Die Stunden waren wie im Flug vergangen, viel zu schnell als es mir eigentlich lieb war. Ich wollte nicht zu diesem Essen, alles in mir sträubte sich dagegen und am liebsten hätte ich Rosie verklickert das ich eine spontane Migräne bekommen habe, doch irgendwo war in mir eine Stimme welche mir sagte ich solle hingehen. Einfach nur aus Respekt und vielleicht auch aus falscher Dankbarkeit das ich Caleb irgendwo mein Leben zu verdanken hatte, auch wenn es dieser Braunhaarige Schönling war, der mich aus dem Wasser gezogen hatte.Caleb hatte einen großen Teil mitgespielt was meinen Suizid anbelangte. Er war es der den Krankenwagen angerufen hatte. All das nur weil er ein neues Haus bezogen hatte und nun eine Irre neben ihm wohnte welche sich das Leben nehmen wollte.
Sicher wünscht er sich bessere Verhältnisse, also sollte ich zumindest versuchen ihm etwas entgegen zu kommen.
„Nun beweg deinen Hintern schon! Es ist ja peinlich zu spät zu kommen wenn man schon nebenan wohnt", brach es auch Rosie heraus während ihr tadelnder Blick über mich fegte. Ich wusste das ich mehr als nur trödelte, entweder hatte ich so getan als würde ich meine Haarspange nicht finden, dann waren es meine Schuhe gewesen. Es war als würde mein Körper nach noch mehr Vorbereitungszeit betteln, er musste sich voll und ganz darauf einstellen nicht die Kontrolle zu haben sobald ich das Haus verließ. Es war eine Katastrophe wenn ich die Szenarien in meinem Kopf abspielte was heute Abend alles passieren konnte.
Keiner dieser Szenen war sonderlich Positiv, meistens endeten sie gar damit das Caleb mich vielleicht auch etwas unbewusst bloßstellte in dem er laut herum schrie das ich eine Irre sei die sich die Arme aufgeschlitzt hat.
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich durfte so nicht denken. Auch wenn es in meinem Kopf mehr als nur Sinn ergab das Caleb womöglich meiner Tante erzählen möchte wie es um mich steht, vielleicht aus Sorge. Doch kam dann in mir die Frage auf wieso er sich Sorgen sollte, schließlich war ich ihm so fremd wie man als neuer Nachbar nur sein kann.
„Ist schon gut, ich komme ja!", antwortete ich schwer seufzend und schlüpfte in meine schwarzen Stiefel welche vorne, an den Kappen mit lauter roten Strasssteinen beklebt waren.
Meine Schüler fanden sie klasse - doch es war nicht schwer, Kinder zu begeistern. Selbst ein kitschiger pinker Pullover mit einer bestickten Katze welche, wenn man auf die Nase drückte, miaute, konnte sie zum Strahlen bringen. Aber es war mehr als nur verständlich, ein Pullover der Geräusche machen konnte gab es nun wirklich nicht oft.
Rosie hatte nicht viel mit meiner Mutter gemeinsam, doch immer wieder - wenn ich Rosie einen verstohlen Blick zu warf erkannte ich wie sehr sie sich doch in ihrem Verhalten glichen. Meine Mutter hatte es gehasst zu spät zu kommen, umso mehr hatte es in ihr gebrodelt wenn ich es war die trödelte - genauso wirkte nun auch Rosie. Ihr Fuß tanzte auf und ab, wartend und immer wieder glitt ihr Blick auf die Uhr welche gleich am Eingang hing. „Scheiße Charlet, beweg dich jetzt - deine Schuhe sind zu, deine Haare sitzen und scheiße, die Haarspange sitzt an der richtigen Stelle. Also - können wir jetzt?", kam es Rosie sogleich wieder über die Lippen während sie die Luft scharf einzog und mir einen ungeduldigen Blick zu warf, welcher einem fast schon einen sanften Stich versetzte.
Ich wünschte so sehr ich könne ihr sagen ich das ich nicht wollte. Das ich dieses verfluchte Haus nicht verlassen wollte. Jedes Mal wenn ich einen Schritt heraus ging, war es als würde ein Stück meiner Ich's an der Türschwelle zurück bleiben und dann eine eisige Kälte mein Inneres erfüllen. Es war ein Kampf. Ein Kampf welcher niemand verstand. Wenn ich erwähnen würde das es mich mit Panik und Furcht durchflutet wenn ich hinaus gehe, würde es niemand nachvollziehen können. All das machte es nicht besser wenn ich bedachte ich würde gleich mit Caleb an einem Tisch sitzen.
Mit ihm essen, als sei nichts gewesen - und ich ersehnte nichts mehr als das einfach nicht geschehen wäre.
Doch das war es. Ich hatte mir versucht mein Leben zu nehmen und er war es gewesen der all das gesehen hat.
Als mein Blick dann von erneutem den von Rosie traf, versetzte mein Herz mir einen Stich. Nur für einen winzigen Moment spinnte mein Kopf sich zusammen es sei das Gesicht meiner Mutter welches mir gegenüber war - ich schüttelte meinen Kopf. Sie war nicht hier. Das war nur Rosie, welche mich womöglich gleich erwürgen würde wenn ich meinen Hintern nicht heben würde.
Also atmete ich ein, zog einen Schwung an Luft in meine Lunge welche soviel gar nicht aufnehmen konnte und presste sie sogleich wieder hinaus. „Lass uns gehen", kam es mir dann über die Lippen und einen Moment lang schien es als würden die Worte mir im Hals stecken bleiben, doch lösten sie sich mit einem geschmeidgen Rutsch wieder. Rosie wirkte erleichtert und ich konnte sehen wie ihre Brust sich genauso wieder hebte.
Rosie trat aus der Haustüre hinaus auf die Veranda, dicht gefolgt von mir bevor ihre Füße sie weiter trugen, gleich auf den Gehweg und dann den seichten Kieselweg welcher hinauf zu Calebs Veranda führte. Ich wagte es mich sogar zu entsinnen das es das erste wirkliche Nachbarschaftsessen war welches ich nach dem Tod meiner Eltern besuchte.
Vorher geschah so etwas öfters - Mandy und Brian von gegenüber zum Beispiel, hatten uns jeden Monat zum Lasagneabend eingeladen und dann hatten wir Scharade gespielt. Als meine Eltern starben hatten sie es noch immer versucht diese Tradition beizubehalten doch ich hatte nie zugesagt, war nicht aufgetaucht. Zu sehr klaffte die Wunde noch in meinen Herzen. Sie hatten es aufgegeben. Sie hatten nicht mehr gefragt, auch nicht als das erste Jahr vorüber war und ich hatte kein Wort verloren.
Es war das Klopfen von Rosies Hand welche mich wieder zurück in die Realität brachte. Ihre Hand schellte gegen die Türe und gleich konnte man, durch die Fenster - welche gleich neben der Türe waren erkennen wie etwas im Inneres wuselte und seinen Weg zur Haustüre bahnte. Genauso erklang ein bellen, so laut das ich zusammen zuckte.
Die Türe wurde aufgezogen und gleich entdeckte man den großen Vierbeiner welcher geradewegs hinaus preschen wollte doch von Caleb am Halsband festgehalten wurde.„Ich hoffe ihr habt keine Angst vor Hunden - sonst Sperre ich ihn in den Garten", kam es Caleb über die Lippen welche zu einem verschmitzen lächeln verzogen waren. Rosie winkte galant ab und schenkte dem Hund ein warmes Lächeln. Sein Schwanz wedelte neugierig in der Luft und seine Schnauze war einen Spalt geöffnet während er fröhlich hechelte. „Nein keine Angst vor Hunden-", Rosie blickte zu mir herüber und nickte mir auffordernd zu „Oder nicht?", fragte sie mich und ich schüttelte sanft mit meinem Kopf.
Ich hatte keine Angst vor Hunden. Ich mochte sie, doch hatte ich Angst dieses Haus zu betreten, aber das konnte ich wohl kaum anmerken ohne Fragen aufzuwerfen. Also schluckte ich den Kloß in meinem Hals herunter und zog die Luft in meine Lunge.
„Nein. Ich habe keine Angst vor Hunden"
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Rescue Me
Romance»Doch waren sie so fern, ich konnte sie nicht ergreifen. Nicht fassen. Meine Lider fielen wieder zu. Doch dann zwang ich mich ein letztes Mal, meine Augen zu öffnen, meine Sicht war verschwommen, wie benebelt. Braunes Haar. „Ruf einen verfluchten...