07.¹⁹

12 1 0
                                    

Der Krieg war vor einer Woche zum Stillstand gekommen. Die Zeit schien auch stillzustehen. Die Soldaten, die im Krieg noch nicht gestorben waren, kamen nach und nach Nachhause. In den Nachrichten wurde viel darüber berichtet, dass langsam alles wieder aufgebaut wurde, alles was beim Krieg zerstört worden war. Genauso wurde in den Nachrichten die Zahl der zurückgekehrten, der vermissten und toten Soldaten gezählt. Fünfzehntausend Männer waren zurückgekehrt, etwa die Hälfte bis drei Viertel waren verletzt, zweitausend Leichen wurden bisher gefunden, die Dunkelziffer lag bei etwa zehntausend und dann waren da die Vermissten. Fünftausend Männer wurden noch vermisst, darunter auch Yoongi. Weder lebend, noch tot hatte man ihn bisher gesehen. Allerdings könnte er auch einer unter den zweitausend Leichen sein und nicht identifizierbar sein.

Die Vermissten waren das Schlimmste, was den Angehörigen passieren konnte. Man wusste weder, ob sie tot oder doch noch am Leben waren. Genauso schlimm war es für Jimin, während er ständig in den Briefkasten schaute, sobald er daran vorbeilief, achtete immer darauf, dass sein Handy weder den Ton oder das Handy selbst ausgeschaltet war und schaute immer Nachrichten. Auf seinen Job konnte er sich kaum noch konzentrieren.

Wenn Jimin mal das Haus verließ, dann für die Arbeit oder für die nötigsten Sachen. Jimin konnte nicht die Wohnung verlassen, wenn doch jeden Moment Yoongi kommen konnte. Einmal hatte Jimin im Einkaufsladen einen Zusammenbruch einer etwa zehn Jahre älteren Frau mitbekommen. Im Einkaufswagen saß ein etwa vierjähriges Kind, das ständig etwas aus den Regalen fischen wollte. Das Telefon der Frau klingelte. Dann ging sie ran und für einen Moment war es still, Jimin konnte sich vorstellen was für ein Anruf das war. Entweder würde man ihr sagen, ihr Mann war tot, er am Leben war oder sie seine Leiche identifizieren sollte. Es traf wohl ersteres zu, denn sie schrie ins Telefon, dass das nicht wahr war, ihr Mann ein Kämpfer sei. Sie schrie und fasste sich an die Brust. Niemand schien zur Hilfe zu kommen, Jimin stand still. Sein Herz pochte so stark gegen die Brust, er hatte Angst, selbst an dieser Stelle bald stehen zu müssen. Also ging er mit klopfenden Herzen zu ihr, nahm langsam das Handy aus der Hand, um den Anrufer zu sagen, sie würde zurückrufen. Im nächsten Moment nahm er die Frau in die Arme und hielt sie fast, gab ihr den Halt, den Jimin bald wohl auch brauchen wird. Als ihre Beine nachließen, hielt er die Frau und ließ sie weinen.

Jimin betete jede freie Minute, dass Yoongi lebendig wieder zurückkehren würde. Denn ohne ihn wüsste Jimin nicht, wie es weitergehen sollte. Yoongi wusste das immer. Er wusste immer, wann was getan werden musste, während Jimin nie verstand, was eigentlich im Umfeld und auf der Erde überhaupt passierte. Hoffentlich kehrte Yoongi zurück nach Hause.

„Yoongi, du musst zurückkehren."

dinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt