23. Türchen - Ein letzter Spaziergang

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„Tja, das hier wird dann wohl unser erster und letzter abendlicher Spaziergang durch Wien sein", murmelte David. Freddie seufzte und blickte niedergeschlagen zu Boden. Er konnte es einfach nicht glauben, dass sie schon morgen in ihre Zeiten zurückreisen würden. „Wann wollt's ihr morgen die Bescherung feiern?", fragte Falco. Brian zuckte mit den Schultern. „Ich fände eine Uhrzeit schön, zu der es bereits dunkel ist", meinte Prince. „Dann wirkt der Baum noch schöner." Da die anderen einer Meinung mit ihm waren, beschlossen sie, am nächsten Tag um 17:00 Uhr Weihnachten zu feiern. „Habt ihr eigentlich lange an den Weihnachtsmann geglaubt?", wollte Roger wissen, während sie durch den mit Lichterketten erleuchteten Park schlenderten. George nickte. „Ja, ich war am Boden zerstört, als ich herausgefunden habe, dass es ihn eigentlich gar nicht gibt", erzählte Andrew schmunzelnd. Brian und John war es als Kinder ähnlich ergangen. Jimi zuckte nur mit den Schultern und erklärte, dass er immer gewusst habe, dass der Weihnachtsmann nicht real war. „Manchmal wünsche ich mir, dass wir früher auch Weihnachten gefeiert hätten", erzählte Michael leise. „Ich war immer traurig, wenn die anderen Kinder davon erzählt haben, wie schön ihr Weihnachtsfest war." Freddie legte ihm einen Arm um die Schultern. „Dafür wirst du morgen dein erstes und schönstes Weihnachtsfest erleben", versprach er. John lachte auf. „Vergessen wirst du es auf jeden Fall nicht", grinste er. „Glauben die Kinder in Österreich auch an den Weihnachtsmann?", wollte Brian von Falco wissen. Er interessierte sich sehr für die Weihnachtsbräuche in anderen Ländern. „Bei uns bringt das Christkind die Geschenke", erklärte Falco, „Und das kommt schon am 24. Dezember vorbei. Ich hab es mir als Kind immer als eine Art Engel vorgestellt, mit einem weißen Kleid, Flügeln, einem Heiligenschein und goldenen Locken." Er lächelte bei der Erinnerung daran.

„Fragt ihr euch auch, was euer zukünftiges Selbst im Jahr 2021 macht?", wechselte Roger das Thema. „Ich will es eigentlich gar nicht wissen", antwortete Freddie. „Ich möchte mich lieber davon überraschen lassen, was mein Leben noch so mit sich bringt." Falco stimmte ihm zu. „Ich glaube, dass ich mich wahrscheinlich ein wenig aus der Musikbranche zurückgezogen haben werde", vermutete Andrew. „Ich hoffe, die Leute haben mich nicht vergessen", meinte Michael. „Das haben sie bestimmt nicht", versicherte Falco ihm. „Du bist Michael Jackson. Wenn jemand unvergessen bleibt, dann du und die Queen-Mitglieder." Geschmeichelt lächelnd blickten die Queen-Mitglieder und Michael zu Boden. „Was erhoffst du dir von der Zukunft?", richtete Prince nun das Wort an Falco. „Ich hätt gern Kinder", antwortete dieser. „Was ist mit dir?" Prince überlegte eine Weile. „Ich hoffe einfach, dass die Leute meine Musik nicht nur immer noch hören, sondern auch verstehen", sagte er dann. David nickte. „Das hoffe ich auch. Und ich möchte unbedingt noch viele Musikstile ausprobieren!" Auch das wollten viele der Stars noch tun. „Ich möchte ein eigenes Album herausbringen. Ich habe schon ein paar Songs geschrieben", berichtete George. „Ich hoffe, dass wir alle einmal gemeinsam ein Weihnachtslied aufnehmen werden!", rief Freddie und breitete die Arme aus. George und Andrew grinsten sich an, da die beiden bereits wussten, dass sie im Jahr 1985 gemeinsam mit den Queen-Mitgliedern, David und noch vielen anderen Künstlern auf einer Bühne stehen und im Sommer ein Weihnachtslied singen würden.

„Denkt ihr, wir leben in diesem Jahr alle noch?", überlegte Brian. Freddie winkte ab. „Das will ich gar nicht wissen. Es würde mich nur traurig machen", erklärte er. George und David stimmten ihm zu. Auch Prince und Michael sahen das ähnlich. „Ich möchte es auch lieber nicht erfahren", meinte John. „Ich denke, dass es nicht gut ist, zu viel über die Zukunft zu wissen." Falco, Brian und Roger stimmten darin mit ihm überein. „Naja... interessant wäre es schon...", dachte Andrew laut nach, „Aber ich glaube, dass es mich ziemlich fertig machen würde, mein Sterbedatum zu kennen." Jimi, der die ganze Zeit schweigend neben den anderen hergelaufen war, wurde nun von Michael angesprochen: „Was denkst du darüber?" Jimi zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, ich bin in diesem Jahr schon tot", vermutete er. „Ich denke generell, dass ich kein langes Leben haben werde." Betroffen blickte Michael zu Boden. Auch die anderen wussten, dass Jimi nicht einmal mehr das Debüt von Queen miterleben würde. „Ach Jimi..." Roger versuchte, aufmunternde Worte zu finden, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen.

Es begann, zu schneien. Zuerst fielen ein paar Schneeflocken langsam vom Himmel herab, dann immer mehr. Ein Lächeln breitete sich auf Freddies Gesicht aus. „Endlich!", rief er fröhlich und tanzte unter einer Straßenlaterne, unter deren Licht der fallende Schnee besonders gut zu erkennen war, umher. Lachend schlossen Jimi und David sich ihm an. Eine kleine Träne stahl sich aus Michaels Augenwinkel, als er realisierte, dass er seine Freunde schon morgen verlassen und sie wahrscheinlich nur noch selten wiedersehen würde. Wie sehr würde er doch diese unbeschwerten Momente vermissen!

„Feiert Robert morgen eigentlich ganz allein Weihnachten?", fragte Falco auf dem Heimweg. David schüttelte den Kopf. „Seine beiden Söhne kommen ihn besuchen und sind den ganzen Tag bei ihm. Er freut sich schon sehr darauf, hat er gesagt", berichtete er. „Dann wollen wir ihn morgen nicht mehr stören", entschied Brian. Prince stimmte ihm zu: „Finde ich auch. Er hat doch mal gesagt, dass er die beiden sowieso nicht oft sieht." Michael hielt inne, woraufhin Roger in ihn hineinlief. „Was ist denn los Mike?", fragte er, während er sich den Kopf rieb. „Wir müssen uns von Robert verabschieden!", sprach Michael den Gedanken aus, der auch schon George durch den Kopf gegangen war. „Dann machen wir das doch jetzt", schlug Andrew vor. Gesagt, getan.

Bereits nach dem ersten Klopfen öffnete Robert seine Wohnungstür. „Oh, hey Jungs!", begrüßte er die Musiker. „Was gibt's?" Brian kratzte sich ein wenig verlegen am Hinterkopf. Plötzlich wusste er gar nicht mehr, was er sagen sollte. Wie sollten sie Robert nur für alles, was er für sie getan hatte, danken? Als David bemerkte, dass es Brian die Sprache verschlagen hatte, sprang er für ihn ein: „Wir wollten uns bei dir verabschieden, weil wir uns morgen wahrscheinlich nicht mehr sehen werden." Die anderen nickten zustimmend. John schloss Robert in seine Arme. „Danke für alles", flüsterte er. Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, winkte Robert ab. „Ach, dafür doch nicht. Es war das Mindeste, was ich tun konnte", erwiderte er. „Für uns war es mehr als genug", sagte Prince. „Frohe Weihnachten", wünschte Jimi dem Vermieter. „Und viel Spaß beim Feiern mit deinen zwei Buben!", schloss Falco an Jimis Wunsch an. Lächelnd verabschiedeten sich alle von Robert, indem sie ihn kurz umarmten oder ihm auf die Schulter klopften. Dann stiegen sie die Stufen zu ihrer Wohnung nach oben.

It's Christmas Time (Adventskalender)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt