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Gestern war er doch tatsächlich noch rechtzeitig nach Hause gekommen, sodass seine Mutter nicht mitbekam, dass er trotz krank sein und so draußen war. Den Rest sollte sie natürlich auch nicht unbedingt erfahren.

Das zog aber auch den ganz bedeutenden Nachteil mit sich, dass sie ihn wieder in die Schule schickte im Glauben, er wäre wieder gesund. So fühlte er sich erstaunlicherweise auch, trotzdem hatte er ehrlichgesagt Angst.

Die Beweise waren längst abgegeben und in die Ermittlung mit eingeflossen, doch das machte ihn ja nicht automatisch sicher. "Hey!" hörte er die Stimme seiner Retterin am gestrigen Tag. "Sag mir bitte, dass du den Vorschlaghammer mit hast."

Sie musste lachen. "Sei nicht immer so ein Schisser!" "Die Angst ist durchaus berechtigt!" "Wie auch immer, komm jetzt." sagte sie und zog ihn am Jackenärmel ein kurzes Stück hinter ihm her. Er bemerkte den Blick von Maurice, der das ganze kritisch von der Seite beobachtete.

Grinsend riss er sich also von Mira los und lief auch ohne ihr Ziehen neben ihr her zu dem Gebäude. Die Anspannung, die ihn bis eben noch im Griff gehalten hatte, verflog mit der Erkenntnis, dass Phillip nicht da war.

Auch ein paar andere aus der Gruppe fehlten. Der Rest würde allerdings nie auf die Idee kommen etwas zu machen, wenn Phillip nicht da war, also war der Schultag entspannt verlaufen, bis zu dem Moment an dem er aus dem Gebäude wieder heraustrat.

Vor dem Schulgebäude parkte ein ziemlich großes Auto und eine Frau, die er als Phillips Mutter identifizieren konnte war gerade dabei in das Auto einzusteigen, bis sie Michael sah und auf ihn zukam.

"Du bist doch einer der Freunde von Phillip oder?" "Ich war es." "Nicht mal das kriegt er ordentlich hin ich frage mich wie wir auf die idiotische Idee gekommen sind er könnte doch tatsächlich der Nachfolger seines Vaters sein, das ich nicht lache, er ist verzogen. Ich wusste ja gleich, dass dieses ausländische Kindermädchen kein guter Umgang für ihn ist, aber Karl wollte ja nichts davon hören und jetzt haben wir den Salat. Naja wie auch immer. Du wirst ihn wohl so schnell nicht wieder sehen, noch heute reist er ab, es ist wohl das beste ihn an ein Internat zu schicken, dann sind wir zumindest nicht mehr die Verantwortlichen für sein Benehmen. Sei so gut und richte deinen inkompetenten Lehrkräften aus, dass es von nun an nicht mehr nötig ist uns wöchentlich ein Ohr abzukauen über Spendengelder, wenn es schon nötig ist persönlich Vorort zu kommen nur um seinen Sohn abzumelden, guten Tag."

Sie drehte sich wieder um und stöckelte zum Auto wo ihr jemand die Tür aufhielt. Er war noch etwas überwältigt von dem Redefluss der Frau.

Er kannte sich definitiv nicht gut aus mit Autos, aber war er sich sicher, dass seine Familie sich das nicht mal mit 4 Jahren sparen und Verzicht auf alles andere leisten könnte. Er sah noch in den sehr geläufigen Innenraum, bevor die Tür unsanft geschlossen wurde.

Er verstand nun zumindest, was Phillip so gemacht hatte. Waren es seine Eltern? Oder der Druck ja nichts falsch zu machen und sich musterhaft zu benehmen? Vielleicht eine Mischung aus beidem.

Auf dem verdunkelten Fenster las er die Buchstaben: 'Menschlichkeit', bevor das Auto Weg fuhr. Maurice war neben ihm aufgetaucht und sie sahen zusammen dem Wagen hinterher. "Tja, alles passiert aus einem Grund, was?" erkannte der Blonde und wandte sich zum gehen um.

"Das ist aber keine Entschuldigung." stellte er fest und rannte Maurice hinterher. "Nein, natürlich nicht, ich meine nur, niemand wird so geboren, man wird dazu gemacht, teils auch von sich selbst." Micha musste kurz überlegen.

"Warum bist du dann kein Arschloch?" "Was meinst du." "Ich bin auch ein Arsch und scheinbar nur aus dem Grund, dass ich ein bisschen allein war, welches Recht hasst du dann bitte eins zu werden und wie wenig Phillip."

Er zuckte mit den Schultern. "Ich schätze ich hatte einfach keine Zeit dafür. Wann hätte ich eins werden sollen? Vielleicht, als mein Bruder geboren ist, oder als mein anderer Bruder meine Hilfe brauchte? Vielleicht, als Mam und Dad das erste mal abgehauen sind und ich mich um mich selbst kümmern musste. Darauf willst du doch hinaus, oder? Auf diese ganze Sache. Aber die ist auch der Grund, dass ich nie Zeit hatte so kindisch und unreif zu sein. Nicht mit neun, nicht mit zwölf. nicht mit fünfzehn und auch nicht mit siebzehn. Ich hatte genug Probleme, da musste ich nun wirklich nicht auch noch eins werden."

Micha musste ein bisschen grinsen. "Du meinst, ich hatte einfach zu viel Zeit?" "Naja, ich denke dein Problem war eher, dass du immer in einem Umfeld warst, dass wenn auch nur minimal jünger ist als du, ich glaube du hattest einfach nie das Fundament dazu erwachsen zu werden und bist in deinem Kopf 14 geblieben."

"Na danke." "Das ist grundlegend nichts schlechtes, im Gegenteil. Ich habe dich schon immer dafür bewundert." Micha stockte. "Schon.....immer?" Der andere Junge musste lächeln. "Zumindest schon eine sehr lange Zeit."

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835 Wörter

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