2 - Ein alter Freund?

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Die Tür schwingt ganz auf und vor mir stehen zwei Männer. Beide sind gross, der eine in Wächteruniform, der andere sieht wie einer der Forscher aus. Der Wächter kommt auf mich zu. Ich sehe, wie er mit mir spricht, doch ich kann ihn nicht verstehen. Es fühlt sich an, als hätte ich Watte in den Ohren. Ich verstehe jedoch seine Gesten, er ist nicht erfreut, mich zu sehen. Er packt mich am Arm und zieht mich mit sich. Kurz tauscht er ein paar Worte mit dem Forscher aus und verlässt dann den Bereich der Aufenthaltsräume, mich im Schlepptau.

Er führt mich weiter in ein Nebenzimmer des Labors. Dort schliesst er die Tür und setzt sich hinter den Schreibtisch. Mir deutet er, ich solle Platz nehmen. Ich spüre, wie meine Hände eiskalt und schwitzig werden. Mit wackeligen Beinen bewege ich mich auf den schmalen Holzstuhl zu und setze mich. Für meinen Kreislauf Rettung in letzter Sekunde.

«Also junge Dame», wendet er sich an mich, mein Gehör hat seinen Dienst wieder aufgenommen, «was machst du hier und wer bist du?» Mein Hirn, vom Schreck immer noch langsam, fährt gemächlich seinen Dienst wieder hoch. Es entscheidet sich für einen widerspenstigen Modus. Also lautet meine Antwort: «Das Vorstellen sollte auf Gegenseitigkeit beruhen...ich heisse Kaia und mit wem habe ich das Vergnügen?», die andere Frage übergehe ich gekonnt. Ich versuche mich in einem Lächeln, das soll angeblich Wunder bewirken.

«Ich bin Stan. Ich leite die Transporte und das Sicherheitsmanagement dieser Station und zum heutigen Transportgut gehörte ganz bestimmt kein Mädchen. Also nochmal, was tust du hier?» Das sass, 'Mädchen' ist doch etwas gemein. Leider sehe ich gerade keine andere Möglichkeit, als ihm zu antworten.

«Ich suche meinen Vater, Lias, er ist schon sehr lange weg. Ich bekomme nirgends eine Auskunft, wo er sich aufhält. Also habe ich selbst nach Antworten gesucht, dazu bin ich hier.»

«Und, bist du fündig geworden?», entgegnet er mir herausfordernd.

«Jein, ich weiss, dass er nicht hier ist und wohl schon länger nicht hier war. Ich kann ganz gut Gesichter lesen, ich weiss, dass ich recht habe.»

In diesem Moment klopft es an die Tür, Stan ruft die Person herein. Ein etwas älterer Mann tritt ein, es ist nicht derselbe wie vorhin. Er ist kleiner und hat wuscheliges, graues Haar. Sein Schnauz scheint aus einer anderen Zeit zu stammen, niemand trägt hier so etwas. Er kommt mir bekannt vor, aber die Verbindung will einfach nicht kommen. Er beginnt mit einer leicht piepsigen Stimme zu sprechen: «Stan, wir dachten du kommst uns helfen beim restlichen Beladen des Wagens. Ich werde heute zur Stadt zurückfahren und würde gerne bald los. Es ist schon spät und die Fahrt dauert.»

Bisher hat er während dem Sprechen nicht in meine Richtung geblickt. Doch in der kurzen Pause, die auf seine Frage folgt, sieht er zu mir herüber. Ich kann beobachten, wie ihm kurz der Atem stockt. Sein Mienenspiel verrät, dass er mich erkennt und etwas sagen möchte, doch Stan kommt ihm zuvor.

«Ja, du hast Recht William, ich wurde hier aufgehalten. Die Dame hier ist ein unerwarteter Eindringling. Du kannst sie gleich zurück mit in die Stadt nehmen. Ich schreibe einen kurzen Bericht für die Verwaltung. Morgen komme ich zurück. Das Beladen sollte mittlerweile ja beendet sein.» Damit beugt er sich über den Schreibtisch, greift nach einem Blatt und schreibt ein paar Zeilen.

Währenddessen beobachte ich William, Erinnerungsbruchstücke kommen zurück. Er ist ein Freund meines Vaters, er war einer der Gäste auf der Gedenkfeier meiner Mutter. Daher auch nur die verschwommene Erinnerung. An die Zeit nach dem Tod meiner Mutter kann ich mich kaum noch erinnern. Ich sehe, wie William etwas ins Schwitzen kommt. Hastig tupft er sich die Stirn mit seinem Hemdärmel ab. Unterdessen beendet Stan sein Schreiben. Mit einem Blick zu mir hält er es William entgegen.

«Du weisst, dass du nicht aus der Stadt darfst, schon gar nicht abends. Das wird Konsequenzen haben, du wirst dafür geradestehen müssen.»

Damit bin ich entlassen. Ich folge William durch die kühlen Gänge nach draussen. Dort begleitet er mich zum Wagen, Wächter sehen mich von jeder Ecke schräg an, es ist ganz offensichtlich, dass ich hier nicht hingehöre. Offenbar gibt es einen Schichtwechsel bei der Station, denn es fahren nur William und ich zurück. Die anderen bleiben. Ich frage mich, ob das etwas mit dem Verschwinden meines Vaters zu tun hat, vielleicht sind auch noch andere verschwunden. Ich übe mich in Geduld. William ist ein Freund der Familie, auch wenn nicht ein sehr enger, ich werde ihn befragen, wenn wir losgefahren sind.

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