Kapitel 1

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Langsam lief ich den Gang entlang. Meine Augen versuchten etwas zu erkennen, aber es war zu dunkel. Ein Schritt weiter. Ein zweiter Schritt. Ich kam meinem Ziel näher. Dennoch wusste ich nicht was es war, denn ich befand mich nur in einer Gefangenschaft der Gefühle bestehend aus Einsamkeit, Trauer und Verzweiflung. Doch plötzlich war da etwas.
Nein, nicht etwas.
Jemand.
Er.
Plötzlich verspürte ich Glück. Meine Dunkelheit veränderte sich in das hellste, was ich mir nur vorstellen konnte.
Ich fing an zu rennen. Ich wollte näher an ihn heran. An die Person, die mich hat Hoffen lassen. Das Licht wurde immer heller.
Langsam schlug ich meine Augen auf.

Ein Traum.
Hoffnung und Glück waren fort, ebenso wie die Dunkelheit.
Verschlafen rieb ich mir die Augen. In Gedanken versuchte ich zu verarbeiten was gerade in meinem Kopf vorging, aber ich schaffte nicht mein Chaos zu ordnen. Wie immer. Fast täglich hatte ich solche Träume, aber heute war es besonders schlimm. Kein Wunder!
Der erste Schultag. Den hatte ich ganz vergessen.
Besser gesagt, den wollte ich ganz vergessen. Ich hasste es mich neu zu integrieren und Kontakte zu knüpfen.
Das alles nur wegen dem neuen Job meiner Mutter. Konnte sie sich nicht endlich mal ihrer Leistung zu Frieden geben. Offensichtlich nicht.
Sonst wäre ich nicht schon wieder die Neue.
Die Neue.
Langsam könnte man meinen, ich hätte keinen anderen Namen.
Neues Haus.
Neue Nachbarn.
Neue Schule.
Neues Leben.
Das war ich schon gewohnt.
Schließlich war es nicht das erste Mal, dass wir umzogen.
Meine Mutter arbeitet als Journalistin, weswegen ich schon die halbe Welt gesehen habe.
Klar ist das cool.
Aber jedes mal weggehen zu müssen, wenn ein neues Angebot kam, ist nicht leicht.
Freunde, Hobbys, sogar mein erster Freund, alles musste ich gehen lassen.
Nun ja.
Eigentlich hatte ich noch keinen Freund. Wir waren damals 8 Jahre alt und er machte mir mit einer Gummibärchenkette einen Heiratsantrag. Bis heute bin ich am überlegen, ob ich nicht einfach hätte ja sagen sollen. Ich werde sonst noch alleine sterben. Ich seufzte laut und Strich mir eine Strähne meines dunkelbraunen Haares zurück. Jaja, Jungs und ich. Irgendwie wollte das einfach nicht funktionieren. Schon öfter hatte jemand ein Auge auf mich geworfen, aber irgendwie hatte ich es bis jetzt immer geschafft alle zu vergraulen.
Aber vielleicht war das auch besser so, denn ich hatte im Moment gar keinen Zeit für so etwas. Während andere in meinem Alter an Liebe, Spaß und Alkohol dachten, versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, dass ich mich an die neue Schule gewöhnte, es an ein gutes College schaffte und  Erfolg im Leben zu haben. Das war schon schwer genug.
Ich ließ mein Blick durch mein Zimmer gleiten und blieb an der Uhr hängen. Verdammt! Schon zehn nach acht. Jetzt musste ich mich beeilen. Gestresst holte ich meinen Rucksack aus der Ecke und packte unvorsichtig meine Bücher ein. Die Schuluniform hatte meine Mutter mir zum Glück schon gebügelt und ordentlich über meinen Schreibtischstuhl gehängt. Jetzt musste ich das hässliche Teil nur nach anziehen. Uniformen waren ungewohnt für mich. Ich schluckte. Naja, immerhin muss ich nicht 10 Stunden überlegen was ich heute anziehe. Es hatte also doch Vorteile. Schnell schlüpfte hinein und betrachtete mich in dem Spiegel. Die dunkelrote Uniform schmiegt sich an meinen zierlichen Körper. Meine Haare versteckte ich unter einer Haarklammer. Nur ein paar Strähnen zierten mein ovales Gesicht. Meine bernsteinfarbigen Augen leuchteten mir entgegen. Ein letzter Griff zu meinem Lipgloss und schon war ich fertig. Ich sah hübsch aus.
Zugegeben ein bisschen unordentlich, aber das verlieh dem ganzen einen gewissen Charme.
Ich lächelte mich an.
Ja, ich wusste ich würde diesen Tag irgendwie überleben.

PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt