Kapitel 1

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Ich schlug die Augen auf. Vor mir zeichnete sich ein dunkler Wald ab. Neben mir lag meine Schwester Carlyn im Gras, ihre langen roten Haare waren nass und lagen in Strähnen um ihr Gesicht herum. Sie war blass und ihre Lippen schon fast blau vor Kälte. Ihre Augen hatte sie immer noch geschlossen, ihr Atem ging flach. Langsam richtete ich mich auf und schaute an mir herunter. Meine Kleidung war nass und schwer und klebte an meinem Körper. Dann schaute ich auf meine Hände und Arme, sie waren zerkratzt und an manchen Stellen blutig verschmiert. Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern was passiert war, bevor ich hier am Waldrand wohl erschöpft eingeschlafen bin.

Plötzlich riss mich ein leises Motorbrummen aus meinen Gedanken, schnell versuchte ich durch die Bäume einen Blick zum Himmel zu werfen, doch ich konnte nichts erkennen. Neben mir wachte Carlyn aus ihrem leichten Schlaf auf und ich schaute sie erstmal erwartungsvoll an. Ohne ein Wort zu sagen, sprang sie auf und rief mir zu: „ Lauf, Avery!" Sie packte mich am Handgelenk und zog mich in den Wald. Ich musste mir auf die Lippe beißen um nicht aufzuschreien, denn an meiner Hand klaffte eine Wunde, von der ich nicht mal wusste, wie ich sie mir zugezogen hatte. Während ich verwirrt hinter meiner Schwester um mein Leben rannte, blieb ich auf einmal an einer Wurzel hängen, stolperte und fiel zu Boden. Anscheinend hatte meine Schwester nicht bemerkt, dass ich am Boden lag, denn sie rannte einfach unbeirrt weiter ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Ich rief ihren Namen, doch sie reagierte nicht darauf. Außer Atem und geschwächt wie ich war, blieb ich dann einen Moment einfach am Boden liegen. Ich hatte keine Ahnung wo ich hier war und was ich vor hatte. War das ein Traum?

Dann hörte ich erneut dieses Motorengeräusch, diesmal etwas lauter, als vorher. Verwirrt blickte ich mich um, hatte aber keine Ahnung wovon und woher dieses Geräusch kam. Immer noch erschöpft von diesem Spurt setzte ich mich auf und lehnte mich an einen Baum. Das Geräusch wurde immer lauter und bald konnte ich mich nicht mehr damit abfinden, dass es nur ein harmloses Flugzeug sei. Gespannt es gleich sehen zu können blickte ich nach oben zu den Baumgipfeln und stand auf. Gleichzeitig wurde mir etwas mulmig, denn ich hatte mal wieder keine Ahnung was hier gerade ablief. Dann sah ich, wie langsam ein riesiges Gefährt langsam über den Wald flog. Es hatte große Ähnlichkeiten mit einem Flugzeug, war jedoch viel zu langsam und flog eindeutig zu tief. Außerdem irritierte mich die Form des Flugobjekts, es war kreisrund und hatte eine Ladeklappe, an der zwei Männer standen und sich dauernd suchend umblickten. Kurz darauf wurde ich von einem Scheinwerferlicht geblendet und als ich wieder nach oben schaute, zeigte einer der beiden Männer in meine Richtung. Darauf wurde der Mann an einem Stahlseil herab gelassen und paar Sekunden darauf stand er ungefähr fünf Meter vor mir, dann sagte er: „ Avery, bitte kommen sie mit mir." Meine Gedanken katapultierten sich in meinem Kopf. Wer war dieser Mann? Woher kam er? Was wollte er von mir? Dazu die Fragen von vorhin, die sich leider immer noch nicht beantwortet haben. Eins wusste ich genau, ich brauchte Antworten und zwar so schnell wie möglich, aber ganz sicher würde ich keinen Schritt in dieses Flugzeug machen, bevor ich keine Antworten hatte. Also blieb ich dort stehen wo ich war und schüttelte den Kopf, dann versuchte ich meine Situation einigermaßen zu erklären: „Bevor ich mich irgendwie hier von der Stelle bewege, brauche ich Antworten. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, ich weis nicht wo ich bin, was ich hier mache, geschweige denn, ob ich überhaupt ein normales Leben habe. Bitte erklären sie mir was hier passiert, ich verstehe das alles nicht." Einen Moment schaute der Mann mich verständnislos an, dann nickte er und sagte: „ Ich verspreche ihnen, dass ihnen, alles genauestens erklärt wird, aber vorerst müssen sie mit mir mitkommen." Ich schaute ihn geschockt, dann erwiderte ich jammernd: „Verstehen sie denn nicht? Ich brauche Hilfe und Antworten, ganz sicher werde ich nicht unwissend in dieses äh Flugobjekt dort oben einsteigen und außerdem kenne ich sie ja gar nicht." Er lächelte leicht, wurde dann aber wieder ernst und sagte mit ruhiger Stimme: „ Natürlich verstehe ich sie, es ist vollkommen verständlich, dass sie Mistrauen haben, doch trotzdem muss ich sie erneut bitten uns zu vertrauen und mit mir in den Jet zu steigen." Langsam geriet ich in Panik und wusste nicht mehr was ich tun sollte. Dann bekam mein Gegenüber eine Nachricht durch sein Funkgerät: „ Es verbleiben ihnen noch genau drei Minuten, wir bitten sie um Beeilung." Okay also in genau drei Minuten wird dieser Mann wieder an seinem Stahlseil hochgezogen und in den Jet gehen, dann wäre ich wieder alleine und hätte immer noch keine Antworten gefunden. Ich dachte hin und her und entschied mich dann das Risiko einzugehen dem Mann zu folgen und dem Schicksal entgegen zu treten. Als ich dann zu dem Mann blickte nickte ich und sagte: „ Okay ich werde mitkommen." Auch er nickte. Während ich auf ihn zu ging, löste er den Karabinerhaken, an dem das Stahlseil befestigt war. Dann legte er mir einen Gurt um meine Hüften und befestigte den Haken daran. Kaum war der Haken zugeschnappt, baumelte ich schon in der Luft und wurde nach oben gezogen.

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