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„Und, wie war's?", wollte Taehyung sofort wissen, noch bevor Jimin Helm und Brille komplett abgesetzt hatte.
„Schön zu sehen, dass du noch lebst", meinte Jin in einem versöhnlichen Ton, der Jimin klar machen sollte, dass der Ältere nicht sauer war.

„Also", begann Jimin seine Erzählung. „Im Grunde ist nicht soo viel passiert, aber Soyeon ist echt cool. Wir haben uns über einige Themen unterhalten und sie hat sehr starke Meinungen bei manchen Themen. Im Grunde..."
So erzählte Jimin weiter, kurz unterbrochen davon, dass er sich etwas zu Essen und zu Trinken bestellte und immer mal wieder einen Bissen nahm oder einen Schluck trank.

„Ich deduziere", sagte Taehyung, als Jimin endlich fertig war: „Du hattest einen schönen halben ersten Tag."
Grinsend und mit dem Mund voller Essen nickte Jimin.
„Kommst du denn jetzt mit uns die Pisten entlang nach unten?", fragte Jin. „Es sind wirklich schöne Strecken, die abwechselnd schwer und leicht zu befahren sind. Ein sehr tolles Skigebiet."

Mit leichtem Bedauern schüttelte Jimin den Kopf.
„Tut mir Leid, Hyung, aber ich will heute noch in die andere Richtung fahren. Wer weiß, vielleicht komme ich ja morgen mit?"
„So wie ich dich kenne, wirst du ab morgen nur noch in der wilden Prärie unterwegs sein."
„Ähm, ich glaube nicht, dass wir hier in der Prärie sind..."
„Taehyung, das war ein sprachliches Stilmittel."

Belustigt den Kopf schüttelnd fing Jimin an, es den anderen beiden gleich zu tun und sich wieder fertig zu machen, um dem kalten Wetter außerhalb der Hütte zu trotzen.
"Bist du dir sicher, dass du nicht mit uns fahren willst?", versuchte Jin es noch ein weiteres Mal. "Wenn du die ganze Zeit weg bist, fühlt es sich nicht wirklich so an, als würden wir zu dritt Urlaub machen. Da sind du und dein Urlaub und dann wir. Alles, was noch fehlt, ist, dass du dir einen neuen Schlafplatz suchst und dann gibt es gar nichts mehr, was wir gemeinsam haben."

Ein schlechtes Gewissen durchzuckte Jimin und er nickte. "Du hast ja Recht. Ich werde mehr mit euch fahren. Morgen, versprochen? Nur hatte ich mir für heute wirklich noch die andere Richtung vorgenommen."
Jin presste die Lippen zusammen und gab sich dann geschlagen. "Ich schätze mal, das ist das Beste, was ich kriegen kann."
"Dankeschön, Hyung." Zum Abschied winkte Jimin Taehyung und Jin nochmal zu, bevor die Freundesgruppe sich wieder trennte und in unterschiedliche Richtungen fuhren.

Die ersten paar Minuten konnte Jimin sich nicht wirklich auf das Gelände konzentrieren, auf dem er fuhr - was äußerst gefährlich war, aber er schaffte es einfach nicht, sich in Gedanken von Jins Worten loszureißen. Er hatte ja schließlich Recht.
Völlig in Gedanken versunken wusste Jimin bald nicht mehr, wo er überhaupt war. Wieder waren keinerlei menschliche Spuren zu sehen, keine Gebäude, keine Lifts.
Nur ein paar Spuren im Schnee fielen ihm auf, die aber sowohl von Menschen als auch von Tieren sein könnten - wobei letzteres um einiges wahrscheinlicher war.

Langsam begann Jimin, wieder seine Umgebung zu fokussieren, und was er sah, ließ ihn staunen.
Das hier war wahrscheinlich einer der schönsten Orte, die er je in seinem Leben gesehen hatte - wenn nicht sogar der allerschönste.
Er konnte nicht genau festmachen, woran das lag, aber alles um ihn herum hatte einfach eine Ausstrahlung von Ruhe und Zeitlosigkeit. So, als hätte jemand einen bestimmten Bereich abgesteckt und entschieden, dass hier kein einziges der Probleme der Welt relevant wäre.
Staunend und sich in alle Richtungen umsehend genoss Jimin die Atmosphäre.

Dann schleifte sein Snowboard über irgendetwas.
Schlagartig wurde seine Fahrt gebremst und mit einem derben Fluch fiel er. Reflexartig drehte Jimin sich auf den Rücken und hob die Füße, damit das Snowboard ihm nicht mehr wehtat, als der Sturz es sowieso tun würde.
Nach einigen Metern Rutschweg, bei denen Jimin keine einzige weitere unangenehme Begegnung mit schwungreduzierenden Gegenständen hatte, lag er im Schnee und ließ mit einem Stöhnen die Füße wieder auf den Boden.

Glücklicherweise waren sowohl er als auch sein Snowboard noch völlig intakt - mal abgesehen von den blauen Flecken, die Jimin dort bekommen würde, wo er auf dem Boden aufgekommen war.
Mit leicht unbeholfenen Bewegungen löste er seine Füße vom Board, stand auf, drehte sich um und wollte sehen, was ihm den Sturz beschert hatte.
War er wirklich über den einzigen nicht schneebedeckten Stein weit und breit gefahren?

Nachdem er sich umgedreht hatte, verschwand der Unmut über seine Ungeschicktheit vollkommen, als er erkannte, dass er so oder so gefallen wäre - und dass er um einiges tiefer gefallen war als gedacht.
"Holy shit..."

Vor ihm war eine Hütte.
Eine völlig zugeschneite Hütte, die er nur an der teilweise frei liegenden, winzig kleinen Veranda und den freigeschabten Fenstern erkannte. In der Hütte brannte kein Licht, und auch sonst konnte Jimin kein Lebenszeichen entdecken.
Bei einem Blick nach oben erkannte er, dass das, worüber er gefahren war, was seinen Schwung abgebremst hatte, die Spitze des Dachs der Hütte war.
Diese Spitze war das einzige, was vom Dach zu sehen war, der Rest war mindestens 20 Zentimeter dick mit Schnee besetzt.

Jimin war also vom Dach einer Hütte irgendwo im Nirgendwo gefallen.

Let Me Love You ~ YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt