1. Kapitel

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Liam Cooper

Auf diesen Moment habe ich gewartet. Genau auf diesen Zeitpunkt, wo meine Zelltüre aufgeschlagen wird und ein Zellenwärter eintritt, der mir sagt, es ist soweit.

Ich hatte nie vor im Gefängnis, genauer gesagt im Jugendknast zu landen. Klar, hat keiner vor aber in den Kreisen wo ich aufgewachsen bin, kommt das häufig vor. Zwei meiner Freunde sitzen schon zwei Jahre. Da hatte ich Glück, dass ich nur ein Jahr absitzen musste.

Ich gebe meine orangen Overall dem stämmigen Zellenwärter und begebe mich in den nächsten Raum, wo ich meine Wertsachen abholen kann. Eine dicke Frau sitzt hinter dem Tisch und schreibt.

„Liam Cooper?",fragt sie ohne aufzublicken.

„Der bin ich.",antworte ich. „Hier.",sagt sie knapp und drückt mir eine Kiste in die Hände. „Das sind ihre Wertgegenstände, nehmen Sie sie und verschwinden Sie."

Freundlichkeit gibt es hier nicht. Hier wird klar gesagt was Sache ist. Punkt. Aus.

Ich drehe mich um und gehe mit schnellen Schrittes Richtung Ausgang. Vor dem großen Tor steht ein Typ, der mir das Tor öffnet.

Ich trete hinaus und blinzle der Sonne entgegen. Die Morgensonne scheint schon herab und ich spüre auf meine Haut die Wärme der Sonne. Ich schnuppere die frische kalifornische Luft und atme sie tief ein und wieder aus. Den Duft der Freiheit hab ich vermisst.

Vor mir hält ein schwarzer Audi. Ein Mann mittleren Alters steigt aus und kommt schnurstracks auf mich zu. Ich sehe ihn irritiert an, als er vor mir stehen bleibt.

„Bist du Liam?",fragt er und mustert mich.

„Wer will das wissen?",entgegne ich und mustere ihn ebenfalls.

„Ich bin Ren, dein Coach.",sagt er bloß und stemmt seine Hände in die Hüfte.

Warte mal, was? Coach? Welcher Coach bitte?

„Okay und wie soll ich das jetzt verstehen?",frage ich. Mir hat man nie etwas von einem Coach erzählt. Was will dieser Kerl von mir, der schätze ich mal, jeden Tag ein neues schön gebügeltes Hemd anzieht und 20 verschieden Sakkos im Schrank hängen hat. Seine Haare sind perfekt gerichtet und die Krawatte keinen Zentimeter schief.

„Mein Job ist es Jugendlichen, nachdem sie aus dem Knast kommen, wieder auf die Beine zu helfen und dass sie sich wieder im Leben zu Recht finden.",erklärt er. Habe ich mich da etwa verhört oder höre ich da wirklich Stolz in seiner Stimme?

Genau, weil dieser reiche Kerl hier ne Ahnung hat wie es bei uns auf der anderen Seite der Stadt abgeht wo an jeder Ecke gedealt wird.

„Aha. Freut mich für Sie. Entschuldigen Sie mich bitte, ich würde jetzt gerne gehen.",sage ich und will mich an ihm vorbei drängen, doch ich habe keine Chance. Er stellt sich vor mich und lässt mich nicht durch.

„Okay, lassen Sie mich raten, ich bin so ein Jugendlicher den Sie helfen wollen oder eher müssen. Aber ich sage Ihnen was, das ist mir ziemlich egal, denn ich werde jetzt nach Hause fahren und da weitermachen wo ich aufgehört habe. Nämlich zu leben. Ich weiß ja nicht was Sie jetzt vorhaben, aber suchen Sie sich ein anderes Opfer, das Sie nerven können.",erkläre ich ihm und baue mich vor ihm auf. Trotzdem ist dieser Typ noch immer größer als ich. Er sieht mich belustigt an und grinst leicht. Was gibt's da zum Grinsen?

„Tut mir Leid aber du hast keine Wahl.",sagt er.

Wenn ich ehrlich bin wusste ich nicht mal, wo ich heute Nacht geschlafen hätte. Zu meiner Mum konnte ich nicht, da war ich schon lange nicht mehr erwünscht. Meine Kumpels haben selbst zu viel Stress und auch keinen Platz für mich. Ich werde wütend, denn ich weiß dass dieser Arsch hier vor mir Recht hat. Ich schnaube und steige widerwillig in sein Auto ein.

„Okay und wo bringen Sie mich jetzt hin?"

Was sagt ihr zum ersten Kapitel? Freue mich auf eure Rückmeldungen.

SummerOF_Love

burning Desire - brennendes Verlangen (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt