„Wo haben sie ihn zuletzt gesehen?" Fragte mich der Polizeileiter.
„I-im Wald." Schniefte ich unbeholfen. „B-bitte finden sie ihn. Ich liebe ihn doch." Ein weiterer Heulkrampf packte mich.
„Haben sie weitere Anhaltspunkte, hat er irgendetwas zu ihnen gesagt? Hatte er schwerwiegende Probleme?"
„Nicht dass ich wüsste." Schluckte ich, als mir etwas einfiel, doch ich konnte mich nicht konzentrieren, da ich wieder Hyunjins weinendes Gesicht vor mir sah und spürte, wie mein Herz zu brechen begann.
„Haben sie irgendwelche Verwandten, zu denen wir sie bringen können?" Der Polizist hatte offensichtlich Mitleid, doch ich schüttete den Kopf.
Hyunjins Familie hatte er mir noch nicht vorgestellt, er sagte sie leben weit weg. Meine Mutter war verstorben und mein Vater war an ihrem Tod kaputtgegangen, er hatte sich damals vor meinen Augen von einer Brücke gestürzt. Einige Jahre danach habe ich Hyunjin getroffen, was jetzt zehn Monate her ist. Er hat mich alles böse vergessen lassen. Doch jetzt, wo er weg war, hatte ich niemanden, der mir etwas bedeutete.
„Wissen sie was, sie müssen am besten nach Hause."
„N-nein. I-ich teile mir meine Wohnung mit ihm, da kann ich nicht hin."
„Und was, wenn er dort ist?"
„A-aber. Na gut." Ich stand auf, verabschiedete mich und stolperte aus der Polizeistation. Meine Schritte leiteten mich zu Hyunjins Auto, ich hatte einen Führerschein, weshalb ich einfach losfuhr. Eine geheime Kraft leitete mich zu dem kleinen Café im Dorf.
„H-hallo?"
„Ja? Oh Gott, du bist doch der Junge von heute Mittag." Meinte die alte Dame, die mich in ihre Arme schloss. „Alles gut, kann ich dir etwas Gutes tun?"
„K-kann ich hier übernachten?"
„Natürlich Junge, ich suche dir ein Zimmer aus." Augenblicklich tapste sie los und führte mich eine Treppe hinauf, zu einem hübschen Zimmer, welches eine Dachschräge besaß. Hier war es warm und kuschelig, perfekt für mich.
Schniefend zog ich mein Portmonee heraus. „Wie viel soll ich ihnen geben?" Sie sagte mir, am liebsten solle ich nichts bezahlen, jedoch ich tat es trotzdem.
„Dankeschön." Ich versuchte ein schwaches Lächeln auf meine Züge zu bringen, aber es wurde nur zu einem noch lauteren Schluchzer.
....
„Hey, ich habe gehört du kannst Gesellschaft vertragen." Der Kellner klopfte und als ich antwortete, er könne hereinkommen, tat er das auch. „Mein Name ist Chan." Stellte er sich freundlich vor.
„Darf ich mich zu dir setzten?"
„Gerne." Dieser Chan legte vorsichtig einen Arm um mich. Die plötzliche Nähe ließ mich wieder an Hyunjin denken und ich hatte meine Gefühle mal wieder nicht im Griff. Ich versuchte stark, mich zusammenzureißen.
Jedoch entkam meinen Lippen ein leises Wimmern, bevor ich in eine feste Umarmung gezogen wurde. Als ich meinen Kopf vorsichtig in Chans Halsbeuge drückte, liefen die Tränen wieder wie Bäche über meine Wangen.
„I-ich vermisse ihn." Schniefte ich. „Ich will ihn zurück." Mit einem langgezogenen Schluchzer blickte ich Chan kurz an, doch drehte mich dann weg, sodass er mein Gesicht nicht ansehen konnte.
„Glaub mir, er kommt zurück." Dieser tätschelte meinen Rücken vorsichtig, bevor er mich auf seinen Schoß zog.
„W-was? Aber."
„Shh, alles gut." Beschwichtigte er mich. Jedoch rutschte ich wieder weg, sodass ich selbst auf meinem Bett saß.
Es dauerte noch einige Minuten, bis ich mich beruhigt hatte.
„I-ich möchte jetzt schlafen. Danke für deine Zeit." Chan nickte.
„Alles gut, du hast ja jemanden gebraucht."
...................
Seungmin Pov
Kopfschmerzen. Sie waren das Einzige, was ich spüren konnte. Es waren zwei Wochen vergangen, die Polizei hatte gestern gesagt, sie würden heute aufhören, nach ihm zu suchen.
Gestern hatte ich mich mal wieder in den Schlaf geweint, doch eigentlich hatte ich nicht mal geschlafen. Schwerfällig erhob ich mich aus meinem eigenen Bett. Ich war wieder zuhause, denn in dem Café konnte ich nicht ewig bleiben.
Heute war der Weihnachtsmorgen, der erste, den ich mit meinem Freund gemeinsam gefeiert hätte. Ich ging ins Bad, duschte und versuchte die mich auffressenden Emotionen loszuwerden, doch sie wollten meinen Körper nicht verlassen. Nachdem ich dann etwas gefrühstückt hatte, setzte ich mich an den Tannenbaum. Mir fiel etwas auf, weshalb ich nochmals ins Schlafzimmer huschte.
Dort, ganz hinten in meinem Schrank war-
Plötzlich fing etwas an zu klingeln.
Ich stand auf und eilte zum Baum, denn dort lag mein Handy auf dem Boden.
„Hallo?"
„Ja, Herr Kim? Wir werden die Untersuchungen heute unterbrechen. Herr Hwang wurde im Umkreis von zwanzig Kilometer nicht in Waldstücken gefunden oder nicht gesehen, nicht von irgendeiner Polizeistation in der Nähe. Es tut mir leid. Wir werden die Untersuchungen abbrechen, er wir aber immer noch als vermisst gelten und wir tun unser Bestes, Informationen zu finden."
„O-ok." War das Einzige, was ich herausbekam. Meine Augen wurden wässrig, doch ich zwang mich dazu, nicht schon wieder zusammenzubrechen.
„Dann, wir kontaktieren sie, wenn wir Neuigkeiten haben. Frohe Feiertage, Herr Kim."
„I-ihnen auch." Mit diesen Worten legte ich auf. Meine Beine trugen mich zur Couch, auf welcher ich mich zusammenrollte.
„B-bitte komm wieder, ich brauche dich." Flüsterte ich, als würde dies etwas bringen. Nach einiger Zeit wusste ich wieder, was ich im Schlafzimmer gewollt hatte. Ich öffnete die Schranktüren und griff nach der kleinen Box, die im Kleiderschrank stand.
Mein Weihnachtsgeschenk für ihn. Langsam richtete ich mich auf und trat in den Flur, um meine Jacke anzuziehen. Ich öffnete einen Kasten der kleinen Kommode im Gang zur Haustür. Eigentlich wollte ich nur meine Handschuhe nehmen, doch da fiel mir Hyunjins Schal auf. Er hatte diesen immer so gerne getragen. Einmal meinte er, er würde mir stehen.
Vorsichtig gleiten meine Finger über das weiche Material. Dann nehme ich es behutsam aus dem Kasten und lege das Kleidungsstück um meinen Hals. Als ich in den kleinen Spiegel blickte, sah ich, wie sich der Stoff perfekt an meine Haut schmiegte.
Ich beschloss, den Schal mitzunehmen. So machte ich mich auf den Weg zum Auto. Erst durchquerte ich das Dorf, dann die Hochebene. Der Wald tauchte auf und ich schlug den Weg ein, den Hyunjin auch gefahren war.
Seufzend stieg ich aus. Ich wusste, dass es nicht gut war, den Ort, an dem er verschwunden war wieder zu besuchen, doch ich musste es einfach tun.
Ein Zittern fuhr durch meinen Körper als ich zwischen den Bäumen hindurchschritt. Bald erblickte ich die Lichtung. Die Erinnerungen fluteten meinen Geist, als ich die helle, mit Schnee bedeckte Lichtung betrat. Schon jetzt flossen einige Tränen, doch meine Zurückhaltung verschwand gänzlich, als ich die Box in die Hand nahm und mich auf den Boden kniete. Ich platzierte sie vor meinen Knien und beugte mich darüber.
„H-hyunjin. Ich vermisse dich, bitte komm wieder." Weinend kniete ich dort, der Schnee um mich herum fiel und fiel und wurde immer mehr. „I-ich liebe dich, deshalb bringe ich dir dein Weihnachtsgeschenk hierher." Immer schlimmer wurde das Schluchzen, das aus meiner Kehle drang. Meine Augen schmerzten und waren sicher schon rot vom vielen weinen, als...
..............
Hihi.
Nur noch ein Stücken warten, dann bekommt ihr das nächste Kapitel.
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Winter falls
FanficSeungmin und Hyunjin genießen eine entspannte Winterzeit, doch irgendetwas ist nicht so, wie es eigentlich sein sollte. ~„W-was meinte er gerade?" fragte ich Hyunjin, als wir aus dem Café getreten waren. Doch er winkte nur ab. Die kalte Luft schlug...