Lucine's POV:
Ich schaute hoch und sah tausend Sterne aufeinmal. Fast jede Nacht haben wir die Möglichkeit Sterne zu sehen, warum nutzen wir das nie aus? Ich sah aus dem Augenwinkel wie Rena auch hochschaute und dabei den Mund leicht öffnete.
,,Rena, das ist doch nur dein Spitzname oder?", fragte ich.
,,Ja, ich heiße Renata Mellon. Klingt aber wie ein Oma Name, nenn mich deshalb bitte Rena.", sagte sie, als hätte sie das schon oft sagen müssen.
Sie hielt mir die Flasche hin, ich nickte und nahm einen Schluck. Es fühlte sich so an als würde eine brennende Flüssigkeit meinen Hals runterlaufen, der einen starken Vanillegeschmack hinterließ. Alkohol mochte ich noch nie, das Gefühl was es mir gab aber schon.
Als Rena merkte, wie sehr ich mein Gesicht verzogen habe, musste sie lachen.
„Anscheinend wohl doch nicht so ein Trinker?", fragte sie.
„Man gewöhnt sich nie dran.", ich reichte ihr die Flasche rüber und sah zu, wie sie auch ohne das Gesicht zu verziehen ein paar Schlucke nahm.Rena war sehr hübsch, ihre roten schulterlangen Haare umrahmten ihr Gesicht perfekt. Ihre Augenbrauen waren dunkelbraun, was ich noch nie in dieser Kombination gesehen hatte. Aber es stand ihr wie keiner anderen Person. Außerdem hatte sie ein paar Sommersprossen auf der Nase, was mir davor gar nicht aufgefallen war.
Wieder hielt sie mir die Flasche hin. Wieder nahm ich noch ein paar Schlücke und wieder musste ich fast kotzen.Ich schaute erneut hoch auf die Sterne.
,,Wie haben wir es verdient, dass wir sowas schönes fast jede Nacht sehen können?", fragte ich.
,,Keine Ahnung", Rena nahm ein Schluck und fuhr fort, ,,Man schätzt vieles nicht Wert bis es vorbei ist.",,Wie meinst du das?", fragte ich vorsichtig.
,,Das war früher unser Platz. Blakes, Rosies und meiner. Wir waren früher unzertrennbar. Und jetzt sind es nur noch Blake und ich."„Hast du etwa Streit mit Rosie?"
Ich merkte wie sich Renas Mimik plötzlich veränderte. Eben war sie noch ganz unbekümmert, doch jetzt schaute sie mich an als hätte ich ihr einen festen Schlag ins Gesicht verpasst.
„Sie ist tot", sprach sie fast emotionslos, „angeblicher Selbstmord, Blake und ich waren die Jenigen die sie gefunden haben."
Sie versuchte ihre Stimme so normal wie sonst zu halten, ich merkte dennoch dass sie Tränen in den Augen bekam und leicht zu zittern anfing.
„Wir müssen nicht darüber reden wenn du es nicht willst", sagte ich.
Leute aufzumuntern wäre vielleicht die letzte Eigenschaft gewesen, die ich in mein Lebenslauf rein hätte schreiben können. Doch was hätte ich sonst sagen sollen? Ich kenne Rosie nicht. Ich weiß gar nichts über Rena und um ehrlich zu sein finde ich es schon eigenartig, dass sie mir sowas direkt erzählt. Vertraut sie mir so schnell?„Nein, schon gut. Du sollst es wissen, damit du erfährst was es mit dieser ekelhaften Schule auf sich hat." schluchzte sie. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter, unsicher ob sie jetzt wirklich berührt werden wollte. Doch ich merkte wie ihr schluchzen allmählich aufhörte, also gab ich ihr doch ein wenig Komfort.
„Sie starb auf dem Schulgelände, oder?", fragte ich vorsichtig, „Und so wie du es beschreibst, klingt es nicht so als glaubst du an der Sache mit dem Selbstmord."
Ich fing an es zu bereuen was ich gerade gesagt hatte. Ich wollte nicht noch mehr Wunden aufreißen und das Thema ging mich wirklich nichts an, doch die Wunden waren wahrscheinlich sowieso schon aufgerissen und neugierig war ich ebenfalls.
„Sie war meine alte Zimmerbewohnerin und meine beste Freundin. Erst nach fast zwei Jahren nach ihrem Tod wurde ihr Teil des Zimmers wieder an einer anderen Person vergeben."
„Und zwar mir, oder?", ergänzte ich.
„Richtig, doch keine Sorge, sie starb nicht in ihrem Zimmer. Sondern in der Kapelle, der einzige Ort an der Schule der nicht überwacht wird und immer leer steht."
„Also sagst du, dass sie ermordet wurde."
„Richtig. In ihrem Autopsiebericht stand etwas von einer Überdosis mit Morphium. Doch woher hätte sie Morphium bekommen können? Das ergibt alles keinen Sinn, verstehst du?"
„Rena, ich glaube dir," sagte ich entschlossen.
Ich nahm diesmal einen größeren Schluck vom Whiskey. Das war alles zu viel für mich.
„Dankeschön Lucine, hier ist etwas faul. Keiner glaubt mir, noch nichtmal Blake. Rosie war ein zu glücklicher und starker Mensch um Selbstmord zu begehen.", ihre Stimme klang verzweifelt und müde.
„War Rosie seine damalige Freundin, oder wie?", fragte ich interessiert. Das würde nämlich seine Komplexe erklären, wovon Rena sprach als ich sie über ihn ausgefragt habe. Warum auch immer mich die Komplexe eines Arschlochs interessierten.„Nein, sie war seine Zwillingsschwester. Schau mal Lucine, Blake war damals nicht so wie heute. Manchmal ist es der Schmerz, der einen umformt. Er ist immer noch nicht drüber hinweg, man merkt ihm die Trauer an. Das letzte mal als ich ihn lachen gesehen habe ist schon Jahre her.", seufzte sie.
„Ich verstehe es ja, dass er trauert. Warum lässt er aber seinen Hass so an mir raus obwohl ich nichts gemacht habe?",fragte ich. Jetzt ergab einiges einen Sinn, doch Mitleid würde er von mir sicher nicht bekommen.
„Du erinnert mich ein bisschen an sie, kann sein, dass ich dir deshalb alles erzählt habe. Vielleicht fand er das auch so, keine Ahnung. Jedenfalls bin ich müde, lass wieder zurück gehen, bitte."
Ich willigte ein. Wenn das Gespräch schon für mich zu viel wurde, dann wollte ich nicht wissen wie es sich für sie anfühlte.Zurück im Doppelzimmer angekommen verabschiedeten wir uns kurz und gingen in unsere jeweiligen Schlafzimmer.
Ich schaute auf die Uhr, die Zeiger zeigten 2:11.
„Scheisse", ich machte mich Bettbereit, legte mich hin und versuchte zu schlafen, doch ich konnte es einfach nicht. Meine Gedanken waren immer noch bei Rosie. Obwohl ich Rosie nicht kannte glaubte ich Rena.
Jemand hat Rosie ermordet.________________________________
Halli hallo,
ich bin stolz auf mich, dass ich diesmal so viel geschrieben habe. Auch, wenn es erst nach 6 Monaten war, hahahahaa ups.
Jedenfalls, ich hoffe ihr habt heute genug getrunken und gegessen. <3
Bla bla bla, Kritik ist willkommen solange sie konstruktiv ist. Falls ihr Rechtschreibfehler oder sonstiges entdeckt, macht mich bitte darauf aufmerksam.
Ansonsten, happy Reading! :)
C. Diane
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obscureness
RomanceNach der Scheidung ihrer wohlhabenden Eltern kommt Lucine nach Greenwood. Ein altes Internat, wo die Kinder der Oberen Schicht zu erfolgreichen Nachfolgern erzogen werden. Während ihrer Zeit in Greenwood stößt Lucine auf einen Tragödie der Schule...