"NEEEEIN!" Ein unüberhörbarer Aufschrei erschütterte in den frühen Morgenstunden den Nordpol, noch bevor die Sonne richtig am Horizont stand. Die Schneelandschaft erzitterte, ein lautes Echo des Schreis hallte an jeder Wand des kleinen Wichteldorfes wider, sodass sofortige Alarmbereitschaft herrschte. In der Ferne löste sich von den Gletschern die oberste Schneeschicht und rollte grollend wie eine Lawine hinab ins Tal und versank im Meer. Danach war es mucksmäuschenstill. Er schien, als seien für wenige Minuten alle Bewohner des Nordpols in eine Schockstarre verfallen, weder Wichtel noch Tier rührten sich.
Doch dann, kaum einen Augenblick später, wurden die ersten Köpfe aus den Häuschen gereckt, die sich prüfend umsahen, ihren Nachbarn entgegenblickten, welche jedoch mindestens genauso ratlos dreinblickten wie sie selber. Die Wege füllten sich wieder mit Tieren. Schneehasen und Polarfüchse lieferten sich ihr tägliches Katze-und-Maus-Spiel und tollten spielerisch über das Eis. Mal gewannen die Größeren die Oberhand, ein andermal tricksten die Kleinen ihre scheinbar überlegenen Gegner aus. Doch immer blieb es friedlich.
Am Nordpol gab es keine Grenze zwischen Freund und Feind, jeder war für jeden da und half einander. Eine Tradition, die sich eingebürgert hatte, wie der Gang des Weihnachtsmanns um 8 Uhr morgens zur Wichtelküche, um sich seine heiße Milch mit Honig zu holen, dessen Duft daraufhin über das komplette Dorf wehte und allen Wichteln das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
Doch an diesem Morgen lag kein Duft von Honig in der Luft, kein Weihnachtsmann schritt am Tage des 23. Dezembers fröhlichen Schrittes und pfeifend in Richtung Liams Wichtelwerkstatt, um sich seine Milch abzuholen. Stattdessen lag ein Hauch von Panik in der Luft.
Kaum einen Wimpernschlag später wussten die Bewohner auch warum, als ein blitzschnelles Wesen durch die Straßen eilte und für Gesprächsstoff unter den restlichen Wichteln sorgte. Bloß ein brauner wehender Haarschopf war zu sehen, so flink bewegten sich die kleinen Beinchen des Rennenden, doch es war unverkennbar, um welchen Wichtel es sich handelte, welcher direkt aus der Nordpolzentrale hinab ins Wichteldorf gerannt kam.
Die rechte Hand des Weihnachtsmannes.
Jeder im Dorf bekam das Spektakel mit. Alle bis auf einen.
Tief in den Weiten seines Archivs vergraben, sortierte Harry die letzten Briefe und Wunschlisten der Kinder, die in den letzten Tagen noch kurzfristig bei ihm im Postfach gelandet waren. Jedes Jahr wurde es später und immer mehr Briefe trudelten noch kurz vor den Weihnachtsfeiertagen bei ihm ein, sodass seine sonst so heiß geliebte Adventszeit zu einem chaotischen Desaster wurde.
Die dicke Brille auf der Nase zurechtrückend, federte er sich sprunghaft vom Boden ab und flog hinauf in die Weiten der meterhohen Regale, um die Akten der letzten Kinder herauszusuchen. Schließlich musste er prüfen, wer dieses Jahr artig gewesen war und wer nicht.
Seine Flügel schlugen mit angestrengten Schlägen auf seinem Rücken, mussten hin und wieder mehr Kraft aufbauen, damit der Wichtel nicht zu Boden sank. Harry war der einzige Wichtel des ganzen Dorfes, welcher Flügel besaß. Zwar waren sie etwas eingerostet, da er sie in der Natur kaum nutzte - was nützten ihm Flügel, wenn sie alle anderen Wichtel nicht besaßen - doch für die meterhohen Regale im Archiv waren sie ausreichend.
Wahrscheinlich hatte man ihm deshalb damals diesen Job zugewiesen. Doch er mochte den Papierkram und er arbeitete gerne alleine. Abseits von dem Trubel der Wichtelstadt, in welchem gerade zur Weihnachtszeit ein absolutes Chaos herrschte. Ruhige Wichtel wie Harry gingen bei solch einem Aufruhr gerne unter, da blieb er lieber direkt bei sich im Archiv.
Einzig und allein Niall kam ihn ab und an besuchen, um die von Harry sortierten und feinsäuberlich abgehefteten Wunschlisten abzuholen. Schließlich musste er als Oberwichtel der Geschenkeproduktion wissen, welche Puppen, Kuscheltiere oder Spielwaren noch bis zu den Weihnachtsfeiertagen angefertigt und verpackt werden mussten.
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Saving Christmas ❄ [larry]
FanfictionEs herrscht große Aufregung am Nordpol, denn Rudolph ist verschwunden und Weihnachten steht in Gefahr. Findet heraus, ob es zwei kleine Wichtel schaffen, das vermisste Rentier zu finden und Weihnachten zu retten. Eine weihnachtliche Larry-Kurzgeschi...