❄ 3. Advent: Ich glaube an dich

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Eilig wie der Wind rauschten sie davon und waren schon bald mehrere Hundert Meter in die Lüfte gestiegen, wo die Wolken wie ein Meer aus klebrigen Zuckerwatten im dichten Nebel um sie herum hingen. Leider hatte sich der Dunstschleier seit gestern Abend nicht gelichtet, was die Suche nach dem verlorengegangenen Rentier mit der roten Nase nicht gerade erleichtern würde.

"Ich hoffe, wir finden ihn bald", sprach Louis. Sein Blick heftete auf dem kleinen digitalen Kompass, den Zayn ihnen mitgegeben hatte und den er nun um sein Handgelenk trug. Darauf konnten sie jeden Standort der 9 Rentiere des Weihnachtsmannes ausmachen, vorausgesetzt, sie befanden sich in einem Umkreis von 30 Kilometern in ihrer Nähe. Donner und Blitzen waren selbstverständlich zu sehen, schließlich flogen sie keine 2 Meter vor ihnen durch die Lüfte und sorgten dafür, dass sie sich fortbewegten. Auch Dasher, Dancer, Cupid und die anderen konnte er erkennen, die am Nordpol sicher in ihrem Stall unterbracht waren. Lediglich von ihrem Rudelanführer fehlte jede Spur.

"Morgen Nacht müssen bereits die ersten Geschenke verteilt sein... das ist nicht mehr allzu viel Zeit." Mit weit aufgerissenen und leuchtend gelben Augen blickte Louis zu Harry, welcher seine Worte augenblicklich bereute, als er den angsterfüllten Blick des anderen Wichtels sah. Gelbe Augen... Louis war besorgt um Rudolph. Bedeutete gelb also Angst, Besorgnis oder Kummer?

„Du brauchst keine Angst haben. I-Ich... ich meine, wir werden ihn sicherlich finden. Also ganz bestimmt, okay? Hier warte, ich-", schnell kramte Harry in seiner mitgebrachten Tasche umher und zog eine kleine, mit Mistelzweigen und roten Beeren verzierte Metallbox aus ihr heraus. Ein süßlicher Duft, der ihnen augenblicklich das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, umgab sie, sobald Harry den Deckel öffnete und hastig drückte er Louis eine Pfeffernuss in die Hand. "Kekse machen alles besser. Die habe ich gestern erst selber gebacken. Wenn du lieber eine andere Sorte hättest, ich habe auch noch Vanillekipferl, Lebkuchen, Makronen oder-"

"Harry", lachte Louis, dessen Augen inzwischen wieder zu ihrem dunklen Blau gewechselt hatten - welches scheinbar die natürliche Farbe seines glücklichen Selbst war - und biss herzhaft in das leckere Weihnachtsgebäck. "Das schmeckt himmlisch", schmatzte Louis, wobei beim Sprechen einige Krümel seinen Mund verließen, doch Harry lächelte zufrieden, da er den Wichtel ungeschickt, jedoch erfolgreich abgelenkt hatte und biss selber ein Stück seines Lebkuchenmännchens ab.

Sie entfernten sich stetig weiter vom Wichteldorf und flogen tiefer in die fremde verschneite Landschaft der Arktis. Immerzu beschlug Harrys Brille, die durch die hohe Luftfeuchtigkeit des Nebels anlief und ihm das Sehen erschwerte, bis er sie schließlich ganz abzog und in seiner Tasche verstaute. "Du siehst ganz anders aus ohne Brille. Aber es steht dir." Überrascht schoss Harrys Kopf zu dem Wichtel, dessen Blick mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, an dem Lockenkopf heftete.

Sofort stieg Harry die Hitze in die Wangen. Schnell griff er heimlich nach dem Sitz des Schlittens und hielt sich daran fest, da seine Flügel schon wieder unkontrolliert schnell schlugen und er befürchtete gleich einen Meter über dem magischen Gefährt zu schweben. "Ich- d-danke", stotterte er und sah hinab auf den mit Samt ausgelegten Schlitten, sodass ihm die Locken ins Gesicht hingen und gerade, als er aus dem Augenwinkel eine Hand wahrnahm, die nach einer der Strähnen greifen wollte und Harry erneut drohte das Herz aus der Brust zu springen, riss sie ein schriller Alarm aus ihrer kleinen Blase.

Erschrocken sahen sich die beiden an, bis sie das Signal zuordnen konnten und Louis auf den kleinen Kompass sah, welcher mittlerweile mit einem grünen Blinken auf sich aufmerksam machte. "Rudolph!", rief Louis und hielt dem Lockenkopf seinen Arm hin, sodass auch er den Namen des verschollenen Rentiers lesen konnte und er die Bestätigung bekam, dass es keine Einbildung war.

"Tatsächlich!" Freudig griff Harry nach Louis' Arm und zog ihn näher zu seinem Gesicht, damit er den Standort des Tieres genauer orten konnte und auch, weil er ohne Brille auf die Entfernung sonst nicht klar sah. "Er ist 28 Kilometer von hier entfernt, ein bisschen südlich. Zum Glück bewegt er sich nicht, wir sollten also gleich bei ihm sein."

Saving Christmas ❄ [larry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt