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Yoongi wartete auf der Terrasse auf ihn, dort, wo er immer saß.
Da Jimin durch den gewissen Restalkohol noch nicht komplett auf der Höhe war, musste er sich um einiges mehr bemühen als sonst, um reibungslos zum Stehen zu kommen.

Nachdem er sich schwerfällig den Berg nach oben auf die Terrasse bewegt hatte, durchbohrte Yoongis Blick ihn förmlich.
„Du siehst schrecklich aus", stellte der Schwarzhaarige fest und Jimin lachte trocken.
„Welch Untertreibung."

Als Jimin merkte, dass Yoongi heute nicht auf Scherze aus war - aber mal ehrlich, wann war er das in den paar Tagen, in denen sie sich jetzt kannten, gewesen? - wurde er wieder ernst.
„Unser Abschied gestern war irgendwie komisch", meinte er kleinlaut.

„Entschuldige, falls ich so abweisend war. Mir ist nur sehr viel im Kopf rumgegangen...
Viele Dinge, die ich klären musste."
Das machte Jimin stutzig. Er wusste nicht genau, weshalb, aber irgendwie spürte er, dass etwas im Gang war.
Irgendetwas großes würde jetzt passieren - und wenn es auch nur einen großen emotionalen Schritt für Yoongi darstellte.

„Dinge, die du klären musstest... mit wem klären?"
Irgendwie wirkte das wie die richtige Frage.
Doch anstatt einer Antwort seufzte Yoongi nur schwer.
Dann schüttelte er den Kopf, als würde er seine Sorgen abschütteln wollen, und atmete ein weiteres Mal tief durch.
„Es gibt ein paar Sachen, die ich gerne wissen würde", meinte er dann. „Würdest du sie mir erklären?"

Ein kleines bisschen verdattert antwortete Jimin: „Selbstverständlich!" und wunderte sich über die für Yoongi ungewöhnliche Ausdrucksweise.
Yoongi konzentrierte sich wieder eine ganze Weile nur auf seinen Atem, bevor er hinzusetzte:
„Und dann - je nachdem, wie das Gespräch verläuft! - möchte ich dir gern jemanden vorstellen."

Jemanden.
Also war er wirklich nicht komplett alleine hier.
Auf einmal war Jimin absolut aufgeregt und wollte diese Person unglaublich dringend kennenlernen.
Aber vorher hatte er Yoongi versprochen, seine Fragen zu beantworten - deshalb wartete er geduldig, bis sein Gegenüber endlich wieder den Mut fasste, zu sprechen.

„Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll", gestand Yoongi nach einer Weile und seufzte wieder tief.
„Soll.. ich dir vielleicht einfach ein bisschen erzählen, was ich so als normal kenne.. und du rufst einfach ‚Stopp' oder so, wenn du etwas anderes oder genaueres über das Thema wissen willst..?"

„Du bist ja gar nicht so doof, wie du aussiehst."
„Ah ja, da ist er wieder. Hab mich schon gefragt, wie lang deine demütige Fassade hält."
Ein paar Sekunden lang starrten sie sich in die Augen, dann stahl sich ein Grinsen auf Yoongis Gesicht.
„Na los, jetzt mach schon."
„Also gut."

Jimin atmete einmal tief durch und fragte sich, wo zum Henker er anfangen sollte.

„Okay... Ich werd wohl einfach mal von hier aus anfangen...
Also als erstes Mal frage ich mich, wie du hier leben kannst ohne irgendeinen Anschluss an die Außenwelt.
Habt ihr denn überhaupt Strom?"
Yoongi schüttelte den Kopf.
„Hätte mich auch fast gewundert. Es gibt keine Strommasten hier und ich weiß nicht, ob man zu euch unterirdische Stromleitungen legen würde...
Aber okay, kein Strom. Strom ist Elektrizität. Damit kann man alle möglichen Sachen betreiben und sich das Leben einfacher machen.
Man kann sein Essen in einem Kühlschrank länger kalt halten und dadurch haltbarer machen.
Man kann Licht erzeugen, ohne ein Feuer machen zu müssen.
Man kann Maschinen betreiben, die dir körperliche Arbeit abnehmen.
Heute geht eigentlich gar nichts mehr ohne Strom."

Bei diesen Worten zog Jimin sein Handy hervor.
„Das ist ein Handy. Ich weiß nicht, ob es dir etwas sagt, wenn ich behaupte, das ist ein Telefon, das du mit dir herumtragen kannst und das für noch viel mehr gut ist, weil du wahrscheinlich auch keine Telefone kennst.
Aber hey, man kann damit Fotos machen!"

Damit öffnete er die Kamera und schoss ein Selfie von sich und Yoongi.
Jimin hatte wie so oft eine seiner Posen eingenommen und zeigte ein Peace-Zeichen in die Kamera, während er breit grinste.
Yoongi stattdessen sah aus, als wäre er vom Blitz getroffen worden. Völlig entgeistert starrte er auf den Bildschirm, auf dem er sich und Jimin ein weiteres Mal sah.

Lachend packte Jimin sein Handy wieder ein und fuhr fort, von seiner Welt zu erzählen. Yoongi hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen.
Die Sonne wanderte über den Himmel und als Jimin nichts mehr einfiel, was er erzählen könnte, wurde es schon längst dunkel.
Ein paar Minuten lang schwiegen die beiden sich an, dann stand Yoongi auf und ging in Richtung der Tür zur Hütte.

„Ich möchte dir jemanden vorstellen..."
Dann öffnete er die Tür und ihnen schlug ein Schwall warmer Luft entgegen.

Let Me Love You ~ YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt