wenn Lexa küsst

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Wir klammern uns beide aneinander. Lexa braucht das genauso sehr wie ich, gegenseitige Nähe, die wir uns offen zeigen und uns nicht davor verstecken. Ich bin dein, hat Lexa gesagt und ich kuschle mich an sie und ziehe die Decke schützend über uns. Ich grabe mein Gesicht an ihren Hals und inhaliere, alles, was Lexa ist, tief in mich ein. Lexa legt ihre Arme um mich und wir finden in eine bequeme Position. Während unsere Herzschläge sich anpassen, warte ich darauf bis Lexa sich erklärt. Auch wenn das gegen mein naturell spricht, werde ich sie nicht drängen, nicht überfallen und keinesfalls verführen. Ich sage es zu mir selbst ganz laut und ich weiß, dass es nicht nötig ist. Denn in diesem Augenblick weiß ich einfach, dass Lexa den ersten Schritt machen wird.

Und als es so weit ist, haben wir die Köpfe aneinandergeschmiegt. Unsere Hände streicheln dabei über Arme und zeichnen sanfte Kreise auf der Haut und Lexa erzählt mir ihre Geschichte, die uns näher zusammenbringt.

„Man sagt, Blut verlangt nach Blut, wie du mir so ich dir und dass jeder Getötete gerächt werden muss. Es ist ein Denkansatz, den wir nicht nur im Krieg betreiben. Vergebung ist für unser Volk schwer zu üben. Zu viele Dinge sind in der Vergangenheit geschehen. Unser Planet wurde zerstört, wir mussten wieder von vorne beginnen. Kriege wurden geführt, bei welchen abscheuliche Schlachten gefallen sind. Familien wurden auseinandergerissen, die Liebsten getötet. Es ist einfacher, darüber zu predigen, dass Rache ein ewiger Kreislauf ist, der gestoppt werden muss und einfacher an die Vernunft zu appellieren, als wenn man plötzlich selbst betroffen ist. Wenn es sich anfühlt, als wäre dein Herz in Stücke gerissen, siehst du es anders. Ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich sage, wie sich das anfühlt, wenn dir das Liebste auf die abscheulichste Weise genommen wird. Hass brodelt in dir und du willst rächen, was dir so plötzlich entrissen wurde. Ich war blind vor Wut und hätte ich meine Berater nicht gehabt, wer weiß, was passiert wäre. Ich durfte nicht tun, was ich wollte und danach handeln, wie ich empfand, da ich Commander war und mein Volk immer an erster Stelle kommen würde. Ich hatte diese Lektion auf die härteste Art gelernt. Ich bin mit den Mördern an einem Tisch gesessen, habe sie aus politischen Gründen zurück in die Koalition gelassen, aber glaube mir, ich wollte sie alle eiskalt ausbluten lassen, für das, was sie Costia angetan hatten."

Lexa verharrt einen Augenblick und ich warte still, bis sie sich gesammelt hat.

„Costias Großmutter konnte das nicht verstehen. Ich konnte es selbst nicht verstehen. Aber das Leben ging weiter, es bleibt nicht plötzlich stehen, vor allem nicht für mich und so fühlte ich mich, wie eine Marionette. Das Einzige, das mir in diesen Wochen klar wurde, war, dass ich mich niemals hätte auf diese Liebesbeziehung einlassen dürfen. Es war egoistisch und ich fühlte mich deswegen verantwortlich. Ich fiel in eine Art Starre, handelte ohne Gefühle, gab Befehle, regierte, aber mein Herz war erloschen. Sarah hatte ihren eigenen Schmerz, den sie wegen des Verlustes mit sich trug. Costia war für sie wie ihr eigenes Kind und Sarah wollte ihr noch so vieles zeigen und in der Welt der Kräuter und Magien lehren. Als sie an jenem Tag in den Turm kam, sah ich ihre Trauer, doch konnte ihr keinen Trost spenden. Aber das wollte sie auch gar nicht. Anstatt gemeinsam zu trauern, begegneten wir uns kühl. Sie gab mir ihren Hass und ich nahm ihn ohne Widerspruch an. Sarah war außer sich vor Wut, sie wünschte mir den Teufel an den Laib. Ich war Schuld, dass Costia von der Ice Nation gekidnappt wurde, ich war schuld, dass sie so jung sterben musste und offensichtlich unter Folter. Sie sprach einen Zauber aus, womit sie gegen die Regeln verstieß, wenngleich der Zauber nicht funktionierte. Sie beschimpfte und bespuckte mich und ich lies alles wortlos geschehen, bis meine Leute sie abführten. Sie drehte sich um, kurz bevor sie aus dem Raum verbannt wurde, und sagte mir, dass ich mich niemals wieder in eine Liebesbeziehung einlassen dürfte. Das ich kein Recht dazu hätte und müsse den Rest meines Lebens einsam verbringen. Und weil ich ihren Schmerz verstehen konnte, ihr Recht gab und mir nicht vorstellen konnte, mich jemals wieder zu verlieben, nickte ich ihr zu. Ich gab ihr mein Versprechen."

Lexa schluckt und ich bemerke, ebenso meinen trockenen Hals. Lexas streicheln auf meiner Haut hat längst gestoppt, aber sie hält mich fest an sich gedrückt und ich streichle sie weiter und zeichne kleine beruhigende Kreise auf ihrer Haut und hoffe es encouragiert sie. Als nichts kommt, sage ich meine Gedanken laut.

„Du hast Costias Großmutter besucht. Du warst bei ihr in der Höhle und du hast-- du hast," meine Worte versagen, da ich noch nicht verstehe, was dort passiert ist. Da ist mein Traum. Dort sehe ich Lexa in der Höhle. Lexa mit Schmerzen und dennoch weiß ich, dass es für Lexa wichtig war, dorthin zu gehen und dass es etwas mit mir zu tun hat.

Lexa nickt und ihre Finger beginnen minimal über meine Haut zu streifen.

„Ich habe den Weg auf mich genommen und bin zu ihr gegangen. Sie wohnt in einer Höhle, dort wo der Kontinent aufhört. Obwohl sie alt geworden ist, sieht man es ihr kaum an, ihre Kräfte halten sie unnatürlich jung. Sie sagte; Lexa, ich weiß, weshalb du hier bist. Aber so einfach werde ich es dir nicht machen. Sie sah mich an, und es fühlte sich an, als würde sie in meine Seele blicken und alles über mich erfahren. Sie fragte mich, ob ich dafür bereit war. Ich antwortete ja und stand ihr aufrecht gegenüber, aber mein Körper wollte sich krümmen. Es war ein eigenartiges Gefühl und ich wusste, dass sie mit ihrem Zauber, irgendetwas mit mir anstellte. Wie heißt sie und ist sie es wert?, wollte Sarah wissen und ich antwortete, Ja, sie ist es wert. Sie heißt Clarke und ich würde alles für sie tun.Anschließend fühlte ich nur noch Schmerz.

„Lexa, was ist dir passiert?" Gänsehaut bildet sich überall an meinem Körper und mir wird eiskalt.

„Sie hat Magie an mir angewandt, es war ein Test, ein altes Ritual, das ich bestehen musste, ob ich würdig war, und ich war damit einverstanden. Plötzlich fand ich mich an Seilen an die Wand gefesselt und mein Oberteil wurde zerrissen. Es war eine unsichtbare Kraft. Es fühlte sich so an, als würde sie mein Herz herausreißen und es in ihren Händen halten und quetschen. Ich hatte höllische Schmerzen und ich bildete mir ein, zu sehen wie sie mein Herz hielt und es streichelte. Und irgendwann, ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, lies sie von mir ab."

„Lexa." Tränen laufen über meine Wangen und ich zittere unaufhörlich.

„Clarke," sagt Lexa eindringlich und sieht mir dabei in die Augen, „ich brauchte ihr Einverständnis und ihre Vergebung. Ich musste zu ihr gehen und das wusste Sarah. Als es vorbei war, bot sie mir Tee an, als wäre nichts geschehen. Und auf einmal redeten wir miteinander, wir sprachen über Costia und es war heilend, für uns beide. Ich erzählte ihr unsere Geschichte und sie wollte vieles von dir wissen. Und als die Kanne Tee ausgetrunken war, gab sie mir ihre Vergebung. Sie hat alles gesehen, Clarke. Sie wusste alles, sie hat mein Herz gesehen und wir konnten uns beide vergeben und heilten unsere Wunden."

Lexa bricht ab und richtet sich auf. Sie nimmt meine Hände in ihre und sieht mich eindringlich an. Ihre sanften grünen Augen sind ungewöhnlich groß und der Anblick bewirkt ein Flattern in meinem Bauch.

„Clarke, ich habe aus der Vergangenheit gelernt und meine Ansichten überdenkt. Ich habe dir viel Leid wegen uns angetan. Du hast mir so viel gezeigt und so viel Mut bewiesen, während ich feige war und mich versteckt habe. Ich bin Commander und es ist schwierig mit mir. Ich bin stur, das war ich immer schon, und ich habe viele Verpflichtungen, die viel meiner Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich habe ein Herz, dass dir gehört und wenn du es annehmen möchtest, dann schlägt es für dich, für den Rest unseres Lebens."

Ich hänge an ihren Lippen und komme ein bisschen in Ehrfurcht. Und dann muss ich schmunzeln. Sie hat zugegeben, dass sie stur ist und, Gott, sie ist so süß und ihr Herz gehört mir. Meine Tränen versiegen und ich bin stolz und kann nicht anders. Ich beiße mir auf die Lippen und obwohl ich es weiß, frage ich sie. Ich kann nicht anders in dieser Situation und muss es von ihr hören.

„Lexa, fragst du mich gerade, ob ich mit dir zusammen sein möchte?"

„Ja, Clarke. Ich möchte mit dir zusammensein," dann wird sie unsicher, „das heißt wenn du-- also wenn du-- möchtest du mit mir zusammensein Clarke?"

Ich grinse und dann nicke ich und schaue sie erwartungsvoll an. Ich fühle mich leicht und befreit und so glücklich. Etwas Großes wird passieren. Das ist der Moment.

Lexa grinst zurück, dann beugt sie sich zu meinem Gesicht herab und ich halte den Atem an.

„Bist du sicher?" , kommt es nahe an meinem Ohr, was mir eine Gänsehaut beschert, anstelle eines Kusses.

„Ja," sage ich ohne den geringsten Zweifel und meine Aufregung vor dem Kuss steigt.

Sie küsst meine Nase. Mehr nicht, dann schaut sie mir wieder ins Gesicht. Es ist süß und Lexa lächelt dabei. Dann küsst sie meine Stirn, es ist sanft und ich halte still und rühre mich nicht. Anschließend küsst sie mein Kinn. Ihre Lippen verweilen dort und sie küsst die Linie meines Kinns entlang. Ich bin noch nie so zärtlich behandelt worden. Mein Herz klopft so schnell und meine Augen schließen sich voller Genuss und Erwartung.

Ihre spüre ihren Atem auf meinem Gesicht und ich möchte ihren Mund auf meinen spüren und mehr, so viel mehr. Dann finden ihre Lippen den Weg zu meinen geschlossenen Augen, es ist so hauchzart, ich frage mich, ob sie wirklich hier waren, und öffne die Augen.

Lexa schaut mich an, sie ist wunderschön, mit leicht gerötteten Wangen und ihre Augen huschen kurz zu meinen Mund. Ich kann es kaum noch aushalten. Auf was wartet sie?

„Clarke, wenn ich dich jetzt küsse, kann ich womöglich nicht mehr aufhören."

Gut, das ist gut, denke ich und befeuchte meine Lippen mit meiner Zunge.

Ihre Augen folgen der Bewegung und Lexas Mund berührt meine Lippen im selben Moment. Erst ist es vorsichtig, nur ein paar gehauchte Schmetterlingsküse gegen meinen Mund. Es ist so schnell vorbei, ich kann kaum reagieren. Doch ehe ich ungeduldig werde, fühle ich den Druck ihrer vollen Lippen. Lexa küsst mich. Endlich. Es ist alles, was ich brauche, worin ich ertrinken möchte und ich habe bereits nach nur wenigen Augenblicken das Gefühl, als könnte ich nie mehr damit aufhören.

Lexa küsst mit Anmut und Liebreiz, auf dieselbe Weise, wie sie sich bewegt und wie Lexa alle Dinge in die Hand nimmt. Lexa ist Commander, wenn sie küsst. Sie nimmt meinen Mund in Besitz, ohne Gier und Anspruch zu erheben und dennoch falle ich in ihren Takt ein, gebe mich dem hin. Lexa ist verspielt, wenn sie küsst. Sie knabbert an meinen Lippen, ihre Zunge neckt mich und ich öffne bereitwillig meinen Mund. Ihre Zunge verwöhnt meine und sie erkundet meinen Mund, als hätte sie niemals etwas anderes getan. Lexa gibt mir immer das Gefühl, dass sie ganz bei mir ist, auch jetzt. Vielleicht vor allem jetzt, wo sie sich nur auf mich konzentriert. Ihre Hand wandert in mein Haar, hält meinen Kopf, was den Kuss prickelnder werden lässt.

Lexa schmeckt so gut. „Hmm," seufze ich. Ich bin wie trunken, angenehm und schwerelos.

„Clarke," unterbricht Lexa und ich vermisse ihre Lippen sofort. Schmollend blicke, in ihre dunkelverfärbten Augen.

„Clarke, sag mir, dass du nie mir aufhören willst."

„Ich will nie mehr aufhören."

„Sag mir, dass du mich willst."

„Ich will dich, Lexa."

Sie küsst mich erneut und wir stöhnen beide im selben Moment. Der Kuss ändert sich von 0 auf 100. Was eben noch sinnlich war, wird pures Verlangen und meine Hand wandert in ihr Haar um Lexa bei mir zu halten.


In Versuchung führen und andere TricksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt