Chapter 3

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Als Draco am Montag die Klinik betrat, fühlte er sich gerädert. Er hatte den ganzen Sonntag in seiner Wohnung verbracht und mehr oder weniger die Wand angestarrt. Er wusste nicht, was schwerer wog, die Ausgrenzung und der Hass der Leute im Stadion oder Potters Blick, als dieser vor ihm stand. Denn auch wenn der andere wütend war, so lag in dessen Blick mehr Sorge und Mitleid, als Draco zulassen konnte. Die Worte, selbst wenn er sie nicht ausgesprochen hatte, hatten ihn verletzt und doch verstand Draco ihn.
Möglichst unauffällig betrat er den Aufenthaltsraum und zog sich um. Er hatte noch etwas Zeit bis zu seiner Schicht und so goss er sich einen Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. Der aktuelle Tagesprophet, welcher dort lag, war kaum zu übersehen. Zögernd griff Draco danach und las die Überschrift: »Harry Potter schützt ehemaligen Todesser Draco Malfoy«.

»War ja klar«, sagte er zu sich selbst und schlug die Zeitung auf. Augenrollend überflog er den kurzen und nicht gerade sehr investigativen Artikel, ehe er sich anderen Themen zuwandte. Nur wenig später öffnete sich die Tür und Draco musste die Zeitung nicht senken, um zu wissen, wer gerade gekommen war. Ein Geruch nach Zimt und einem Hauch Maiglöckchen wehte zu ihm und gehörte eindeutig zu Mika.

»Morgen, mein Hübscher«, flötete sie und setzte sich an den Tisch. Draco murmelte etwas Unverständliches und zog es vor, sich hinter der Zeitung zu verstecken.

»Ich habe die Schlagzeile auf dem Weg hierher gesehen«, sagte Mika zögernd und nun sah Draco sie über die Zeitung hinweg an. Natürlich hatte sie es gesehen, die Schlagzeile konnte man auch nicht übersehen.

»Es tut mir leid, dass ich dich in die reale Welt hinausgezerrt habe ...«, sagte sie nun in einer scherzhaft gemeinten gruseligen Stimme. Draco verzog das Gesicht zu einem kleinen Lächeln.

»Ist schon gut. Mir geht's gut«, sagte er sanft. Mika aber schüttelte den Kopf und legte sich halb auf den Tisch.

»Aber das ist so absurd! Unsere Patienten lieben dich! Ich liebe dich!«, sagte sie energisch.

»Es ist nicht absurd.«

»Draco, sie haben dich geschlagen!«, sagte Mika etwas lauter.

»Genug«, flüsterte Draco nun eindringlich und sah sich um. Es reichte, dass die halbe Zauberwelt davon wusste, er wollte seine Kollegen nicht auch noch darauf stoßen, wenn sie es nicht schon gelesen hatten. Mika nickte nun in Richtung der Zeitung.

»Ist es schlimm?«

»So ziemlich alles, was unter der Überschrift steht, ist nur noch mehr Klatsch und Tratsch über Potters albernes Liebesleben«, sagte Draco augenrollend.

»Uuuh, gib her!«, sagte Mika und riss ihrem Freund die Zeitung aus den Händen.

Auch Harrys Morgen war nicht gerade so, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Natürlich hatte auch er die Zeitung gelesen und natürlich wurde auch er bereits von Kollegen darauf angesprochen. Doch der junge Auror stand zu dem, was er getan hatte. Draco war bestraft und verurteilt worden und was brachte nun eine Lynchjustiz? Egal, was er auch getan hatte, nichts davon rechtfertigte die Behandlung, die er am Samstag erfahren hatte. Harry war nicht überrascht, dass sein Eingreifen bereits weitere Kreise gezogen hatte.

»Was denkst du, was Robards von dir will?«, fragte Ron, als sie zusammen in ihrem Büro saßen.

»Was glaubst du denn? Es geht sicher um Samstag«, sagte Harry schlicht und leerte seine Kaffeetasse.

»Meinst du, er ist sauer, weil du Malfoy nicht festgenommen hast?«

»Quatsch. Es gab keine Veranlassung ihn festzunehmen. Draco wurde verurteilt und steht unter Beobachtung und das schon seit bald acht Jahren. Er hat sich nie etwas zu Schulden kommen lassen und darf natürlich ein Quidditchspiel besuchen«, sagte Harry etwas vehementer, als er ursprünglich gewollt hatte. Ron hob die Augenbrauen, zog es aber vor, zu schweigen.

Healing takes time - Season 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt