Wie betäubt stand ich in der Großen Halle und blickte hinauf zu der mir eigentlich so vertrauten, und früher von Zaubern umwobene Decke. Doch ich starrte nur noch auf nackten Stein.
Die Magie die ich erwartet hatte zu sehn, surrte nicht länger in dem Gebälk aus Fels und Lehm. Es gab nicht mehr viel, was ich dort oben noch hätte ausmachen können, einzig die schwungvollen Spitzbögen, die viel zu filigran wirken um das Gewicht der Steine, die auf ihnen lasteten zu tragen, hielten meinen Blick noch gefangen. Ich folgte ihrem Weg hinauf bis zum Schlussstein, der an der höchsten Stelle der Konstruktion die Bögen vollendete und fixierte.
Die Wolken und der Himmel der früher dort oben in magischen wogen schimmerte, war nicht mehr zu sehen und je länger ich hin starrte umso absurder kam mir die Vorstellung vor, dort jemals einen Himmel gesehen zu haben.
Es fühlte sich an, als ob das Schloss ruhte, müde war von der Schlacht und all seinen Zaubern beraubt. Es wirkte karg und abgekämpft, ein Ruine dessen was ich und bestimmt auch viele andere, einmal ihr Zuhause nannten. Als ich bemerkte, dass ich schon eine ganze Weile, nur da stand und die Decke über mir anstarrte, riss ich mich aus meinen trüben Gedanken los und trat hinüber zu Ron. Er stand neben Ginny und hatte den Arm um sie gelegt. Durch sein rußgeschwärztes Gesicht zogen sich helle Striemen. Die Spuren seiner Tränen. Freds Leichnam lag am Boden und Georg kauerte immer noch bebend vor Schluchzer über ihm.Es war nur paar Stunden her als ich Ron, aus einer Kurzschlussreaktion, inmitten von aufschreienden Hauselfen und schier überwältigt vor Glück und dem nahenden Angesicht des Todes, geküsst hatte. Doch in diesen wenigen Stunden die verstrichen waren, hatte sich so vieles verändert, Harry hatte überlebt, Voldemort war besiegt viele von uns sind gefallen oder litten an den Verlusten jener Gefallenen und der Krieg? Der Krieg hatte ein Ende.
Wir alle hatten uns in der Grossen Halle versammelt. Es war ruhig trotz der vielen Menschen die hier beieinander saßen. Sie hatten Freds Körper, wie auch die Körper vieler Anderer aus den Trümmern geborgen. Die letzten Reste, die Hüllen unserer Freunde ruhten in ewigem Schlaf auf vor uns auf dem Boden. Ich blieb in respektvollem Abstand zu der Familie Weasley stehen. Ganz in der Nähe lagen Tonks und Remus und Laverdar auf dem kalten Stein, im Tod und dem Schrecken erstarrt und neben ihnen, lagen noch so viele mehr, viel zu viele.
Man hätte vermutet, dass nach der Schlacht und dem Sieg über Voldemort alles besser werden würde, dass wir glücklich waren, wir in Jubel ausbrechen würden und wir den Schrecken hinter uns lassen könnten. Doch es war zu früh und das einzige was sich geändert hatte, war die Stille in der Luft um uns herum. Sie war durchzogen von Ruhe, Erleichterung und dem über deutlichen fehlen von Angst. Wenn man die Luft, dieses Hoffnung schwangeren Morgens in sich auf sog, war man erfüllt von den Gefühlen die sich, wenn auch nur ganz langsam, in unseren Geist einbetteten. Doch kaum Atmete man diesen zarten Hauch des anbrechenden Tages wieder aus, ergriff die Trauer, die Erschöpfung wieder von einem Besitz und verdrängte die Erleichterung und die Ruhe die wir uns alle so sehr ersehnten.
Ron schien mich wie auch alle anderen um sich herum nicht mehr wahr zu nehmen. Seine Augen waren leer als er, wahrscheinlich nur aus einem Reflex zu mir herüber blickte. Es schien fast als würde er mich gar nicht sehen, als würde er durch mich hindurch und in einen leeren Raum starren. Ich wusste nicht was ich tun sollte, meine eigene Trauer hielt mich immer noch fest und aus ihr würde ich nur ausbrechen können wenn ich mich bewegte, um meinen Kopf etwas zu klären und um mich abzulenken. Molly hatte mich gerade gefragt, ob ich mit zu ihnen zurück in den Fuchsbau kommen wolle, jetzt da Ron und ich ja... sie deutete auf unsere ineinander verschränkten Hände. Sanft drückte ich Rons Hand die schlaff in meiner lag und schaute zu ihm auf. Doch er, er starrte immer noch blind vor Kummer und in sich verloren auf Freds Körper hinunter und als ich seine Hand los ließ, schien er es nicht zu bemerken. Ich schluckte und schritt dann langsam auf Harry zu, der verloren unter all den Leuten dastand und nicht wusste was er, nun da seine Aufgabe erfüllt war, mit sich anzustellen hatte.
Ich wusste das er jetzt gerade in diesem Moment viel lieber im Bootshaus unten wäre, um sich zu versichern dass Severus, nach dem er ihm die Wunde am Hals geschlossen hatte, auch immer noch am Leben war. "Soll ich mitkommen?" fragte ich ihn leise und griff dann nach seiner Hand, die meine gerne entgegen nahm. Wir verwoben unsere Finger und ließen uns nicht mehr los. "Ich kann doch nicht..." murmelte er, drehte sich und deutete so in die Richtung der trauernden Familien. "Du hast genug getan...", sagte ich schlicht, zuckte leicht mit meinen Schultern und zog ihn an der Hand zum Eingangstor und raus aus der Grossen Halle.
Er stolperte in rasender Geschwindigkeit die Treppen hinunter ins Bootshaus. Ich kam ihm nicht hinter her und meine Ermahnungen, er solle auf den vom Kampf zerstörten Stufen aufpassen, ignorierte er oder aber er hörte sie nicht. Ich holte ihn schließlich in den Trümmern der Anlegestelle unter Hogwarts wieder ein. Er kniete auf dem Boden vor der schon halb getrockneten Blutlache des Zaubertränkemeisters. Er war nicht mehr hier. Harry war geschockt. Ich konnte sehen das er zitterte und so wie ich ihn kannte befürchtete er gerade das Schlimmste. Auch hier unten war es Still, doch anders als in der Grossen Halle, lastete hier im Bootshaus, hier in den zersplitterten Dielen des Steges und der Wände, der faulige Klang der Ungewissheit und jetzt gerade drohte diese Ungewissheit Harry zu erdrücken.
Langsam, wie auf ein scheues, verängstigtes Tier, ging ich auf ihn zu, kniete mich neben ihn, nahm ihn in den Arm und wiegte ihn im sanften Takt, der sich an den Steinen brechenden Wellen die unaufhaltsam in ihrem tun, an das Ufer und an Steg um uns herum stießen.
"Hey Harry, vielleicht konnte er fliehen, irgendwie? Du hast ihm doch die Wunden geschlossen... vielleicht..." "und das Gift?" unterbrach er mich. "Nun..." ich stockte, denn ich wusste, das was ich als nächstes sagen wollte, nicht mit Sicherheit, es war nur eine Vermutung, eine logische ja, aber dennoch nur eine vage. "Harry es ist Snape, der Zaubertränke Meister und Hof-Panscher von Dumbledore, ich kann mir gut vorstellen, dass er ein Gegengift kennt und auch besitzt..." Sein Gesicht hellte sich auf als ihm klar wurde was ich da vermutete und er schöpfte Hoffnung.
Harry und ich standen in dem kleinen Park gegenüber vom Grimauldplatz Nummer zwölf. Ich erschauderte bei dem Gedanken daran jetzt in diesem Haus zu leben müssen. Doch ich hatte Harry bei mir, meinen besten Freund und das letzte was mir, zumindest in diesem Moment, noch an Familie geblieben war. Er lehnte an dem Zaun der die Straße und den Asphalt von der noch scheu, grün blühenden Wiese trennte. Seine Arme waren auf dem oberen Gurt des Zaunes verschränkt und er hatte seinen Kopf, mit dem Kinn voran auf seinen Händen abgestützt. Er blickte nachdenklich zu dem Haus hinüber und gerade als ich ihn fragen wollte, was in seiner Gedankenwelt vorging, drehte er seinen Kopf zu mir und fixierte mich. "Was?" fragte ich ihn und legte meinen Kopf schräg um die Frage zu untermauern. Ich kannte diesen ruhigen und nachdenklichen Harry nicht, war mir aber sicher, dass er sich mit dem Verlust von Voldemorts Seelensplitter ein ganz schönes Stück verändert haben musste. Er ließ sich Zeit bei seinen Überlegungen und antwortete mir schließlich mit einer Gegenfrage. "Wie funktioniert das eigentlich genau mit dem Fidelius Zauber?"
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your soul, my quest ¦ Hermines Weg
RomanceHermine Jean Granger ihrerseits Hexe und überlebende der Schlacht um Hogwarts, ist auf der Suche nach Ihren Eltern und Ihrem Seelengefährten. Sie ist ihm schon einmal begegnet so viel ist sie sich sicher... Meine Geschichte knüpft nahtlos an die Ges...