VI. Lichterloh

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Am nächsten Tag ging Cruelle, verkleidet als Estelle, wieder bei der Baroness arbeiten. Als ich aufstand, waren Jasper und Horace schon weg. Wahrscheinlich mit den Hunden Gassi gehen. Ich sah auf die Uhr. 11 Uhr. Mensch, ich habe lange gepennt.

Ich machte mich fertig und setzte mich dann mit meinem Kaffee an den Tisch. Die Zeitung lag da und ich las sie mir durch. Cruelles Auftritt auf dem Schwarz-Weiß-Ball als Schlagzeile.

Anita macht wirklich gute Arbeit. Der Baroness wird das nicht gefallen. Ich hörte, wie die Fahrstuhltür sich öffnete und drehte mich um. Artie.

"Guten Morgen", rief ich. "Guten Morgen." "Brauchst du Hilfe beim Schneidern? Ich habe heute nichts zu tun." "Eine helfende Hand schadet nie." "Sehr gut. Lass mich nur noch meinen Kaffee austrinken und dann bin ich sofort unten bei dir." Er nickte und ging die Treppe runter.

Ich trank aus, stellte die Tasse weg und folgte Artie. Seine Angestellten kamen nach und nach auch. Den Rest des Tages verbrachte ich auch da. Zwischendurch kamen Jasper und Horace wieder, was die vorhergehende Ruhe störte.

Die Hunde wurden ruhig, als Horace anfing, das Fußballspiel anzusehen. Ruhe war dann doch etwas Feines.

Der Fahrstuhl öffnete sich und Cruelle kam. Er zog sich gleich die Perücke vom Kopf. "Das Amulett?" "Nein, aber es ist Ruhe. Das ist ein Anfang", antwortete Horace, als ich hochkam. "Und natürlich danke, dass ihr die Drecksarbeit für mich erledigt. Hey, ist doch selbstverständlich. Wir sind ein Team", unterhielt sich Jasper mit sich selbst. "Ihr macht das super", sagte ich, als ich ihm den Kamm aus den Haaren zog und ihn weglegte.

"Kann jemand Motorrad fahren?", rief Cruelle. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Ich kann", antwortete Jasper. "Gut. Wir müssen eine Gala aufmotzen. Steph, schminkst du mich?" "Logo."

Er zeigte mir seinen Entwurf, während er sich die Haare machte. Ich holte die Airbrush und erweckte seine Idee zum Leben. "Danke, mein Darling." Und noch ein Kuss auf die Haare.

Die beiden machten los und ich konnte gleich am nächsten Tag die Schlagzeilen lesen.

Und so ging es immer weiter. Ein Look immer besser als der vorheriger. Und jedes Mal, bevor wir losgehen, bekomme ich einen Kuss auf die Knöchel, gepaart mit einem Grinsen zum Dahinschmelzen. Der Junge macht mich kirre. Auf eine gute Art.

Irgendwann kam Cruelle zu uns und sagte nur "Ich brauche Mottenkokons. Schön aussehend, aber sie sollen noch leben. So schnell wie möglich." Die verdutzten Blicke von uns Dreien kann man sich bestimmt vorstellen. Horace kam als Erstes wieder zu Sinnen und stimmte zu.

Und die ganze Tortur ging weiter wie bisher. Nur das Amulett kam nicht aus den Hunden raus. Alles andere lief glatt.

Die Sache mit den Motten hatte Horace auch hinbekommen, frag mich wie, und brachte sie dann zu Cruelle auf die Arbeit. Danach blieb er ewig lange auf der Arbeit, nur damit er das Kleid fertig bekam.

Ein paar Tage später sollten wir in das House of Baroness einbrechen und 'sie wissen lassen, dass wir hier waren'. Na gut, mit 'wir' meinte er eigentlich Jasper und Horace. Ich hab ihm bei seinem neuen Outfit geholfen. Aber laut den beiden war es ziemlich unspektakulär, von daher habe ich nichts verpasst.

Ein Tag später lag ich auf der Couch und entspannte mich, während Horace wieder Fußball mit den Dalmatinern sah. Cruelle arbeitete an seinem neuen Look und Jasper setzte sich zu ihm. Ich konnte zuhören.

"Was?" "Ich vermisse Estelle." Er sah zu den Dalmatinern. "Man könnte fabelhafte Mäntel aus ihnen machen." Wing, der neben mir saß, ließ die Ohren fallen und legte den Kopf nach unten, sodass Cruelle ihn nicht sehen konnte. Ich streichelte ihn.

Der Beste der Besten ( m. Cruella)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt