,,Also ist dein anders sein von vorhin nicht negativ gemeint?"
Seine Augenbrauen schießen überrascht in die Höhe.
,,Nein, es war eher als Kompliment gemeint."
,,Kompliment?"
Kompliment im Sinne einer Schmeichelei?
Wieso ist mir jedes andere Hirngespinst eingefallen außer diesem?
Halte ich so wenig von mir, dass ich nicht einmal von selbst auf die Idee kommen könnte, dass mich jemand nett findet?
,,Gefällt es dir nicht anders zu sein?"
Für einen kurzen Moment verliere ich mich in seinen Augen, die im Schein des luxuriösen Geschäfts wie zwei goldene Pennys leuchten.
,,Ich weiß nicht", gebe ich zu ,,anders zu sein, schließt einen von der Menge aus. Anders bedeutet eigenartig."
,,Finde ich nicht", widerspricht er mir kopfschüttelnd. ,,Wie die anderen zu sein, finde ich eigenartig."
Ein Schauer jagt meinen Rücken hinunter. Wie ein Echo hallen seine Worte in meinem Kopf wider. Ich lasse seinen Satz wie ein Medikament auf mich einwirken und spüre, wie mein Selbstbild durch ihn für einen Augenblick zu bröckeln beginnt.
Vielleicht bin ich gar kein Freak. Ich meine, jeder hat mal das Gefühl, ein Freak zu sein, obwohl er es nicht ist.
Vielleicht bin ich nicht eigenartig. Vielleicht ist es nicht schlimm, dass ich es nicht mag, über andere zu lästern und alles und jeden zu dramatisieren. Vielleicht ist es okay, dass ich mich nicht immer mag. Vielleicht ist es okay, dass es mir manchmal nicht gut geht. Vielleicht ist es okay, dass ich viele unbeantwortete Fragen in meinem Kopf schwirren habe. Vielleicht ist es okay, dass ich nicht immer das ausspreche, was ich eigentlich denke. Vielleicht ist es okay, dass ich so bin, wie ich nun einmal bin.
Vielleicht ist es okay, Selbstzweifel zu haben. Vielleicht ist es okay, nicht der Norm zu entsprechen und anders zu sein. Doch wie der Rausch mich einnimmt, verlässt er mich abrupt und lässt mich unsanft auf den Boden der Tatsachen fallen. Seine Worte berühren mich, aber Grundannahmen lassen sich nicht einfach so ändern, nur weil jemand sagt, dass es gut ist, anders zu sein.
,,Du kennst mich doch gar nicht", werfe ich ein. ,,Und das sage ich nicht, weil ich auf Komplimente aus bin", füge ich vorsichtshalber hinzu.
Er soll nicht denken, dass ich nach lieben Worten fische, weil ich grundsätzlich jedes nette Wort ablehne.
,,Das stimmt. Noch nicht."
Er zwinkert kurz, so kurz, dass ich mich frage, ob ich es mir nur eingebildet habe. Es wäre nicht das erste Mal, dass Handlungen und Gesten völlig falsch interpretiere.
Vielleicht höre ich nicht nur, was ich hören will, sondern sehe es auch. Aber ob eingebildet oder nicht, mein Körper reagiert und überzieht sich mit Gänsehaut. Vielleicht flirten wir gerade, ich weiß es nicht. Ich komme schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit.
DU LIEST GERADE
𝐍𝐮𝐫 𝐢𝐦 𝐃𝐮𝐧𝐤𝐥𝐞𝐧 𝐬𝐢𝐞𝐡𝐭 𝐦𝐚𝐧 𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞 ⭐✔️
General FictionNur ein Mädchen auf der Suche nach Antworten zum Leben ... Poesiebuch 1: All die Dinge, die ich sagen wollte Poesiebuch 2: Nur im Dunklen sieht man Sterne Poesiebuch 3: Dance with your whole heart Poesiebuch 4: Never lose your glow ,,Am Ende wird al...