ihr Herz und widersagt sich jede Versuchung. Doch auch sie kommt an einen Punkt an, an dem sie nicht mehr zurückhalten kann und ich werde sie dazu treiben.

Wie gesagt, ihre Fassade ist schon dabei zu bröckeln und ich habe die Herausforderung bereits angenommen. Ich vertraue auf meinen Plan.

Die Sonne steht mittlerweile tief am Himmel, unbarmherzig hat sie stundenlang hinabgebrannt und es ist stickig in Polis. Wie nicht anders zu erwarten steht die Luft längst in diesem Besprechungssaal und Fächer, die dafür erfunden wurden, um kühle Luft zu spenden, verteilen die Hitze umso mehr.

Schweißperlen zeichnen sich auf den Gesicherten der geladenen Gäste ab und es herrscht bereits Aufbruchstimmung. Der Tag war lang.

Und so startet mein Plan.

Der hölzerne Fächer, mit dem ich mir eben noch die stickige Luft zugefächelt habe, fällt aus meinen feuchten Händen und landet geräuschvoll auf dem Steinboden. Der Aufprall, lässt alle Gesichter zu mir drehen, doch ich blicke nur in ihre Augen. Ich erkenne ein leichtes Fragezeichen und auf ihrer Stirn zeigt sich eine kleine Sorgenfalte, es genügt mir und ich weiß, dass sie mich die nächsten Minuten nicht aus den Augen lassen wird.

Der Trick ist, dass ich erst meine Augen schließe und dann den Brustkorb mit unruhiger Atmung mehrmals hebe und senke, anschließend lasse ich meinen Kopf langsam zur Seite rollen. Alles muss in exakter Reihenfolge geschehen und nicht zu schnell, damit Lexa Zeit hat zu reagieren. Denn zu dem Zeitpunkt, wenn ich mich von meinem Stuhl fallen lasse, wirst sie bereits an meiner Seite sein und mich auffangen, ehe ich auf allen vieren landen kann.

„Clarke!"

Ihre besorgte Stimme haucht mir ins Gesicht und ihre starken Arme halten mich. Ich widerstehe nur schwer, dem Drang meine Augen zu öffnen, um sie anzusehen. Sie fühlst sich so nah an. Ich rätsle darüber, wie nah ihre Lippen im Augenblick wohl wirklich sind.

„Clarke, was ist mir dir? Was fehlt dir?"

Ihre Finger fühlen meine Stirn, streichen über meine Wangen und ich unterdrücke das Verlangen zu seufzen. Ich spüre Lexa's Atem auf meinen Gesicht und ich muss aufpassen, dass sich der Genuss, den ich dabei empfinde nicht auf meinem Gesicht abzeichnet. Bewusstlose bekommen keine Gänsehaut, soweit mir das bekannt ist.

„Es ist die Hitze," antwortet ein General. „Sie wird die Hitze auf der Erde nicht gewöhnt sein, solch Temperaturen kennst sie nicht. Sie benötigt ein kühles Zimmer, ein Wasser zu trinken und Ruhe um wieder auf die Beine zu kommen."

Der Mann ist ein Genie und so kommt es, dass es besser läuft, als ich jemals gerechnet habe. Besser als die Krankenstation, die ich mir ausgemalt habe, wo mein Plan an Fahrt aufnehmen würde, oder mein Zimmer, in das sie mich eventuell gebracht und mich dort besucht hätte und sich aufopferungsvoll gekümmert, ahnungslos dass es Teil meines Plans ist. Nein, es läuft viel besser.

So kommt es, dass Lexa mich sanft vom Boden hochhebt, vorsichtig, dass mein Kopf an ihrer Schulter ruht und mich dann, als wäre ich ihre Braut, in ihr Schlafgemach trägt.

In Versuchung führen und andere TricksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt