Prolog

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Die Stille der Nacht war Balsam für meine zerschundene Seele. Bis auf das leise Quietschen der Schaukel, auf der ich saß, war nichts zu hören. Ich seufzte, nahm ein wenig Schwung und schaute mich um. Es war ziemlich dunkel, es waren kaum Sterne am Himmel zu sehen und nur der Halbmond spendete etwas Licht. Ich konnte schemenhaft die Rutsche erkennen, die gegenüber von mir platziert war.

Wie viele glückliche Stunden ich wohl als Kind darauf verbracht habe?

Es blitzten ein paar Erinnerungen vor meinem inneren Auge auf und mir kamen die Tränen. Früher war alles so viel einfacher. Ich stand von der Schaukel auf und lief auf die Rutsche zu, kletterte hinten die Leiter hinauf und setzte mich an den Anfang des Bogens. Der Wind spielte mit meinen Haaren und ich genoss die frische Luft. Ich zog meine Knie an, legte das Kinn darauf und schloss die Augen. Ich ließ die letzten Wochen Revue passieren.

Wo habe ich mich denn nur hineingeritten? Wie konnte ich nur so naiv sein? Wie habe ich ihm das alles glauben können? Doch, es war nun mal so und die Realität ließ sich nicht ändern. Die Vergangenheit konnte man nicht rückgängig machen und die Zukunft kann man nicht vorhersehen. Nur die Gegenwart kann man kontrollieren. Und genau das werde ich jetzt tun, dachte ich und stand entschlossen auf, sprang von der Rutsche und wollte gerade zurück gehen, als ich plötzlich das Knacken von Ästen hörte. Ich blieb stehen und sah mich um.

Eine Silhouette eines Jungen, was man am Körperbau erkennen konnte, stand mir gegenüber. Als er ein wenig näher kam, konnte ich die schwarzen Haare und die dunklen Augen erkennen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wollte gerade 'Verzieh dich' sagen, doch er kam mir zuvor.

"Da bist du ja." Ich hörte Erleichterung in seiner Stimme. Ach, auf einmal machte er sich Sorgen? Das ist doch nicht sein ernst?!

Ich blieb dennoch still, neugierig darauf, was er zu sagen hatte.

"Es tut mir leid. Wirklich, mir tut das alles so leid. Ich wollte das nicht, ich wollte dich nicht verletzten und -"

"Wieso hast du es dann getan? Wozu das ganze Theater?", platzte es aus mir heraus. Ich erwartete eine Antwort, doch er blieb still. Pah! 'Es tut mir leid' Er log - schon wieder. Ich spürte förmlich, wie mein Herz wieder zu bluten anfing. Obwohl ich versuchte, den Schmerz nicht an mich heranzulassen, zerfraß er mich innerlich.

"So viel dazu", meinte ich nur mit Tränen in den Augen und wandte mich zum Gehen.




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