Chapter 6

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Es vergingen einige Tage, in denen Harry immer wieder an diesen Moment denken musste. Den Moment, als Draco ihn geküsst hatte – einfach so. Wie gut es sich angefühlt hatte und was er doch am Ende für ein Idiot gewesen war. Warum war er einfach abgehauen? War es nur wegen Mika gewesen oder war es mehr? Ginnys Worte hatten ihn verfolgt. Hatte er sich wirklich in Draco Malfoy verliebt? Er rieb sich seufzend die Augen und sah zur Uhr.

»Mist!«, entkam es ihm. Er war viel zu spät. Schnell sprang Harry auf und griff nach einigen Unterlagen, ehe er aus seinem Büro eilte. Als er vor dem Verhörzimmer ankam, atmete er tief durch. Er war sich nicht sicher, ob er schon bereit war, Draco wiederzusehen, aber es half nichts. Er musste das hier tun. Er schloss kurz die Augen, dann trat er in den Raum. Draco saß am Tisch und sah auf. Er trug seine Heileruniform und funkelte Harry wütend an.

»Entschuldigung! Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, sagte dieser und kratzte sich den Nacken.

»Es ist bereits eine Stunde vergangen. Ich gehe jetzt«, sagte Draco und erhob sich. Harry nickte verlegen.

»Ja, verstehe. Ach übrigens, ich habe eine gute Nachricht! Ich habe mit dem Minister gesprochen und er hat zugestimmt, dich freizusprechen. Keine Anhörungen und keine Überwachung mehr«, sagte er schnell und versuchte ein Lächeln. Draco sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

»Oh«, war alles, was er erwiderte.

»Keine Folterungen mehr«, sagte Harry und grinste.

»Klar«, sagte Draco sarkastisch und wandte sich zum Gehen.

»Ich dachte, du würdest dich freuen«, sagte Harry verunsichert. Im selben Moment drehte sich Draco wieder und schnaubte verächtlich.

»Aber ja, Sankt Potter, ich danke Ihnen für Ihre großzügige Geste. Ich bin es nicht wert, in Eurer Gegenwart zu weilen«, spottete er und machte eine kleine Verbeugung. Harry schüttelte den Kopf und seufzte.

»Du bist wirklich der Sohn deines Vaters«, sofort tat es ihm leid und ehe er reagieren konnte, hatte Draco einen Zauberstab gezogen und ihn auf den Auroren gerichtet.

»Und du bist ein selbstsüchtiger Idiot«, presste er hervor und man spürte, wie sehr er versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Harry hob die Hände und schüttelte den Kopf.

»Du warst es, der mich geküsst hat«, sagte er, wissend dass es das nicht besser machte.

»Halt dich verdammt noch mal von mir fern, Potter«, sagte Draco, steckte den Zauberstab weg und eilte aus dem Raum.

Er kehrte zur Arbeit zurück, meldete sich krank und ging nach Hause. Er wollte einfach seine Ruhe haben. Die Worte von Harry hatten den jungen Heiler tief getroffen, auch wenn er es nie zugegeben hätte. Er konnte selber nicht sagen, was ihn so sehr verletzt hatte. War es die Gleichgültigkeit von Potter nach dem Kuss oder das er ihn quasi loswerden wollte? Nichts anderes hatte doch dieser plötzliche Freispruch bewirken sollen. Frustriert öffnete Draco ein Bier und ließ sich auf seine Couch fallen. Nur wenige Augenblicke später klopfte es an der Tür seiner Wohnung. Stöhnend stand er auf und öffnete.

»Blaise? Was ist los?«, fragte er und trat auf die Seite. Sein bester Freund sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Das sollte ich dich fragen. Wir waren verabredet und was ist? Ich komm in die Klinik und muss mir von Mika sagen lassen, dass du dich krank gemeldet hast«, sagte Blaise vorwurfsvoll und warf sich auf Dracos Sofa.

Dieser schloss die Augen und seufzte.

»Oh stimmt. Tut mir leid, ich hatte das vollkommen vergessen«, sagte er.

»Okay, also willst du mir sagen, was los ist? Du siehst nämlich scheiße aus, aber ich denke nicht, dass du wirklich krank bist«, sagte Blaise und nahm das Bier, welches Draco ihm reichte.

Healing takes time - Season 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt