Setting: In einer alternativen Zeitlinie erhält Natasha einen anonymen Hinweis, der alles ändert. Spielt nach Endgame.
Spoiler: keine
Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr 2022! 😊
_______________________________________________________________________Regungslos betrachtete sie den sternenbedeckten Nachthimmel, welcher sich scheinbar meilenweit vor ihnen erstreckte. Nur das silberne Licht des vollen Mondes hüllte den endlos wirkenden Nadelwald in einen trüben Schimmer; ließ die hohen Tannenspitzen düstere Schatten schlagen und den stillen See in der Ferne sanft glitzern, während die schneebedeckten Gipfel der entfernten Berge wie ein Leuchtsignal glänzten.
Sie sah vor sich die Wildnis Russlands, welche so dicht an der Grenze zur Zivilisation lag, dass sie von zahlreichen Touristen aller Welt besucht wurde. Bewohner und Besucher spazierten tagtäglich durch die Wälder, lagen im Sommer am Ufer des weiten Sees und fuhren im Winter darauf Schlittschuh, während keiner von ihnen auch nur ahnen konnte, was in den Tiefen dieser Wälder und Berge tatsächlich von statten ging.
Welcher Schrecken sich hinter den glitzernden Schneegipfeln und sanft im Wind rauschenden Tannenspitzen verbarg. Welche brutale Realität sie dort erwartete.
Lediglich das leise Geräusch der laufenden Turbinen, gepaart mit den flüsternden Stimmen der eingeweihten Agenten S.H.I.E.L.D.s, schien die erdrückende Stille im kleinen Quinjet zu durchbrechen. Sie verspürte die Anspannung zwischen ihnen; die unsicheren Erwartungen und nervöse Ungewissheit aufgrund dessen, was sie alle möglicherweise erwarten würde.
Es waren nicht mehr als eine Handvoll auserwählte Agenten, die solch einer riskanten Mission letztendlich zugestimmt hatten – zu unvorhersehbar war ihr aller Gegner. Zu hoffnungslos und verzweifelt das Ziel, an welches sie sich so sehr klammerte.
Doch es war eine Spur – ihre einzige, die sie nach drei langen Jahren noch hatte.
Ihre einzige Chance, all das was geschehen war, noch rückgängig machen zu können.
Ihr blieb nichts anderes mehr übrig, als sich an diese hoffnungslose Hoffnung festzukrallen und mit allem, was sie noch besaß, jeden der zuhörte anzuflehen, barmherzig zu sein.
Sie hatte es nicht verdient, denn ihre Weste war blutgetränkt. Doch sie war gewillt, diese Schuld zu begleichen – diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, als sie es gestern noch war.
Sie würde jene rächen, die sich nicht mehr selbst rächen konnten. Jene schützen, die sich nicht selbst beschützen konnten. Für all diejenigen weiterkämpfen, die nicht selbst für sich kämpfen konnte.
„Nat."
Ein leises Seufzen löste sich von ihren Lippen, ehe sie langsam den Blick sich ihr bietenden Aussicht abwandte. Stattdessen traf sie den Clint Bartons, welcher neben ihr zum Stehen gekommen war und nachdenklich den Pfeil in seiner Hand drehte.
Nach einigen Sekunden der nachdenklichen Stille sah er wieder zu ihr auf. „Das hier ist die Spur, nach der wir so lange gesucht haben. Das hier wird funktionieren."
Seine scheinbar ungebrochene Zuversicht, mit welcher er sie seit ihrer beider allerersten Begegnung stets antrieb, rief ihr ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen. Und auch wenn sie eben dieses Gefühl schon lange nicht mehr mit ihm teilen konnte, so erfüllte es sie jedoch mit einem blassen Schimmer Hoffnung, von der sie sich vehement weigerte, sie zu spüren.
Denn es tat umso mehr weh, wenn sie enttäuscht wurde – wieder und wieder, genau wie es all die vielen Male zuvor gewesen war.
„Das muss es", sagte sie schließlich kaum hörbar, während sie in einer abwehrenden Geste die Arme vor der Brust verschränkte. „Denn ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn es das nicht tut."