One - Das Erwachen

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Sie roch Benzin. Ein lautes Hupen weckte sie ruckartig auf. Sie öffnete ihre Augen und sah in den Himmel. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und erblickte einen Laster, der laut auf sie zufuhr. Schockiert sprang sie auf und fiel fast wieder um, der Laster hupte nochmal und sie hüpfte schnell zur Seite. Der Lkw verfehlte sie nur um Haaresbreite.

Ich versuchte mich an meinen Namen zu erinnern, vergeblich. Ich befand mich auf einer langen, sehr schmalen Straße in den Bergen. Ich betrachtete mein rotes Haar und fischte ein paar Blätter raus. Ich trug einen warmen Pullover, darunter ein kariertes Hemd, eine Jeans, zu große braune Stiefel und gestreifte Socken. Hrmpf, nicht mein Stil. In meiner Hosentasche befand sich ein Taschenmesser mit Gabel, Löffel, Messer, Lupe und Dosenöffner. Hrmpf, Dosenöffner.

Nach einer Weile suchte ich einen Unterschlupf, da es schon langsam dunkler wurde. Nicht weit von meinem Erwachungsort, fand ich eine kleine, aber gemütliche Höhle.

Sie hatte ein 'gewisses Etwas', so, als wäre hier schon mal wer gewesen. Ich durchlief die Höhle und fand ein paar Schlitze, durch die man sich gerade noch durchzwängen konnte. In einem kleinen Spalt fand ich etwas Feuerholz und Kohle, Stroh und Steine. Ich machte ein kleines Feuer, bisschen weiter drinnen und passte auf, dass es nicht gleich erlosch. In einem kleinen Waldstück, Nahe an der Straße, sammelte ich Holz, Beeren und Käfer. Ich machte ein paar Fackeln und befestigte sie mit meinen Schnürsenkeln an der harten Steinwand. Ich wusste nicht wirklich was ich da gerade machte, aber ich wusste einfach wie man es macht. Es war ziemlich heiß, also zog ich mir den Pullover aus. Mein Magen knurrte. Hunger. So nahm ich einige Beeren und aß sie langsam auf.

Einige Zeit später wurde ich müde und nahm mir meinen Pulli. Ich zog ihn wieder an und legte mich auf den ungemütlichen Steinboden. Es war kalt. So kalt. Die Augen fielen mir zu und sofort öffnete ich sie panisch. Ein schmerzvolles Jaulen hallte durch die Höhle. Ich setzte mich hin und versuchte zu erkennen was da vor sich ging. War das ein Wolf oder ein Hund?

Hastig stand ich auf und lugte aus der Höhle. Ein Wolf blutete an einer Flanke und seine Beine waren zerquetscht. Entsetzt lief ich zu dem Tier und versuchte es in die Höhle zu zerren. Der Wolf winselte, als ich ihn über den rauen Steinboden zog. "Ruhig", flüsterte ich und erschrak vor meiner eigenen Stimme. Ich hatte bisher noch nichts gesagt. Schnell zog meinen Pulli aus und wickelte ihn um das blutige Bein. "Ich hole Kräuter", sagte ich mit beruhigender Stimme und wollte aus der Höhle gehen. Als ich aufstand, stolperte ich über einen kleinen Felsen und schlug mit der Nase auf dem harten Boden auf. Es knackste und kurz drarauf durchszuckte ein stechender Schmerz meine Nase. "Scheisse!", schrie ich auf, das Blut lief mir über die Lippen. Vermutlich hatte ich mir die Nase gebrochen. Langsam versuchte ich aufzustehen und schaute auf den Wolf. "Tut mir Leid, ich gehe schon!", rief ich ihm hinterher und lief auf die Straße.

Ich hastete Richtung Wald. Glücklicherweise konnte ich den Weg gut erkennen, da der Mond ihn richtig erhellte. Es kribbelte in der Nase und der Schmerz ließ nicht nach, aber der Wolf war jetzt wichtiger. Nach einigen Minuten bekam ich Seitenstehen und Kopfschmerzen, doch ich gab nicht auf und sprintete weiter, wenn man dieses herumgehüpfe sprinten nannte. Auf der Straße fand ich eine Plastikflasche, ich nahm sie und steckte sie mir in eine Hosentasche. Endlich erreichte ich den Wald und blieb stehen. "Was brauche ich denn? Hm... Eisenkraut..." Ich wusste nicht wieso ich das wusste, aber das interessierte mich gerade nicht. Ich suchte Eisenkraut. Überall im Wald. Ich fand nur einen sehr hübsch geflochtenen Korb, den ich aber liegen ließ. Nach 6 Minuten fand ich es dann doch in einem Waldstück nahe am Bach. Das Eisenkraut stopfte ich mir in die linke Hosentasche, aus der rechten, nahm ich die Flasche und füllte sie auf. Schnell lief ich den Weg zurück, den ich gekommen war. Währenddessen sammelte noch ein paar andere nützliche Heilkräuter. Schon bald erreichte ich die Höhle und sah den Wolf, auf dem kalten Steinboden liegen. "Gleich geht es dir besser", murmelte ich und ging zum Feuer. Die Flasche mit dem Wasser stellte ich neben das Lagerfeuer, es musste heiß werden. Dann nahm ich die Spinnenweben, die ich vorher gesammelt hatte, und steckte sie durch eine selbstgeschnitzte Holznadel. Ich nahm die heiße Wasserflache und jammerte, als ich mir beinahe die Hand verbrannte. Vorsichtig zermalmte ich das Eisenkraut und tat es ins Wasser, dort ließ ich es einige Minuten drin. Als das Gemisch in der Flasche fertig war, nahm ich diesen Eisenkrauttee und schüttete ihn behutsam auf die Wunden des Wolfes. Er war still und bewegte sich nicht. Ich nahm die Nadel und die Fäden und nähte die Verletzungen zu. Der Wolf schaute mich mit glasigen Augen an, war aber leise. Nachdem ich ihn versorgt hatte und er dann eingeschlafen war, nahm ich die Reste des Eisenkrauttees und schüttete sie mir auf die kleine Verletzung an meiner Nase. Es brannte höllisch und ich biss mir auf die Lippe. Das war ein großer Fehler, denn mir schmerzte jetzt auch die Lippe. Ich stellte die Flasche hin und legte mich zum Wolf. Er war warm und kuschlig, auch wenn sein Pelz blutverklebt war. Ich hatte keine Angst vor ihm. Nicht ein bisschen. Ich schlief ein und hatte einen traumlosen, unruhigen Schlaf.

Fvckxng life - Das Leben kann schwer seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt