❄ Weihnachten: Wichtel-Date

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Am nächsten Morgen erwachte Louis unter einer selbst gestrickten Decke und mit einem vertrauten Duft in der Nase aus seinem Kekskoma vom vergangenen Abend. Verschlafen blinzelnd sah er sich in seiner Umgebung um und bemerkte erst auf den zweiten Blick, dass er auf Harrys Sofa lag.

Scheinbar war er nach einer endlosen Nacht voller Gespräche und Geschichten ihres Wichtelalltags vor dem Kamin des Lockenkopfs eingeschlafen und dieser hatte ihn einfach schlafen lassen und in eine weiche Decke gehüllt, anstatt ihn nach Hause zu schicken.

Sofort breitete sich ein warmes Kribbeln in seinem Inneren aus, welches durch seinen kompletten Körper zog und so intensiv wurde, dass sich seine Zehenspitzen krümmten. Doch anstatt dass sie sich in den festen Stoff des Sofas drückten, bohrten sie sich in etwas Weiches und lösten ein leises Quieken aus, als der Druck zu stark wurde. Blitzschnell schoss Louis' Kopf zur Seite und sein Herz schlug einen Salto, als er den Ursprung der Geräuschquelle entdeckte.

Der andere Wichtel war bereits wach, saß mit verstrubbelten Locken und ohne Brille neben ihm, Louis' Füße in seinem Schoß gebettet und schlürfte an einer Tasse Bratapfeltee. Um die Krümmung der Zehen auf seinem Oberschenkel zu lösen, die sich in sein Fleisch bohrten, rieb Harry beruhigend über die Füße des Wichtels, bis sie sich wieder entspannten.

Wortlos beugte er sich nach vorne, als er den Blick des Wuschelkopfs auf sich bemerkte, reichte ihm ebenfalls einen Becher heißer Flüssigkeit und tauschte ein schüchternes Lächeln mit ihm aus.

Ohne dass sie darüber sprachen, blieb ihre stumme Übereinkunft über den heutigen Tagesablauf bestehen, den sie gestern im Zuckerrausch der verspeisten Keksmassen und durch Harrys energiegeladenes Plappermaul beschlossen hatten.

Harrys Nebenwirkungen aufgrund des Energieboosters waren inzwischen glücklicherweise gänzlich verblasst, sodass der Wichtel wieder sein schüchternes, stilles Selbst war. Jedoch schämte er sich nicht für sein Geständnis der letzten Nacht - zumindest nicht allzu doll - denn Louis hatte wider Erwartungen positiv reagiert und behauptet, dass er ihn ebenfalls mochte. Das war ein gutes Zeichen, richtig?

Dieser Gedanke legte sich wie eine wärmende Decke um seine Brust, in der sein Herz das Blut in einer rasanten Geschwindigkeit durch seine Blutlaufbahnen pumpte.

Es war der Tag nach Weihnachten, dementsprechend festlich war noch immer die Stimmung im Dorf, als sie ein wenig später aus Harrys Hütte traten, an dessen linker Seite das Archiv grenzte. Doch heute wurde nicht gearbeitet. Die Inventur und die Beseitigung des hinterlassenen Weihnachtschaos hatten auch noch Zeit bis morgen oder übermorgen oder überübermorgen...

Überall, wo sie vorbeikamen, hüpften fröhliche und zufriedene Wichtel pfeifend und singend durch die gemütlichen Gässchen, trafen sich zum Plaudern, Rodeln oder zum Basteln in der Wichtelwerkstatt. Rehe tollten hüpfend über die Wiesen, Schneehasen kugelten sich durch unterirdisch kreierte Eistunnel und in der Ferne sah man sogar ein paar wenige Eisbären, die sich auf einer Scholle über das ruhige Wasser treiben ließen.

Selbst Liam begegnete ihnen ohne seine Kochschürze - was äußerst selten und nur zu speziellen Anlässen vorkam - und in Begleitung von Zayn, dicht gefolgt von einem Rudel Huskys, die sie für einen kleinen Ausflug durch die verschneiten Wälder vor den Schlitten spannen wollten. Louis und Harry wünschten ihnen viel Spaß, als sie sich freudig grüßten.

Die Sonne stand hoch am Himmelszelt und ließ die Welt unter sich in ihrem weißen Schneekleid wie Abermillionen kleine Kristalle glitzern. Harry liebte diesen Anblick. Egal wie häufig es am Nordpol Neuschnee gab (und das kam bei einem der kältesten Gebiete der Erde ziemlich häufig vor), das Gefühl des Hinterlassens von frischen Fußtapsen in der sonst unberührten Landschaft war eine seiner liebsten Beschäftigungen.

Saving Christmas ❄ [larry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt