Ich schob den noch halb vollen Teller von mir weg. Das Essen war gut, das musste man Kracher lassen, es belebte meinen Geist. Ich wusste das Harry sich Sorgen darüber machte dass ich zu wenig ass. Aber ich konnte nicht mehr essen. Ich war keine jener Frauen die ihren Frust in süßem und fettigem Essen erstickte. Harry blickte skeptisch auf meinen Teller, sagte aber nicht mehr dazu als das ich ihm vom Gesicht ablesen konnte und das wusste ich zu schätzen. Er drängte mich nicht und ließ mich meinen Weg gehen so wie ich es für richtig hielt.
Ich dachte an die vielen Male die wir in Australien, irgendwo in den Merlin verlassensten Absteigen, irgendwelche undefinierbare Speisen zu uns nahmen. Und ich dachte an das schäbige Restaurant das wir in Gladstone ein paar Male besucht hatten, Dragon Garden. Es war eines jener für Amerika und wohl auch für Australien typischen "Chinesischen-Schnell-Ess-Restaurants", karg eingerichtet mit lieblos zusammengestellten Möbeln und wie ich fand viel zu kitschig, asiatisch angehauchter Deko. Wir sassen immer viel zu lange in dem ungemütlich offenen Raum, denn obwohl man sich hier alles andere als willkommen fühlte, war es warm und ab und an spürte man einen Hauch, ein Knistern kaum spürbarer Magie in der Luft. Harry und ich besprachen oft beim Abendessen was wir an den folgenden Tagen alles noch probieren wollten um meine Eltern zu finden. Die Suche nach ihnen gestalte sich schwierig. Wir kannten niemanden und Australien war wie Amerika strickt was die Ausübung von Magie und das "sich als Zauberer zu erkennen geben" anbelangte. Die Regierung hier hatte anscheinend immer wieder Probleme damit die Ureinwohner also die Aborigines und ihre Riten unter Kontrolle also unter Verschluss zu halten.
Eines Abends waren Harry und ich die letzten Gäste im Drachen Garten und der etwas untersetzte asiatisch stämmige Koch des Lokals schritt selbstsicher auf unseren Tisch zu. Er wollte gerade ansetzten und uns so wohl mehr oder weniger höflich bitten sein Restaurant zu verlassen, als er vom Tagespropheten der neben Harry lag abgelenkt wurde. Für "Nicht-Magische-Menschen" "Noobies" wie sie sie hier in Australien genannt wurden, hätte unsere Zeitung aussehen sollen, wie jede andere normale Zeitung auch, ohne die bewegten Bildern und den aufflackernden Werbeberichten.
Der Mann aber stockte und seine Miene hellte sich sichtbar auf, er sah sich kurz im Restaurant um, wahrscheinlich um sicher zu gehen das auch wirklich niemand mehr in seinem Lokal saß außer uns zwei. Harry musterte den Koch neugierig den er, wie auch ich, hatte begriffen was er in Wirklichkeit war und das noch bevor er uns die Frage aller Fragen stellten konnte. "Ihr seid Engländer oder?"
Ich stutze. Was? Doch der Mann fuhr grinsend fort. "Das ihr magische Blut in euch tragt vermute ich schon länger, aber ihr seid aus England oder? Wie ist die Lage dort? Hier erfährt man von der Regierung nicht viel..."
Der Mann, Oliver, hier in Gladstone aufgewachsen, setzte sich zu uns an den Tisch. Als er bemerkte, dass vor allem Harry viel über den Krieg und die Lage in Großbritannien und Europa zu berichten hatte, war der junge Koch mit seinen Fragen kaum noch zu bremsen. Wir, nun eher Harry, freundeten uns mit ihm, genau wie später mit Lenath und Thao an und erfuhren viel, über die ganz eigene, magische Welt Australiens und über ihre Politik.
"Du denkst an Australien oder?" Harrys Stimme zerrte mich aus meinen Erinnerungen. Wie aufmerksam er doch war... "Mhm" wollte ich brummen, doch mein mh verlor sich in einem Seufzen. "Ich hab mir überlegt Oliver zu schreiben. Ihm und auch Lenath, schließlich hat er uns den entscheidenden Hinweis gegeben damit wir meine Eltern finden konnten. Ohne Ihn... wären wir wahrscheinlich immer noch Down Under." Harry nickte stumm und musterte mich. "Ja, schreib ihm! und grüsse ihn von mir... Was denn Mine, ich werde ihm nicht schreiben, du kennst mich...." Ich verdrehte die Augen.
"Wenn du mit dem Brief fertig bist gehen wir aus!" "Aus?" "Ja Aus! ich lade dich zu einem Eis ein, in der Winkelgasse und wir könnten, wenn wir den eh schon da sind noch bei Burgin und Borcks uuund vielleicht sogar kurz bei Ron und George vorbeischauen?" Harry ließ das Ende des Satzes wie eine Frage klingen und doch stand er auf, grinste mich an, wackelte dämlich mit seinen Brauen und ich wusste das sich eine Diskussion darüber ob ich das denn auch wollte, erübrigt hatte. Ich stand auf und wollte meinen Teller zur Spüle bringen als ihn mir Kracher auch schon aus den Fingern schnappte. "Miss muss nicht abwaschen, Miss soll Brief schreiben." Harry grinste Sieges sicherer bei den Worten des Elfen und ich stapfte missmutig hinauf in mein Zimmer, setzte mich an den kleinen Schreibtisch der neben dem großen Fenster stand und begann damit einer jener Briefe zu schreiben die mir bis dahin am schwersten vielen.
Ich starrte lange auf das Blatt Pergament vor mir auf dem Tisch und wusste nicht wo ich anfangen sollte. Ein einfaches 'Danke' würde nie ausreichen, nicht im mindesten ausdrücken was ich fühlte und doch wären alle weiteren Worte zu viel des Guten, zu kitschig und wahrscheinlich nicht ernste genug. Also begann ich meinen Brief mit eben jenem Wort, denn ich war es Oliver schuldig mich bei ihm zu bedanken. Doch die Gedanken an meine Eltern die jetzt im St. Mungos lagen, trübten mein Frohsein darüber das wir sie überhaupt gefunden hatten und erschwerte mir den Weg zum Ende meines Briefes. Als ich die einzelnen Zeilen die ich mühsam und unter Aufbietung meiner vollen Konzentration zusammengeschustert hatte noch einmal durchlas, lies ich mir auch die Ereignisse der letzten zwei Wochen noch einmal durch den Kopf gehen.
Meine Mum und mein Dad hatten weder mich noch Harry wieder erkannt als wir sie schließlich in einem der kleinen Vororte von Bonye Island tatsächlich fanden. Golf View Drive Nummer 38.
Das Häuschen war schick und klein und passte so überhaupt nicht zu meinen Eltern. Im Garten um das Haus waren Palmen und Kakteen gepflanzt. Nichts liesse auch nur vermuten das hier ein traditionell englisch lebendes Ehepaar hauste...
Ich hörte Schritte, jemand... nein Harry kam die Treppe herauf. Ich hörte ein Klopfen an meiner Zimmertüre, sie war nur angelehnt, noch etwas das ich an Harry so sehr mochte er war zurückhaltend und ließ mir meinen Freiraum. "Komm rein!" rief ich. Harry stand im Türrahmen und grinste mich unsicher an. "Na? bereit für den Ausflug in die Winkelgasse?"
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your soul, my quest ¦ Hermines Weg
RomanceHermine Jean Granger ihrerseits Hexe und überlebende der Schlacht um Hogwarts, ist auf der Suche nach Ihren Eltern und Ihrem Seelengefährten. Sie ist ihm schon einmal begegnet so viel ist sie sich sicher... Meine Geschichte knüpft nahtlos an die Ges...