Trug oder Wahrheit

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Langsam wich ich von der Feder zurück, immer vorsichtig sie nicht zu berühren und zerfallen zu lassen wie die in meinem Traum. Auch bei meiner Morgenroutine starrte ich das flauschige Ding jedes mal an wenn ich an der Tür vorbei kam. Ich hatte immer die Befürchtung sie könnte sich bewegen oder ganz verschwinden wenn ich weg sah.

Von den Sofakissen konnte sie nicht sein die hatten keine Federn. Und mein Kater blieb in der Wohnung, auf Vogeljagd zu gehen war so gar nicht seine Art. 

Nach einem kurzen Frühstück aus einer Tasse Kaffee und Toast mit Käse für mich und einer Dose Tunfisch plus en paar Streicheleinheiten für Morax ging ich duschen und schmiss mich in Schale für die Arbeit. Noch schnell die Haare richtig streichen und die halbrunde Brille auf dann war ich fertig.

Schon seid ich klein war hatte mein Haar diese silbrig-weiße Farbe wie sie sonst nur alte Menschen bekommen. Schon oft versuchte ich sie zu färben und hatte damit im Prinzip den ganzen  Regenbogen auf meinem Kopf gehabt, doch es hielt nie lange. Mitlerweile lebte ich einfach damit wenigstens musste ich mir so keine Sorgen darum machen zu früh grau zu werden. Nach der gestrigen Katastrophe beschloss ich heute doch lieber zur Arbeit zu laufen. Mit einem letzten prüfenden Blick auf die Feder und einem:
,,Tschüß bis später!" 
Zu Morax verließ ich mit meiner Tasche das Haus. 

Die Straßen wuselten von Menschen. Sie drengelten in alle Richtungen und sprachen über mehr Themen als mir spontan einfielen, alle mit dem Ziel der Erste zu sein. Ich ließ mich mit ihnen treiben bis zum Coffeeshop an der Ecke um Chellsea ihren versprochenen Kaffee mitzubringen. Die Schlange im Laden zog sich nicht lang, doch sobald mich die Barista zu sich bat hatte ich ein eigenartiges Stechen in meiner Schläfe. Die ersten Sekunden in denen ich keinen Ton raus brachte liefen wie in Zeitlupe. 

Die Augen der Frau vor ihr wandelten sich von einem dunklen grün zu hellviolett und ihre kurzen roten Haare wurden von einem Reifen hübsch funkelnder Kristalle geschmückt. Verdutzt blinzelte ich ein paar mal.

,,Sir?",drang ihre Stimme zu mir durch und ich schüttelte kurz den Kopf ,,Sir!" Alles war wieder beim Alten.

,,Huh?"

,,Was möchten Sie bestellen?"

,,Oh ja, ehm einen mittleren Kaffee it zwei Zucker und Milch zum mitnehmen bitte", brachte ich schließlich hervor.

Sie machte sich an die Arbeit und mein Blick verfolgte jede ihrer Bewegungen. Jetzt blieb alles normal. Das ganze kam mir noch merkwürdiger vor als dieser Albtraum letzte Nacht. 

'Vielleicht nur Lichtspiegelungen? Nein das erklärt die Steine nicht. Etwas stimmt definitiv nicht!ˋIch schnappte mir den Becher und warf ihr so schnell es geht ein paar Dollar hin bevor ich nach draußen eilte. 'Jetzt fang ich schon an Dinge zu sehen...! Heute Abend brauche ich definitiv mehr als einen Drink!'

Der restliche Weg bis zur Übergabe des Kaffees an Chellsea verlief zwar ohne weiteres Stechen doch konzentrieren auf die tausende von Listen vor mir konnte ich mich beim besten Willen nicht. Jeden Mitarbeiter der an mir vorbei lief scannte ich ab. Ich musste langsam wie ein paranoides Erdmännchen aussehen wie ich jedes mal stoppte und ihnen nachstarrte. Ständig ging ich Möglichkeiten wie Schlafmangel oder verdorbenes Essen durch, aber Sinn ergab alles nichts. Mit einem demotivierten Seuftzen stieß ich mich vom Tisch ab.

,,Ich brauch dringend frische Luft", sagte ich zu mir selbst und stand auf.

Meine Tischnachbarn schenkten mir nur einen desinterressierten Blick bevor ich mich auf den Weg zum Treppenhaus machte. Da Büro lag relativ hoch also waren es nur ein paar Treppen bis zum Dach. Draußen angekommen holte ich erstmal tief Luft und fuhr mir durch die Haare. 

,,Okay Mikey Konzentration! Du bist nicht verrückt. Also reiß dich zusammen und dann stellen sie dich vielleicht an. Beförderung vielleicht auch! Keine Ablenkungen mehr!" Doch sobald ich es ausgesprochen hatte tauchte schon die nächste Ablenkung auf. 

Ein Geräusch seitlich von mir forderte meine Aufmerksamkeit. Mein Kopf schnellte in Richtung Geländer, das das Dach vom Abgrund trennte, und darauf saß eine mir bekannte Gestalt. Die Füße wie festgeklebt auf der dünnen Metallstange. Die selben Klamotten, die selbe bleiche Haut unter der man ein par Adern erahnen konnte und die selben schwarz-roten Haare. Er musste es sein! Nocheinmal mehr bewusst wurde mir die Errinerung an ihn als mich wieder ein Paar roter Augen geradewegs ansahen. Keiner sagte ein Wort. Dieser leblose Ausdruck in seinen Augen jagte mir einen Schauer über den Rücken. Langsa wagte ich ein paar Schritte auf ihn zu während er den Kopf schief legte und mich von oben bis unten musterte. Ich machte ebenfalls keine Anstalten Blickkontakt zu brechen. Ich könnte nicht selbst wenn ich wollte und je näher ich kam desto mehr schien er zu begreifen:

Für mich war er nicht usichtbar.

Schnell riss er seinen Blick von mir, zog sich die Kapuze zurück ins Gesicht und wollte schon abspringen und verschwinden. In diesem Moment kehrte die Kraft in meinen Beinen zurück und ich stürzte vom Drang ihn unbedingt hier behalten zu müssen getrieben auf ihn zu. 

,,Hey!" Gefährlich weit lehnte ich mich über das Geländer und bekam seinen Hoodie zu fassen ,,Warte! Bleib hier!" Mit Schwung riss ich ihn zurück aufs Dach. Er fiel zu Boden und dort hielt ich ihn fest. Er war die Antwort auf alle meine Fragen er musste es sein!

,,Was ist hier los huh?! Wer bist du und warum verfolgst du mich?!"

,,Ich verfolge dich? Du bist doch derjenige der überall wo ich hingehe auftaucht, Stalker!" Er  wehrte sich gegen meinen Griff.

,,Was zur Hölle bist du?!", herrschte ich ihn an und hielt ihn mit aller Kraft am Boden fest.

,,Ich bin Reaper, der Tod."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 25, 2021 ⏰

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